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Friedberg: Bestehende Strukturen schützen: Damit Derching seinen Charakter behält

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Bestehende Strukturen schützen: Damit Derching seinen Charakter behält

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    Ein Bebauungsplan soll die gewachsenen Strukturen im Derchinger Altort sichern und dennoch Entwicklungsmöglichkeiten zulassen.
    Ein Bebauungsplan soll die gewachsenen Strukturen im Derchinger Altort sichern und dennoch Entwicklungsmöglichkeiten zulassen. Foto: Leonhard Knauer (Archivfoto)

    Es könnte ein Vorbild sein für alle anderen Friedberger Stadtteile. Darin waren sich die Mitglieder des Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses einig, als jetzt der Bebauungsplanentwurf für den Derchinger Altort festgelegt wurde. Er soll die gewachsene Siedlungsstruktur entlang der Bürgermeister-Schlickenrieder-Straße erhalten und gleichzeitig eine maßvolle Nachverdichtung im rückwärtigen Teil der Grundstücke ermöglichen.

    Die Stadt reagiert damit auf den wachsenden Siedlungsdruck, der seit Jahren immer wieder zu Konflikten führt. So sollten im Jahr 2018 auf einer Hofstelle in der Bürgermeister-Schlickenrieder-Straße vier Gebäude mit je acht Wohnungen errichtet werden, zusätzlich zum bestehenden Haus.

    Umstrittene Projekte im Derchinger Altort

    Bereits 2016 hatte es Diskussionen um ein Projekt auf dem Areal des ehemaligen Gasthofs Zur Post gegeben. Dort wurden letztlich zehn statt der vom Investor gewünschten 14 Wohneinheiten genehmigt, aufgeteilt auf zwei Bauten. Weitere derartige Vorhaben zeichneten sich ab, sodass der Stadtrat ein Bebauungsplanverfahren samt Veränderungssperre beschloss.

    Pläne für das Gelände des Landgasthofs Post in Derching waren Anlass, die bestehenden Strukturen zu schützen. Inzwischen stehen auf dem Platz des Gasthauses Mehrfamilienhäuser.
    Pläne für das Gelände des Landgasthofs Post in Derching waren Anlass, die bestehenden Strukturen zu schützen. Inzwischen stehen auf dem Platz des Gasthauses Mehrfamilienhäuser. Foto: Leonhard Knauer (Archivbild)

    Gemeinsam mit den betroffenen Grundstücksbesitzern wurden unter anderem folgende Festlegungen erarbeitet:

    • Die Grundflächenzahl, also das Verhältnis von bebauter Fläche zur Grundstücksgröße, darf maximal 0,4 betragen, die Grundfläche des Gebäudes ist auf 250 Quadratmeter begrenzt. Ausnahmen gibt es für landwirtschaftliche Betriebe.
    • Die maximale Firsthöhe beträgt 12 Meter, die maximale Wandhöhe 6,50 Meter.
    • Im vorderen Bereich der Grundstücke sind Doppelhäuser und Hausgruppen unzulässig. Im hinteren Bereich dürfen Hausgruppen maximal 20 Meter lang sein, das entspricht vier Reihenhäusern.
    • Die Innenhöfe der landwirtschaftlichen Anwesen sind freizuhalten.
    • Die Gebäude bekommen eine Putzfassade in weißer Farbe. Bei Ersatzbauten ist die Firstrichtung beizubehalten. Vorgeschrieben ist außerdem ein symmetrisches Satteldach mit knappen Überständen.
    • Pro 300 Quadratmeter Grundstücksfläche sind mindestens ein Baum und fünf Sträucher zu pflanzen. Ortsbildprägende Bäume müssen erhalten oder angemessen nachgepflanzt werden. Grünflächen müssen zu 20 Prozent insektenfreundlich gestaltet werden. Oberflächenwasser ist dezentral auf dem Grundstück zu versickern, weil der Kanal an seine Kapazitätsgrenzen kommt.
    • Der Dorfanger wird mit Rasen, Bäumen und Wegen zu einem Aufenthaltsbereich gestaltet.
    • Der Sebastianweg wird in den Geltungsbereich des Bebauungsplans aufgenommen, um die Erschließung der rückwärtigen Grundstücke zu sichern. Er könnte im Norden wieder zur Bürgermeister-Schlickenrieder-Straße verlängert werden. Fußwege mit öffentlichem Gehrecht sollen beide Straßen verbinden.

    Offen ist noch, wie die Bürgermeister-Schlickenrieder-Straße selbst aussehen soll. Die letzten Infoveranstaltungen fanden 2014 statt, als es noch eine Straßenausbaubeitragssatzung gab. Das Interesse an größeren Umbauten sei deswegen gering gewesen, sagte Bürgermeister Roland Eichmann (SPD).

    Der Derchinger Ortssprecher Michael Sedlmeyr stellte fest, dass die Anregungen der Betroffenen bereits in die Planung eingeflossen seien. Gut sei auch, dass der Dorfanger umfangreich berücksichtigt sei, für den es bereits viele Ideen in der Dorfgemeinschaft gebe.

    Derchinger bekommen noch einmal das Wort

    Positiv überrascht von dem Konzept zeigte sich Manfred Losinger (CSU). Er sieht in dem Entwurf ein Modell für andere Stadtteile, weil es den Charakter erhalte und zugleich flexibel sei. Claudia Eser-Schuberth (Grüne) lobte die Planung, vor allem weil sie ein gutes Konzept zur Grünordnung beinhalte. Der Ausschuss stimmte einmütig zu, jetzt wird der Entwurf öffentlich ausgelegt, sodass Bürger, Behörden und Verbände dazu ihre Stellungnahme abgeben können.

    Lesen Sie auch den Kommentar zum Thema: Friedbergs Stadtteile: Retten, was noch zu retten ist

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