Was sind die drängendsten Projekte in Mering? Wie soll Wohnen künftig in der Marktgemeinde aussehen und wo können Vereine künftig Veranstaltungen abhalten? Wie sollen die vielen Wünsche und Pläne finanziert werden? Auf diese und weitere Fragen gaben die vier Bürgermeisterkandidaten Petra von Thienen (Grüne), Florian Mayer (CSU), Stefan Hummel (SPD) und Mathias Stößlein (UWG) am Samstagabend beim politischen Dämmerschoppen der Kolpingsfamilie in der Mehrzweckhalle Antworten.
Klaus-Dieter Ruf, Vorsitzender der Kolpingsfamilie, erläuterte zu Beginn, dass ausschlaggebend für die Einladung der Podiumsteilnehmer der Zeitpunkt der Nominierung gewesen sei. Zum 1. Januar habe er an die vier Bewerber um das Amt des Bürgermeisters den Fragenkatalog zugestellt. „Damals hatte die AfD noch keinen Kandidaten nominiert“, so Ruf und begründete damit, dass Gloria Lipert, die für die AfD als Bürgermeisterkandidaten antreten wird, am Samstagabend nicht auf dem Podium stand.
Bürger in Mering sollen mehr beteiligt werden
Florian Mayer, Stefan Hummel, Mathias Stößlein und Petra von Thienen präsentierten sich zu Beginn in harmonischer Runde den über 250 Bürgern. Die Moderation übernahmen der 31-jährige Simon Hirschberger und die 25-jährige Anna Ruf. Die Themenschwerpunkte hatte der politische Arbeitskreis der Kolpingsfamilie unter der Leitung von Bernhard Frank ausgearbeitet. Die vier Bewerber setzen auf den Dialog mit den Bürgern. Denn nur mit Bürgerbeteiligung seien ihre Ziele umsetzbar.
Innenortgestaltung Moderator Simon Hirschberger rief die Kandidaten dazu auf, sich das ISEK-Verfahren als 100-Meter Lauf vorzustellen. „Wo stehen wir und welche Richtung soll eingeschlagen werden?“ Hummel sah das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) als einen „Marathonlauf“ an. Man sei schnell gestartet, dann sei zwischendurch die Puste ausgegangen. Die Innenortbelebung schleppe sich dahin. Nun gelte es, Geschwindigkeit aufzunehmen.
Mayer erläuterte die zurückliegenden Entscheidungsprozesse und betonte, dass dieses Konzept eine Grundlage für Förderprogramme sei. Große Maßnahmen liegen noch vor der Marktgemeinde und neben der Verkehrsberuhigung müsse auch das Areal um den Marktplatz sowie der Rathausneubau miteinbezogen werden. Dies sei nur im Dialog mit den Bürgern zu stemmen. Stößlein griff den Begriff Marathon auf und stellte sich die Frage, ob der Marktgemeinderat noch in Trainingsphase sei und wann denn der Startschuss falle. Die Erkenntnisse aus ISEK müsse man sich nun zu Eigen machen und gegebenenfalls andere Prioritäten setzen.
Petra von Thienen verwies darauf, dass bereits einige Maßnahmen wie die Feinuntersuchung für den ruhenden Verkehr, das Leerstandsmanagement oder die Verkehrsplanung am Schulzentrum im Rahmen des ISEK angestoßen wurden. Auch sie sah es als Marathon an und nannte das Konzept eine Leitlinie für die nächsten 20 Jahre. „Das ist nicht im Schnelldurchlauf zu schaffen.“ Sie will unter anderem die Kompetenz der Verwaltung mit einem festangestellten Städteplaner stärken.
Bürgerzentrum Alle vier Kandidaten hoben das Engagement der Vereine hervor und sagten ihre Unterstützung zu. Die beiden amtierenden Marktgemeinderäte Mayer und von Thienen erläuterten die derzeitige Raumsituation und zeigten das vorhandene Angebot auf. Mayer erklärte: „Ich bin ehrlich, wir haben viele große Projekte vor uns, einen großen Veranstaltungssaal brauchen wir, aber der wird sich nicht so schnell umsetzen lassen.“ Petra von Thienen stellt sich vor, dass vonseiten der Verwaltung ein zentraler Service angeboten wird, der über die in Mering vorhandenen Räumlichkeiten informiert und bei dem diese dann auch zu buchen sind. Stößlein fragte nach den Prioritäten: „Die Vision 2025 ist an Kosten von 26 Millionen Euro gescheitert, für den Rathausneubau sind 19,5 Millionen Euro an geschätzten Kosten fällig.“ Ob man hier die richtige Gewichtung setze, sei für ihn fraglich. Hummel will kompetenter Ansprechpartner für die Vereine sein und sich für ihre Belange einsetzen. Er erwähnte, dass ehrenamtliches Engagement mehr gefördert und hervorgehoben werden solle.
Gewerbe/Osttangente Arbeitsplätze vor Ort will Stößlein schaffen. Er setzt dabei auch auf ein „Einheimischen Modell“ für Meringer Betriebe, damit diese nicht abwandern müssen, weil sie hier keine Gewerbeflächen finden. Mering brauche, um die Konzepte umsetzen zu können, Gewerbeeinnahmen von fünf bis sechs Millionen Euro, tatsächlich stünden aber nur drei Millionen Euro zur Verfügung. Für von Thienen steht ein „innovatives, zukunftsorientiertes Gewerbeentwicklungskonzept“ im Vordergrund. Flächenfraß um jeden Preis sei mit ihr nicht zu machen. Man habe erfolgreich die Ansiedlung des Großlogistikers im Lechfeld verhindert. Hummel will aktiver das Gewerbegebiet vermarkten: „Es reicht nicht aus, wenn wir darauf warten, dass Unternehmen sich bei uns melden.“ Auch leerstehende Gewerbeflächen müsse man mehr bewerben. Dem schloss sich Mayer an. Er sprach sich gegen die Osttangente, so wie sie der Bundesverkehrswegeplan vorsehe, aus. „Und das tue ich, trotz innerparteilicher Differenzen.“ Darüber war von Thienen verwundert: „Die CSU im Bundestag hat maßgeblich zur jetzigen Version der Osttangente beigetragen.“
Wachstum Lebhafter wurde die Diskussion unter den vier Bewerbern, als es um die Ausweisung neuer Baugebiete ging. Petra von Thienen will vorerst kein weiteres Wachstum, solange nicht die Infrastruktur der Marktgemeinde verbessert werde. „Vor allem bei den Kinderbetreuungsplätzen und den Grundschulen müssen wir aufholen.“ Wachstum soll reguliert werden durch die konsequente Umsetzung einer Bauleitplanung. Mathias Stößlein will moderates Wachstum und künftig alle Bauvorhaben auf den Prüfstand stellen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Infrastruktur. Stefan Hummel sieht vor allem ein Versäumnis im amtierenden Marktgemeinderat, der sich gegen das Baugebiet am Kapellenberg mittels des vereinfachten Bauleitplanverfahrens nach Paragraf 13b des Baugesetzbuches ausgesprochen hatte. „Hier hätten wir genau das erreicht, was jetzt alle fordern“, so Hummel. Man habe eine große Chance vertan. Florian Mayer konterte: „Wir sind nicht gegen ein Neubaugebiet, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht realisierbar.“ Damals fehlten über 130 Kinderbetreuungsplätze. Mayer will eine kommunale Wohnbaugesellschaft gründen, die unter der Regie der Gemeinde ein breitgefächertes Angebot für die Bürger bieten könne.