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Eurasburg-Brugger: Erinnerung an einen zerstörten Wallfahrtsort

Eurasburg-Brugger

Erinnerung an einen zerstörten Wallfahrtsort

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    Erinnerung an einen zerstörten Wallfahrtsort
    Erinnerung an einen zerstörten Wallfahrtsort

    Die Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes steht gegenüber dem Haus Nr. 2 in Brugger. In seiner Altbairischen Siedelungsgeschichte nennt Eduard Wallner 1615 einen Wolff Pruckher und einen Peter Muzenhardt, ziegler und holzwart aufm schlag. Sie lieferten das Holz für die Wege, die mit Querhölzern (=brucken) belegt wurden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts gab es hier nur einen Ziegelstadel, zum Brugger genannt. Um 1760 sind aufm Prucker sieben Anwesen aus Rodungen entstanden. Noch zu Ende des 19. Jahrhunderts waren die acht Gütlerhäuser ganz vom Wald umschlossen.

    Die nach Westen gerichtete Kapelle mit ihrem Satteltürmchen über der Eingangstür dürfte auch um die Entstehungszeit des Weilers erbaut worden sein. Ihr genaues Entstehungsjahr ist unbekannt, doch ist sie bereits in der Uraufnahme von 1811 eingezeichnet. In die Chornische wurde offensichtlich ein Altaraufsatz mit einer geschnitzten Pietà aus dem 17. Jahrhundert eingepasst. Ausladende vergoldete Akanthusranken begrenzen das Altarbild.

    Stand der Altaraufsatz einst in Kloster Taxa bei Odelzhausen?

    In das Blattwerk unten sind Akanthusrosetten eingefügt, runde symmetrische Blüten aus Akanthusblättern. Um die Pietà spannt sich ein Bogen aus einem Granatapfelstrauch. Die roten Granatäpfelchen erscheinen im Blattwerk wie funkelnde Edelsteine. Diese Motive der Ornamentik erlebten im 17. Jahrhundert eine neue große Blüte. Das erhärtet die mündliche Überlieferung, dass der wertvolle Altaraufsatz mit der geschnitzten Pietà aus dem 17. Jahrhundert ursprünglich im Kloster Taxa bei Odelzhausen stand.

    Die Kapelle in Brugger mit der Pietà birgt ein Erinnerungsssstück an die einst sehr bedeutende Wallfahrtskirche von Taxa.
    Die Kapelle in Brugger mit der Pietà birgt ein Erinnerungsssstück an die einst sehr bedeutende Wallfahrtskirche von Taxa.

    Historiker meinen, dass Taxa in der Barockzeit die größte Marienwallfahrt Bayerns gewesen sei. 1618 hatte der Hofmarksherr von Odelzhausen Johann Wilhelm Hundt auf Grund eines Gelübdes bei seinem Maierhof in Taxa eine kleine sternförmige Kapelle für das Gnadenbild der thronenden Muttergottes mit dem Jesuskind gebaut. Nachdem schon während der Entstehungszeit in Taxa Hennen Eier mit einem Stern legten, wurde „Maria Stern“ bald zu einer vielbesuchten Wallfahrt.

    1640 wurde eine Kreuzkirche erbaut, 1654 ein Augustiner-Barfüßer-Kloster mit einer großen dreitürmigen Wallfahrtskirche errichtet. In den Mirakelbüchern mit 4318 Einträgen sind 50 Orte des Altlandkreises Friedberg mit 503 Einzelbelegen vermerkt. Der größte Teil der Verlöbnisse bezieht sich auf Leiden und Krankheiten, vor allem Frauenleiden und Geburtsnöte. Viele berichten aber auch von Errettungen während des Dreißigjährigen Krieges und der Erbfolgekriege. So rief Johann Planckh von Friedberg am 7. Juli 1644 die Muttergottes in Taxa an, weil er „von Reittern vbl geschlagen worden, dz es ihme grosses Leiden im Khopfe verursacht.“ Zahlreiche Pfarrgemeinden aus dem ehemaligen Landkreis Friedberg wallfahrteten nach Taxa.

    Während der Säkularisation wurde am 17. Februar 1802 das Todesurteil für das Barfüßerkloster und die Wallfahrt Maria Stern in Taxa gesprochen. Wie kein anderes Kloster wurde es bis zum Ende des Jahres dem Erdboden gleichgemacht. Würdelos und voller Härte vertrieb der Landgerichtsschreiber Heydolph den Konvent mit 17 Priestern und 16 Laienbrüdern. Das Gnadenbild kam in die Kirche von Odelzhausen. Wälder und Grundbesitz, Mobilien und Immobilien wurden verkauft und versteigert. Die Kunstwerke aus Kirche und Kloster wurden von Leuten aus der Umgebung in Leiterwagen weggefahren.

    Kloster und Wallfahrt Maria Stern in Taxa sind verschwunden. Ein Andenken aus einem Altar lebt in der Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes in Brugger (Eurasburg) weiter. Die gepflegte und in Ehren gehaltene Kapelle ist immer geöffnet.

    Das Buch "Kapellen im Wittelsbacher Land"

    „Kapellen im Wittelsbacher Land“, Wißner-Verlag, 190 Seiten, viele Fotografien. Das Buch ist im Verlag vergriffen. Es sind jedoch Exemplare im Landratsamt vorrätig (Kontakt: katharina.martin@lra-aic.fdb.de) sowie teilweise auch im örtlichen Buchhandel.

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