Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg/Aichach-Friedberg: Wie lässt sich der 15-Minuten-Takt der Paartalbahn noch retten?

Augsburg/Aichach-Friedberg

Wie lässt sich der 15-Minuten-Takt der Paartalbahn noch retten?

    • |
    Der 15-Minuten-Takt der Paartalbahn von Augsburg nach Friedberg ist in Gefahr. Wir haben Abgeordnete gefragt, wie sie sich dafür einsetzten.
    Der 15-Minuten-Takt der Paartalbahn von Augsburg nach Friedberg ist in Gefahr. Wir haben Abgeordnete gefragt, wie sie sich dafür einsetzten. Foto: Michael Hochgemuth (Archivfoto)

    Zu wenig Platz für Regionalzüge? Der Deutschlandtakt gefährdet den 15-Minuten-Takt der Paartalbahn zwischen Augsburg und Friedberg nach 2031. Der Freistaat will ihn halten, doch maßgeblich entschieden wird auf Bundesebene. Wir haben die Abgeordneten von CSU, Grünen, SPD und AfD aus Augsburg Stadt und Land gefragt, wie sie das Thema sehen - und wie sie sich konkret dafür einsetzen.

    Wie beurteilen Sie die Chance auf einen 15-Minuten-Takt Augsburg-Friedberg auch nach 2031?

    Die Chancen, den günstigen Takt zu retten, sehen die Bundestagsabgeordneten für Augsburg Stadt und Aichach-Friedberg gemischt. CSU und Grüne sind optimistisch. Volker Ullrich und Hansjörg Durz (beide CSU) glauben: "Die Chancen sind sehr hoch." Das politische Bewusstsein sei in Stadt und Umland vorhanden, nun bedürfe es der richtigen Maßnahmen. Ähnlich sieht es Grünen-Abgeordnete Claudia Roth. Da für den Deutschlandtakt der Knoten Augsburg untersucht wird und dabei auch Infrastrukturmaßnahmen eine Rolle spielen sollen, gibt es ihrer Meinung nach "gute Möglichkeiten, eine Lösung (...) zu finden".

    Skeptischer zeigt sich Ulrike Bahr von der SPD. Auch sie sei erst optimistisch gewesen, aber der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann habe im Januar auf ihre Anfrage hin mitgeteilt, dass bisher keine Lösung zur Integration des heutigen Takts der Paartalbahn in die Langfristplanungen für den Deutschlandtakt gefunden werden konnte. Herauszulesen ist aus der Antwort Ferlemanns offensichtlich, dass langfristige deutschlandweite Strategien Vorfahrt haben.

    Einen Wermutstropfen entdeckt denn auch Roth: Ihr Eindruck sei, dass die Verantwortung bislang gerne zwischen Deutscher Bahn, Bund, Land und Region weitergereicht wird. "Somit verstreicht wertvolle Zeit", drängt sie.

    Welche Maßnahmen müssen auf der Paartalbahn künftig greifen?

    Klar ist: Ohne erhebliche Investitionen wird aus dem Thema nichts - vor allem, weil die Strecke Hauptbahnhof-Hochzoll ein Nadelöhr mitten im dicht bebauten Augsburger Stadtgebiet darstellt. Durch dieses müssen die Regionalbahnen mit immer mehr Fern- und auch Güterzügen hindurch.

    Geht es künftig nur noch jede halbe Stunde mit der Paartalbahn von Friedberg nach Augsburg?
    Geht es künftig nur noch jede halbe Stunde mit der Paartalbahn von Friedberg nach Augsburg? Foto: Ute Krogull

    Alle sind sich daher einig: Nötig seien sowohl bauliche Veränderungen als auch Verbesserungen in der Zugfolge und bei der Signaltechnik. Alle Politiker fordern eine Elektrifizierung der Paartalbahn.

    Beim Thema Signaltechnik fällt immer wieder das Stichwort ETCS (European Train Control System/Zugbeeinflussungssystem). Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich folgender Ansatz: Züge erhalten kontinuierlich Fahrbefehle über Funk; Signaltechnik ist nicht mehr nötig. Das ist für die Strecke Nürnberg-Augsburg-München bis 2030 im Rahmen eines EU-Programmes ohnehin geplant und würde eine dichtere Zugfolge ermöglichen.

    Gefordert wird außerdem der Austausch von Weichen bzw. Gleisen in Hochzoll und am Hautbahnhof, damit Züge schneller und flexibler fahren können. Die Elektrifizierung wiederum ist nicht nur wegen der möglichen Höchstgeschwindigkeit nötig, sondern auch wegen der Spurstärke. Diese würde Flexibilität bringen und Zeit sparen.

    Wie setzen Bundestagabgeordnete aus Augsburg und Aichach-Friedberg für die Paartalbahn ein?

    Die Politik ist bei dem Thema auf kommunaler, Landes- und Bundesebene gut vernetzt, sei es miteinander oder mit anderen Akteuren. So berichten Durz und Ullrich, sie befänden sich sowohl mit dem bayerischen Verkehrsministerium als auch mit dem Bundesverkehrsministerium "in enger Abstimmung". Neben persönlichen Gesprächen im Bundesministerium habe im Dezember eine Videokonferenz mit der bayerischen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hierzu stattgefunden.

    Auch Bahr sagt, sie stehe mit den relevanten Stellen in Kontakt: Neben der Politik setzt sie auch auf lokale Experten, die sich intensiv mit möglichen Lösungen befassen.

    "Bereits frühzeitig nach den ersten Entwürfen des Deutschlandstaks haben wir Grüne das Problem thematisiert", betont Roth. Sie habe in Schreiben an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie die bayerische Verkehrsministerin Schreyer um Lösungsentwürfe gebeten. Auch Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, sei eingebunden.

    Anmerkung der Redaktion: Von Rainer Kraft, AfD, ging auf die Anfrage unserer Redaktion vom Montag bis zum Donnerstagnachmittag keine Stellungnahme ein. Unsere Redaktion erhielt das Statement am Freitag, wir fügen es auszugsweise an die Veröffentlichung an:

    Krafts Ansicht nach dürfte auf einer viergleisigen Strecke die Integration von stündlich vier Zügen der Paartalbahn auch bei steigendem Fernverkehr kein Problem sein. Güterzüge könnten zwischen München und Augsburg das andere Gleis nutzen, um Lücken zu schaffen und der Takt könne verschoben werden, so dass es einige Minuten Aufenthalt in Hochzoll zum Einfädeln gibt. Eine Elektrifizierung und das Zugbeeinflussungssystem ETCS, das laut Kraft bis 2030 wohl nicht in Bahnhöfen, sondern nur auf freier Strecke eingesetzt wird, hätten nach Ansicht des AfD-Politikers keinen Einfluss auf die Taktung. Sinnvoll seien aber zusätzliche Weichen zwischen Hauptbahnhof und Hochzoll. Er betont: „Es kann nicht sein, das wir von einer Augsburg-S-Bahn sprechen und dann durch den Ausbau im Westen den Augsburger Osten anbindungstechnisch in die 90er zurückschicken.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden