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Diskussion: Keine Gentechnik auf deutschen Tellern

Diskussion

Keine Gentechnik auf deutschen Tellern

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    Lebensmittel, die direkt aus Gentechnikpflanzen hergestellt wurden, müssen seit dem Jahr 2004 entsprechend gekennzeichnet sein. Gentechnisch veränderter Mais beispielsweise, der nach der Ernte zu Cornflakes verarbeitet wird, muss auf der Verpackung als solcher kenntlich gemacht werden. Doch diese Pflicht gilt nicht in allen Bereichen.
    Lebensmittel, die direkt aus Gentechnikpflanzen hergestellt wurden, müssen seit dem Jahr 2004 entsprechend gekennzeichnet sein. Gentechnisch veränderter Mais beispielsweise, der nach der Ernte zu Cornflakes verarbeitet wird, muss auf der Verpackung als solcher kenntlich gemacht werden. Doch diese Pflicht gilt nicht in allen Bereichen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Mit den Ängsten vieler Bürger vor Chlorhähnchen, Genmais und Hormonfleisch setzte sich die SPD Aichach-Friedberg bei einer Podiumsdiskussion im Dasinger Bauernmarkt auseinander. Es geht um viel Geld, genauer gesagt um ein Milliardengeschäft für die Agrarindustrie und große Konzerne. Doch die meisten Verbraucher wollen weder Gentechnik in ihrem Essen noch ein undurchsichtiges Freihandelsabkommen mit den USA.

    „Wir müssen jetzt Druck machen“, forderte SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr. Sie war vergangenen Monat mit einer bayerischen Delegation auf Informationsreise in den USA. Ihr Fazit: „Ich bin gegen ein solch umfassendes Abkommen, weil die Amerikaner in keiner Weise bereit sind, unsere Interessen zu berücksichtigen!“ Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) ist ein in der Verhandlungsphase befindliches Freihandelsabkommen in Form eines völkerrechtlichen Vertrags zwischen der Europäischen Union und den USA.

    Andere Staaten sind nicht an den Verhandlungen beteiligt. Nach offiziellen Stellungnahmen soll durch das Abkommen unter anderem das Wirtschaftswachstum in den Teilnehmerstaaten belebt, die Arbeitslosigkeit gesenkt und das Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer erhöht werden.

    Laut Strohmayr sind aber die zu erwartenden positiven Effekte für die Bürger der Teilnehmerstaaten sehr gering und von zahlreichen gravierenden Nachteilen begleitet. „Für besonders problematisch halte ich die mangelnde Transparenz.“ Durch das Abkommen würden Umwelt- und Gesundheitsstandards untergraben, kritisierte die Abgeordnete; eindringlich warnte sie vor dem Einsatz von Gentechnik bei der Produktion von Lebens- und Futtermitteln.

    „Gentechnik nein, Forschung ja“, war in der Dasinger Diskussion die Haltung von Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. „Nur zu sagen, das ist alles Teufelszeug, ist uns zu wenig!“ Stephan Kreppold von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft hielt die Gentechnologie für viel zu riskant; ein Zuhörer sah sogar Parallelen zur Atomkraft und entsprechende Probleme für die nächsten Generationen.

    In einer Unterschriftenliste fordert Strohmayr im Bundestag eine klare Linie gegen Gentechnik: „Sie hat auf unseren Tellern nichts zu suchen!“ Gentechnikpflanzen sind für Saatgutfirmen deshalb so interessant, weil sie darauf Patente erheben können. Weniger als zehn Konzerne dominieren heute den Weltmarkt für Saatgut und Pestizide. Weltmarktführer für Gentechnikpflanzen und für das meistbenutzte Herbizid ist der Konzern Monsanto. Über tausend Patente auf Gentechnikpflanzen sind bereits erteilt worden. Landwirte, die Gentechnikpflanzen benutzen wollen, müssen daher das Saatgut jedes Jahr kaufen oder Lizenzgebühren zahlen.

    Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist mit vielen Risiken verbunden. Einmal in die Natur freigesetzt, lassen sich gentechnisch veränderte Organismen nicht wieder zurückholen. Der wirtschaftliche Nutzen der Gentechnik für die Bauern ist umstritten, denn die Erträge sind oft niedriger und die Saatgutkosten recht hoch. Beim Erwerb von Saatgut mit einer Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzengifte müssen sich die Landwirte verpflichten, das Spritzmittel beim Saatgutlieferanten zu kaufen. Sie können dann nicht mehr den günstigsten Anbieter wählen und sind somit abhängig von der Agroindustrie.

    Strohmayr: „Weil die Mehrheit der Verbraucher Gentechnik in Lebensmitteln ablehnt, scheuen sich Hersteller und Händler, Produkte anzubieten, bei denen der Einsatz von Gentechnik gekennzeichnet werden muss.“ Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn Cornflakes aus genverändertem Mais hergestellt werden. Seit 2004 müssen

    Allerdings gilt die Pflicht zur Kennzeichnung nicht in allen Bereichen. Deswegen wird Gentechnik vor allem dort eingesetzt, wo es nicht auffällt: im Futtermittel. Die meisten Rinder und Schweine in der Landwirtschaft in Deutschland werden mit importiertem Gentechniksoja gefüttert – aber die aus ihnen oder dank ihnen entstehenden Produkte wie Fleisch, Wurst, Milch, Käse müssen nicht gekennzeichnet werden.

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