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Friedberg: Artenvielfalt im Wittelsbacher Land: Neue Heimat für den Kiebitz

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Artenvielfalt im Wittelsbacher Land: Neue Heimat für den Kiebitz

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    Der Kiebitz hat dieses Jahr das erste Mal auf der Beweidungsfläche des LPV gebrütet.
    Der Kiebitz hat dieses Jahr das erste Mal auf der Beweidungsfläche des LPV gebrütet. Foto: Thomas Grüner

    Laubfrosch, Kiebitz und Großer Wiesenknopf – das Rederzhauser Moos südlich von Friedberg bietet Lebensraum für viele seltene oder gar bedrohte Tiere und Pflanzen. Aber die Natur braucht die Hilfe der Menschen.

    Davon verschaffte sich eine Gruppe interessierter Naturfreunde einen Eindruck bei der Wanderung, zu der der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg (LPV) eingeladen hatte. Die Wanderer folgten dem Griesfeldweg bei Ottmaring. Von dort bot sich ein Blick in die Lechebene bis nach Augsburg.

    Die Eiszeit hinterlässt ihre Spuren in Friedberg

    Hier, am östlichen Rand des Lechtals, in einer Senke vor der steil aufsteigenden Leite zum Hügelland, hatte sich nach der letzten Eiszeit ein Niedermoor gebildet. Dort finden sich renaturierte Moorflächen, die sich deutlich durch ihre Vegetation von den umgebenden Wiesen und Äckern abheben. Diese Wiesen werden nun seit vier Jahren beweidet und waren Ziel der Wanderung.

    Auf der acht Hektar großen Weidefläche fiel auf, dass die Fläche nicht einfach nur eine ebene Wiese ist. Hier wurden Mulden und flache Gräben vom LPV geschaffen. Über solche offenen Wasserflächen freuen sich Bewohner der Feuchtwiesen wie Laubfrosch, Sumpfschrecke und Kiebitz. Angela Rieblinger, Geschäftsführerin des LPV, berichtete mit Begeisterung, dass Letzterer dieses Jahr zum ersten Mal auf der Weide brütete.

    Die Jungtiere des Kiebitzes werden „Pulli“ genannt. Die Tierschützer hoffen, dass genug Jungtiere flügge werden, um den Bestand zu sichern.
    Die Jungtiere des Kiebitzes werden „Pulli“ genannt. Die Tierschützer hoffen, dass genug Jungtiere flügge werden, um den Bestand zu sichern. Foto: Robert Kugler

    Der taubengroße Vogel mit schwarz-weißem Gefieder und einer auffälligen Federtolle ist ein Wiesenbrüter und baut eine Nestmulde direkt auf dem Boden. Da es zum einen weniger Wiesen als früher gibt und zum anderen diese oftmals gedüngt werden und im Frühjahr sehr schnell hochwachsen, ist der Wiesenbrüter von Wiesen auf Äcker ausgewichen.

    Der offene Ackerboden im Frühjahr gefällt dem Vogel, da er von seinem Bodennest eine gute Rundumsicht hat. Doch leider kann es bei ackerbaulichen Tätigkeiten dazu kommen, dass das gut getarnte Nest von Landwirten nicht gesehen wird und das Gelege verloren geht.

    Auf der Weide ist der Kiebitz hingegen sicher. Der Aufwuchs ist auf dem ungedüngten Biotop im Frühjahr etwas zeitverzögert und die offenen Bodenstellen, die durch die Beweidung entstehen, eignen sich zum Brüten. Von den Teilnehmern kam die Frage, ob die Rinder für die Bodennester gefährlich werden können. Angela Rieblinger erklärte, dass bei einer extensiven Beweidung mit wenigen Tieren auf einer großen Fläche, die Rinder den Gelegen nicht zu nahe kommen.

    Pinzgauer Rinder im Rederzhauser Moos

    Martin August, dem die Pinzgauer Rinder im Rederzhauser Moos gehören, konnte dies bestätigen. Wenn er während der Brutzeit zur täglichen Kontrolle zu seinen Tieren kam, zeigte der Kiebitz mit lautstarken Rufen, dass er hier sein Brutrevier hat und man seinen Nestern nicht zu nahekommen darf. Der LPV hat zudem genau kartiert, wo die Nester sich befanden. Beim ersten Weidegang, wenn die Tiere sich noch austoben müssen, kommen die Rinder in einen separat abgezäunten Bereich.

    Martin Augustin beweidet mit seinen Pinzgauer Rindern das Rederzhauser Moos. Die extensive Bewirtschaftung lässt auch anderen Tieren und Pflanzen ihren Lebensraum.
    Martin Augustin beweidet mit seinen Pinzgauer Rindern das Rederzhauser Moos. Die extensive Bewirtschaftung lässt auch anderen Tieren und Pflanzen ihren Lebensraum. Foto: Thomas Grüner

    Insgesamt fünf Kiebitz-Brutpaare haben mehrere Junge auf der Fläche erfolgreich aufgezogen. Das hat auch Martin Augustin gefreut, der mit viel Herzblut dabei ist. Er erklärte, dass die 13 jungen Rinderdamen und der Bulle mit den nassen Bedingungen auf der Weide gut zurechtkommen. Statt sattem Futtergras wachsen hier neben vielen Kräutern auch Schilf, Binsen und Seggen. Die Pinzgauer Rinder sind genügsam und kommen auch mit diesem Futter gut zurecht.

    Augustin liegt eine naturnahe und tiergerechte Haltungsform am Herzen. Daher praktiziert er Mutterkuhhaltung, das heißt, dass die Kälber direkt von ihren Müttern gesäugt werden. Die Kühe auf der Weide sind aktuell trächtig und werden nächstes Jahr Kälber auf den Wiesen mitführen.

    Im Frühjahr blüht im Rederzhauser Moos die  Trollblume.
    Im Frühjahr blüht im Rederzhauser Moos die Trollblume. Foto: Bernhard Weizenegger

    Botanisch gibt es auf den Nassflächen einige Besonderheiten, wie die Trollblume zu bewundern. Ursprünglich hätte die Exkursion im Rahmen des LPV-Projektes „Die Trollblume – Perle der Kulturlandschaft im Wittelsbacher Land“ (aus der Projektreihe Bayerns UrEinwohner) bereits im Frühjahr zur Trollblumenblüte stattfinden sollen. Coronabedingt wurde der Termin verschoben.

    Dafür gab es andere schöne Kräuter wie den Großen Wiesenknopf, die Futterpflanze des Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Die Raupen des seltenen Schmetterlings fressen nur diese Pflanze.

    Zum Schluss ging es am Naturdenkmal Paardurchbruch vorbei. Dieser Flussabschnitt ist besonders naturnah und idyllisch. Doch das Idyll ist getrübt durch die Ausbreitung der Herkulesstaude. Diese nicht heimische Pflanze breitet sich stark aus, verdrängt heimische Pflanzen und kann bei Hautkontakt und gleichzeitiger Sonnenbestrahlung zu unangenehmen Hautreaktionen führen.

    Herkulesstaude bedroht das Idyll im Paardurchbruch bei Ottmaring

    Angela Rieblinger erklärte zum Abschluss, welche Maßnahmen hier von Naturschutzbehörde, Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege, Stadt Friedberg und LPV ergriffen werden, um die Staude im Zaum zu halten.

    Wer Lust hat, gemeinsam mit dem LPV Natur im Wittelsbacher Land zu entdecken, kann am Dienstag, 18. August, bei einer Kräuterführung in Inchenhofen) oder am 22. August, bei einer Familienführung in Aichach mit dabei sein. Info unter www.lpv-aichach-friedberg.de/veranstaltungen oder telefonisch unter 08251/2043319.

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