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Beruf in Mering: Flüchtlinge und Migranten als Altenpflegehelfer

Beruf in Mering

Flüchtlinge und Migranten als Altenpflegehelfer

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    Die Flüchtlinge Asmait Kidane aus Eritrea (links), Mezila Juhar (zweite von links) und Emma Yiman aus Äthiopien sowie die türkische Migrantin Fatma Kayar konnten dank eines Vorbereitungsjahres nun mit ihrer einjährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin an der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe beginnen.
    Die Flüchtlinge Asmait Kidane aus Eritrea (links), Mezila Juhar (zweite von links) und Emma Yiman aus Äthiopien sowie die türkische Migrantin Fatma Kayar konnten dank eines Vorbereitungsjahres nun mit ihrer einjährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin an der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe beginnen. Foto: Heike Scherer

    Begeistert erzählen die 19-jährige gebürtige Äthiopierin Mezila Juhar aus Stadtbergen und die 22-jährige in der Türkei geborene Fatma Kayar aus Mering über das vergangene Schuljahr. Die beiden gehören zu den ersten Absolventen eines speziellen Vorbereitungsjahres, das die Berufsfachschule für Altenpflege in Mering seit vergangenem Jahr anbietet.

    Die so genannte Berufsintegrationsklasse (BIK) richtet sich an Flüchtlinge und Migranten und vermittelt diesen die nötigen Grundlagen, um die Ausbildung zum Altenpflegehelfer zu bewältigen. Hintergrund ist der massive Personalmangel in den deutschen Pflegeeinrichtungen. Gleichzeitig soll die Maßnahme den Teilnehmern eine berufliche Perspektive in der neuen Heimat schaffen. Die Kosten fürs Materialgeld erstattet das Jobcenter.

    Vermittlung von Sprachkenntnissen

    Vor allem geht es in der BIK darum, die nötigen Sprachkenntnisse zu erwerben. Doch die Teilnehmer in Mering haben auch sechs Wochen freiwilliges Praktikum in einem Altenpflegeheim geleistet. In dieser Zeit halfen Mezila Juhar und Fatma Kayar beim Duschen und Essen, machten die Betten, gingen mit den Senioren spazieren oder spielten mit ihnen. Sie helfen gerne alten Menschen und berichten, dass diese ihnen mit Freundlichkeit und Dankbarkeit begegneten. Die beiden jungen Frauen gehören zu den acht Flüchtlingen und Migranten, die mit Beginn des neuen Schuljahres ihre einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer anfangen konnten.

    Nicht alle Teilnehmer haben das Vorbereitungsjahr bis zum Schluss durchgehalten. Deutschlehrerin Angela Schott berichtet: „Im September 2017 begannen bei mir 15 Schüler zwischen 18 und 21 Jahren mit dem Vorbereitungsjahr. Fünf männliche Teilnehmer brachen während des Jahres ab“, berichtet sie. Aufgrund ihres muslimischen Glaubens sei es Männern nicht erlaubt, Frauen zu waschen, nannten sie als Begründung.

    Die jungen Flüchtlinge in der Klasse stammten aus Syrien, Eritrea, Somalia, Äthiopien und Nigeria. Außerdem nahmen auch zwei Migranten – aus der Türkei und Brasilien – teil. Im Vorbereitungsjahr erwarben sie hauptsächlich berufsbezogene Sprachkenntnisse und hatten die Fächer interkulturelle Kommunikation, Mathematik sowie Pflege und Betreuung.

    „Die Lernbereitschaft der Schüler war sehr unterschiedlich. Oft lag es an familiären Problemen oder dem Kampf um die Verlängerung der Aufenthaltsberechtigung, dass die Motivation etwas fehlte“, verrät Angela Schott. Aber alle konnten die B1-Prüfung bestehen, seien sogar nah an das Niveau B2 herangekommen, fügt sie hinzu.

    Aufopferungsbereit, belastbar und positiv eingestellt

    Während des Vorbereitungsjahres habe sie vor allem die muslimischen Frauen für den Beruf des Altenpflegehelfers als sehr geeignet empfunden: sie seien aufopferungsbereit und kümmerten sich gern um ältere Menschen. Laut der Deutschlehrerin erkannten sie die Chance, die die Ausbildung ihnen bietet. Die Frauen hätten schon einiges erlebt, seien belastbar, positiv eingestellt und ehrgeizig. Einige denken schon daran, später mit der Ausbildung zum Altenpfleger, zur Krankenschwester oder eventuell sogar zum Arzt weiterzumachen.

    Auch die Pflegeheime, in denen die Schüler sechs Wochen Praktikum hatten, sprachen durchwegs positiv über sie. Das AWO-Pflegeheim in Königsbrunn war so begeistert von seinem Praktikanten, dass es ihn gleich eingestellt hätten. Auch Erich Bausch, Einrichtungsleiter im Pflegezentrum Ederer in Mering mit 30 Betten sagt, dass er sehr zufrieden sei. „Die jungen Frauen sind nett, fleißig, pünktlich und haben Respekt vor dem Alter. Sie verfügen über alle wichtigen Eigenschaften, die wir uns für die Arbeit hier wünschen“, freut er sich. Deutsche Bewerber für Praktikumsplätze hätte es bei ihm keine gegeben. Andere Schüler legten ihr Praktikum in Augsburg und Fürstenfeldbruck ab.

    Für die verbliebenen acht Schüler aus der ersten Vorbereitungsklasse hat jetzt bereits das nächste Schuljahr begonnen. Sie wurden in die zwei Vollzeitklassen für Altenpflegehelfer eingeteilt, in denen jeweils insgesamt 20 Schüler unterrichtet werden.

    Schon in einem Jahr werden sie mit der Ausbildung fertig sein. Wer diese nicht in Vollzeit machen kann, hat in der Teilzeitklasse die Möglichkeit, dieselbe Ausbildung in zwei Jahren abzulegen. Das Schuljahr umfasst 800 Stunden Theorie und 650 Stunden Praxis.

    Außerdem startete etwas verspätet auch eine neue BIK-Klasse. Lange war wegen der knappen Anmeldezahlen ungewiss, ob diese überhaupt zustande kommt. Auch jetzt sind es erst acht Teilnehmer, bis 15. Oktober werden deswegen noch fünf weitere Interessenten im Alter bis 26 Jahren gesucht.

    Kontakt Die Berufsfachschule für Altenpflegehilfe am BBZ Augsburg befindet sich in der Luitpoldstr. 24 a, 86415 Mering. Schulleiterin ist Sabine Spohr. Nähere Informationen zur Ausbildung unter www.altenpflegehilfe-mering.de. Rückfragen und Bewerbungen sind möglich unter 08233/779506-0 oder sabine.spohr@altenpflegehilfe-mering.de.

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