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Friedberg: Corona-Messen in der Kirche: Verkrampft oder wohltuend?

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Corona-Messen in der Kirche: Verkrampft oder wohltuend?

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    Wie soll eine Messe unter Hygienebedingungen abgehalten werden? Die Friedberger Pallottiner haben dazu eine Online-Umfrage gestartet.
    Wie soll eine Messe unter Hygienebedingungen abgehalten werden? Die Friedberger Pallottiner haben dazu eine Online-Umfrage gestartet.

    Mundschutz, Handschuhe, kein Gesang, Anmeldung zur Messe: Ist die Eucharistie so wichtig, dass sie auf jeden Fall stattfinden soll – auch unter strengen Hygienevorschriften? Die Friedberger Pallottiner haben die Gläubigen dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen zu schildern. Viele Menschen wollen lieber warten, bis Gottesdienste wieder allen zugänglich sind. Aber es gibt auch ebenso Stimmen, die sich darüber freuen, dass es überhaupt wieder die Möglichkeit gibt, die Messe zu erleben.

    „Ich war sehr erfreut, als es hieß, man könne wieder mit Anmeldung in die Kirche und an der Eucharistie teilnehmen“, schreibt eine Frau und betont: „Meine Sehnsucht danach war wirklich sehr groß.“ Denn nur Worte, Bibelstellen und Impulse reichten ihr nicht. Sie vermisse die Gemeinschaft, noch viel mehr den Empfang der Kommunion. Dafür war sie auch bereit, alle Vorschriften einzuhalten. Ihre Gefühle: „Ich war zu Tränen gerührt.“ Wenn es denn nicht anders gehe, dann sollten die Priester mehrere Messen bieten, bis sich kleine Gruppen gefunden haben, die den Glauben lebendig erhalten und die ab und zu einen Priester zu Besuch haben, schlägt sie vor.

    Wieder Gottesdienst in Friedberg: Besucher sind froh und dankbar

    Auch eine andere Friedbergerin betonte, wie sie trotz der irritierenden Gefühle durch die Vorschriften tief berührt gewesen sei, als sie die Kommunion empfing. Plötzlich sei ihr klar gewesen, „dass die Umstände nicht so wichtig für mich sind und dass ich jeden Sonntag wieder die Messe mitfeiern will, auch wenn ich gefühlsmäßig irritiert bin.“ Froh und dankbar: Diese Worte fallen bei den Befürwortern auch auf Facebook häufig. Endlich komme wieder Leben in die Gotteshäuser, schreibt ein Facebook-Nutzer.

    Manche sagen aber auch, dass sie zwiegespalten seien. „Einerseits schätze ich die wohltuenden, da vertrauten und Geborgenheit schenkenden traditionellen Rituale“, schreibt ein Mann und betont, dass ihm dies Verlässlichkeit und Beständigkeit im Alltag gebe. Andererseits böten die Verpflichtungen auch die Möglichkeit und den Anlass, aus altem Trott auszubrechen und Neues zu versuchen.

    Kritiker lehnen Corona-Messen als verkrampft ab

    Noch mal anders empfindet es eine Frau, die die Corona-Messen ablehnt. Sie finde es wohltuend, leere Kirchen zu besuchen, eine Kerze zu entzünden, Tages- und Wochenimpulse anderer Gemeinden aufzugreifen oder Gottesdienste im Internet mitzuerleben. „Das erfüllt mich mehr, da ist Gott mir näher als bei solchen verkrampften Hygiene-Gottesdiensten“, schreibt sie. Eine andere fragt: „Was ist das für ein Gottesdienst, in dem nur ein Bruchteil der Gemeinde sich mit Mundschutz versammelt, mit Abstand, und danach wird man gebeten, sich nicht mehr zu unterhalten, sondern schnell heimzugehen!“

    Michael Pfenning
    Michael Pfenning

    Eine Gläubige erzählt, dass sie sich gegen die Teilnahme einer Messe mit Hygienevorschriften entschieden habe. Stattdessen gehe sie jeden Sonntag in die Kirche, hole sich das Licht von der Osterkerze und übertrage es auf die kleine Osterkerze. „Wenn ich dann nach Hause gehe, lösche ich das Licht und nehme die Kerze mit.“ Und was den fehlenden Gesang betreffe, setze sie sich auf die Bank vor der Kirche, höre den Gesang der Vögel an und erfreue sich an der Natur.

    Für Vizeprovinzial Pater Michael Pfenning spiegelt sich in der Vielfalt der Antworten die Vielfalt der Gemeinde, die sich „das große Geheimnis der Eucharistie mit unterschiedlichen Zugängen erschließt“. Er sieht die Aufgabe seiner pallottinischen Gemeinschaft daher darin, alle diese Zugänge wahrzunehmen und die Feier der Eucharistie als Kraftquelle zu stärken, ohne Etiketten wie falsch und richtig oder liberal und konservativ zu verteilen. „Wir können jetzt den Gottesdienst als spirituelles Ereignis neu entdecken und die Gestaltung entsprechend vertiefen“, sagt Pfenning.

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