Bekommt das Tierheim Augsburg eine neue Außenstelle im Friedberger Ortsteil Derching? Das könnte im Lauf des nächsten Jahres das Ergebnis eines Insolvenzverfahrens sein, das das Amtsgericht Augsburg jetzt eröffnet hat. Grund sind Steuerschulden im sechsstelligen Bereich des Tierheims Lechleite.
Das Tierheim an der AIC 25 war 2019 vom Veterinäramt Aichach-Friedberg geschlossen worden, nachdem die damalige Leiterin rechtskräftig wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz verurteilt worden war. Es folgten Querelen im Trägerverein, dem Verein gegen Tierversuche und Tierquälerei e. V. Dieser wurde mittlerweile von seinem Notvorstand aufgelöst.
Hohe Steuernachzahlungen führen zu Insolvenz von Tierheim
Eine Betriebsprüfung durch das Finanzamt ergab außerdem, dass der Verein mehrere Jahre lang gewerblich mit Hunden gehandelt hatte. Daraufhin wurde ihm die Gemeinnützigkeit aberkannt. Die Folge waren hohe Steuernachzahlungen, zum Beispiel für Spenden und Erbschaften. Diese können aus der Vereinskasse nicht beglichen werden, wie Sabina Gaßner sagt. Die Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg und der Augsburger Rechtsanwalt Marcus R. Klopfer sind Notvorstände des Vereins. Aufgelöst haben sie diesen, weil laut Gaßner aus den Unterlagen nicht hervorging, wer Mitglied war. Wie geht es nun mit dem Tierheim weiter?
Zum Insolvenzverwalter wurde der Augsburger Rechtsanwalt Michael Bauer bestellt. Wie Gaßner erläutert, können sich nun Gläubiger des Vereins innerhalb einer Frist melden. Das könnte außer dem Finanzamt auch die Stadt Augsburg sein.
Tierheim Lechleite in Derching wurde 1993 eröffnet
Hintergrund: Die Einrichtung wurde 1993 eröffnet. Das Grundstück in Derching hatte zuvor der Stadt Augsburg gehört. Diese verkaufte es nur unter der vertraglich festgelegten Klausel günstig, dass es eine bestimmt Zeit lang gemeinnützigen Tierschutzzwecken dient. Da dies nicht mehr erfüllt ist, könnte die Kommune einen Differenzbetrag nachfordern.
Eine Frage ist bei der Rückforderung der Stadt laut Gaßner auch, wer das Tierheim erwirbt. Der Tierschutzverein Augsburg ist seit Längerem interessiert und könnte sich die Übernahme immer noch vorstellen. Laut Gaßner handelt es sich um eine gut konzipierte Einrichtung mit guter Bausubstanz. Außerdem findet sie: "Das Heim wurde durch Spenden und Ehrenamt geschaffen. Dieses Engagement darf nicht einfach umsonst gewesen sein. "
Auch die Gemeinden im Landkreis Aichach-Friedberg und das Landratsamt hätten großes Interesse an dieser Lösung, wie Landrat Klaus Metzger mitteilt. Derzeit müsse das Veterinäramt im Bedarfsfall in ganz Bayern nach Unterbringungsplätzen für beschlagnahmte Tiere suchen. „Wir wünschen uns dringend ein wohnortnahes Tierheim im Landkreis Aichach-Friedberg“, so Metzger. Der CSU-Politiker hofft, dass das Verfahren nicht lange dauert und der Tierschutzverein Augsburg zum Zug kommt.
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