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Bürgermeister in Mering: Bewegende Rede: Kandler erklärt, warum er aufhört

Bürgermeister in Mering

Bewegende Rede: Kandler erklärt, warum er aufhört

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    Merings Bürgermeister Hans-Dieter Kandler teilte mit, dass er 2020 nicht mehr als Bürgermeister für Mering kandidiert. Ungewohnt nachdenkliche Töne schlug das streitbare Gemeindeoberhaupt bei seiner Abschiedsrede an.
    Merings Bürgermeister Hans-Dieter Kandler teilte mit, dass er 2020 nicht mehr als Bürgermeister für Mering kandidiert. Ungewohnt nachdenkliche Töne schlug das streitbare Gemeindeoberhaupt bei seiner Abschiedsrede an. Foto: Gönül Frey

    Bürgermeister Hans-Dieter Kandler tritt bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr als Kandidat an. Diese Entscheidung teilte er in sehr persönlichen Worten bei der Bürgerversammlung erstmals der Öffentlichkeit mit. Er sei nicht fahnenflüchtig geworden, ganz bestimmt nicht, betonte er. „Aber manchmal muss man erkennen, dass es Zeit für einen Generationenwechsel ist.“

    Ganz offen sprach der als streitlustig bekannte Jurist dabei auch die Schwierigkeiten der vergangenen Jahre an. „Meine sehr direkte Art kommt nicht immer gut an. Im Gegenteil. Viele mögen sie nicht“, sagte er. Jeder Bürgermeister habe seine Zeit. Und seine Zeit sei es gewesen, den Markt Mering finanziell wieder auf gute Beine zu stellen. Doch jetzt komme es vielleicht auf anderes an.

    Kandler: Stichwahl ist als Denkzettel bei ihm angekommen

    Er habe seine Wahlversprechen erfüllt, mit denen er 1996 angetreten ist, betonte Kandler. Natürlich werde es immer noch weitere Aufgaben geben, doch irgendwann gelte es, den Zeitpunkt zu finden, um aufzuhören.

    Mit der Entscheidung hat Merings Bürgermeister schon seit der vergangenen Kommunalwahl gerungen. „Die Stichwahl war eine Denkzettelwahl und dieser Denkzettel ist bei mir auch angekommen“, sagte er.

    Wichtig war es Merings Bürgermeister klar zu stellen, dass ihm nicht die Luft ausgegangen ist. Er sei noch voller Ideen und Energie. „Meine Rauflust ist nach wie vor da. Keine Sorge!“, erklärte er dem Publikum. Aber das gesellschaftliche Klima habe sich geändert. Und ihm sei es wichtig, nicht so lange am Stuhl kleben zu bleiben, bis es peinlich wird.

    Am stärksten hatten jedoch private Gründe den Ausschlag gegeben. Kandler hatte ja vor seiner Abschieds-Ankündigung den üblichen Tätigkeitsbericht zur Bürgerversammlung vorgelegt. Dieser zeigte ein deutliches Bild davon, mit wie viel Arbeit das Bürgermeisteramt in einer Kommune von Merings Größe verbunden ist. Allein im vergangenen Jahr ging es um eine Vielzahl großer Projekte und schwieriger Entscheidungsprozesse vom Ausstieg aus der großen Vision 2025, über den Verkauf der Schlossmühle bis zur neuen Planung für den Gewerbepark Mering West.

    Merings Bürgermeister will seine Kinder aufwachsen sehen

    „Bürgermeister ist ein sehr familienunfreundlicher Beruf“, stellte Kandler fest. Er habe in den vergangenen 23 Jahren eine sechs-Tage-Woche gehabt, phasenweise sogar eine sieben-Tage-Woche. Noch fühle er sich dem gewachsen. „Aber kann ich das auch mit 68 Jahren noch leisten – da bin ich mir nicht sicher“.

    Die Entscheidung hat er auch mit seiner Frau besprochen. Kandler ist in dritter Ehe mit der Journalistin Mandana Soheili verheiratet. Der Bürgermeister hat vier leibliche Kinder und einen Stiefsohn. Seine beiden Jüngsten sind noch im Grundschulalter. Und was seine Frau zu ihm sagte, gab ihm zu denken: „Wenn Du noch irgendwann Deine Kinder aufwachsen sehen willst, dann musst Du jetzt aufhören“.

    Daneben sorgt sich der gebürtige Deggendorfer auch um seine Eltern. Die seien beide über 80 Jahre alt, leben jedoch noch selbstständig. Die Mutter leider an Parkinson. „Ich sehe meine Aufgabe als Sohn, meinen Eltern das zurück zu geben, was sie mir als Sohn an Unterstützung gegeben haben.“, sagte er.

    Seine Ansprache schloss er mit dem Verweis auf den populären Sänger Joris und dessen Titel „Herz über Kopf“. Darin heißt es: „Immer wenn es Zeit wird zu gehn, verpass ich den Moment und bleibe stehn. Das Herz sagt bleib, der Kopf schreit geh“. Das drücke seine Seelenlage sehr gut aus, meinte Kandler. Denn diesen Moment wolle er in Bezug auf sein Bürgermeisteramt eben nicht verpassen. Sichtlich gelöst trat er unter lebhaftem Beifall nach dieser Erklärung vom Rednerpult zurück.

    Lesen Sie dazu auch den Artikel: „Mering: Bürgermeister Kandler tritt 2020 nicht mehr an“.

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