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Mering: Corona-Pandemie: Schneidermeisterin näht Mundschutzmasken in Mering

Mering

Corona-Pandemie: Schneidermeisterin näht Mundschutzmasken in Mering

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    Die Meringer Schneidermeisterin Margit Hummel näht derzeit mehrmals verwendbare Mundschutzmasken und bietet sie zum Verkauf an.
    Die Meringer Schneidermeisterin Margit Hummel näht derzeit mehrmals verwendbare Mundschutzmasken und bietet sie zum Verkauf an. Foto: Heike Scherer

    Zurzeit sitzt die Schneidermeisterin Margit Hummel jeden Tag ab den frühen Morgenstunden in ihrem Geschäft in Mering und näht eine Atemschutzmaske nach der anderen. Etwa 30 bis 45 Minuten braucht die 57-Jährige für ein Exemplar.

    Die Idee kam ihr aufgrund eines Fernsehberichts wegen der Corona-Pandemie. Am darauffolgenden Morgen setzte sie sich gleich an ihre Nähmaschine und probierte aus, wie sie die Schutzmasken nähen könnte. Ihr zweiter Versuch war bereits ein Erfolg. Sie möchte mit ihrer Aktion den momentanen Versorgungsengpass decken.

    Personen, die gefährdete Menschen in ihrer Umgebung schützen wollen, sollten die Maske im Haus tragen, allen anderen rät sie, beim Verlassen des Hauses den Mundschutz zum eigenen Schutz zu tragen. Das bayerische Wirtschaftsministerium und die Betreuer der Altenheime hätten wegen eines fehlenden Zertifikats eine Abnahme ihrer Atemschutzmasken abgelehnt. Aber es würde ein halbes Jahr dauern, bis ein solches Zertifikat erteilt würde, sagt Hummel. Somit komme das für eine schnelle Hilfe nicht infrage.

    Meringer Schneidermeisterin klagt über Auftragsrückgang

    Erst im Januar hat Hummel, die in Mering lebt, in der Münchener Straße 14 ihre neue Schneiderei mit dem Schwerpunkt „Trachten“ eröffnet. Sie erfülle aber auf Anfrage jeden Wunsch ihrer Kunden: Fräcke, Anzüge, Kleider, Jacken, Mäntel, sogar Bikinis und Herrenbodys hat sie bereits genäht.

    Im Universitätsklinikum Augsburg werden Corona-Patienten behandelt. 
    Im Universitätsklinikum Augsburg werden Corona-Patienten behandelt.  Foto: Daniel Biskup

    Derzeit habe sie aber nur noch wenige Aufträge und wisse nicht, wie sie in der nächsten Zeit finanziell über die Runden kommen soll. Die Kosten für das Geschäft und die Lebenshaltung laufen weiter, und wie schnell es mit der Soforthilfe der Bayerischen Staatsregierung klappt, wisse sie nicht. Ihren beiden Lehrlingen, die sich im zweiten und dritten Lehrjahr befinden, hat sie derzeit freigegeben. „Es werden meine letzten Lehrlinge sein.“

    Der Beruf des Schneiders wird aussterben, weil die Ausbildungsvergütung zu hoch ist und ich meine Preise verdoppeln müsste“, bedauert sie. Hummel habe sich schon als Kind für das Schneiderhandwerk interessiert. Dennoch sagt sie: „Ich war mir lange nicht im Klaren, was ich für einen Beruf wählen sollte. Beinahe hätte ich Mathematik studiert.“ Beim Nähen seien vor allem geometrische Kenntnisse gefragt. Sie habe sich inzwischen auf historische Schnitte spezialisiert und schreibe zudem Artikel für Fachzeitschriften, erklärt sie. Als sie schon als Schneiderin arbeitete, holte sie am Bayernkolleg das Abitur nach und studierte aus Interesse neben dem Beruf katholische Theologie. „Seit 33 Jahren bin ich als Schneidermeisterin tätig, anfangs noch in eigenen Räumen, 2016 eröffnete ich mein Geschäft in Friedberg“, sagt sie.

    Atemschutzmaske aus Stoff aus Mering

    Jetzt könne sie zu Fuß zur Arbeit laufen, außerdem sei das Geschäft in Mering auch kleiner und günstiger. Aber die Corona-Krise bedeute für die Schneidermeisterin wegen fehlender Aufträge eine große finanzielle Herausforderung. Nachdem sie einen Fernsehbericht über eine Klinik in Essen gesehen hatte, in dem man Leuten, die nähen können, riet, sich Mundschutzmasken anzufertigen, machte sie sich gleich am nächsten Tag daran, das auszuprobieren.

    „Meine erste Maske misslang mir. Aber beim zweiten Mal war ich erfolgreich“, freut sich Hummel. Die Atemschutzmaske aus Stoff wird doppelt genäht, oben ist ein stabiler Draht enthalten, durch die Falten dehnt sie sich aus und an den beiden Seiten befinden sich Gummibänder, sodass sie an den Ohren eingehängt werden kann.

    Bis jetzt gibt es sie in drei verschiedenen Mustern und es sollen noch weitere dazukommen. Hummel empfiehlt den Kauf von zwei Masken. Nach dem Tragen sollte sie abends – zum Schutz des Drahtes am besten von Hand – gewaschen und zum Trocknen aufgehängt und am nächsten Morgen durch heißes Bügeln steril gemacht werden. Durch die Seife würden die Viren zwar abgetötet, aber das Bügeln dürfe keinesfalls vergessen werden. Die Masken seien auf diese Weise lange verwendbar.

    Margit Hummel ist per Telefon unter den Nummern 0162/9028486 oder 08233/7469130 erreichbar.

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