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Aichach-Friedberg: Wo der Bedarf nach Sozialwohnungen im Landkreis besonders groß ist

Aichach-Friedberg

Wo der Bedarf nach Sozialwohnungen im Landkreis besonders groß ist

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    Soziale Wohnungen sind in Aichach-Friedberg stark nachgefragt. In den vergangenen Jahren wurden einige Projekte umgesetzt, wie hier in Mering.
    Soziale Wohnungen sind in Aichach-Friedberg stark nachgefragt. In den vergangenen Jahren wurden einige Projekte umgesetzt, wie hier in Mering. Foto: Philipp Schröders (Archivbild)

    Der Kampf um eine günstige Wohnung wird auch im Wittelsbacher Land härter. Kreis und Gemeinden können die Nachfrage kaum decken. Dennoch gibt es einige Projekte zur Förderung sozialer Wohnungen. Wo der Bedarf besonders groß ist und welche Projekte geplant sind.

    Immobilienmarkt-Daten für Aichach-Friedberg

    Verkäufe Die Zahl der Verkäufe von Immobilien in allen Teilmärkten (Wohnungen, Häuser, Grundstücke) schwankte im Landkreis im vergangenen Jahrzehnt immer um den Wert 1500. Im Jahr 2010 wurden 1510 Kauffälle gemeldet, 2019 waren es 1446 Verkäufe.

    Fläche Im Schnitt werden jährlich Immobilien mit einer Gesamtfläche von 350 Hektar verkauft. Das sind 3,5 Millionen Quadratmeter. Ein Großteil davon für land- und forstwirtschaftliche Flächen (290 Hektar).

    Umsatz Für alle im Kreis gekauften Immobilien wurden 2019 insgesamt 469 Millionen Euro bezahlt. Das ist nahezu exakt doppelt so viel wie 2010 (235 Millionen Euro).

    Käufer unbebaute Grundstücke Drei Viertel aller Käufer von unbebauten Grundstücken (Zeitraum: 2015 bis 2019) stammt aus dem Kreis. Weitere Verteilung: Stadt Augsburg (acht Prozent), Kreis Augsburg (vier), Stadt München (drei). Der Rest (zehn Prozent) verteilt sich auf die umliegende Region.

    Käufer bebaute Grundstücke Die Verteilung: Aichach-Friedberg (53 Prozent), Stadt Augsburg (15), Stadt München (zehn), Landkreis Augsburg (fünf), Rest (17). (cli)

    Laut Landratsamt Aichach-Friedberg wurden allein 2021 rund 100 neue Wohnberechtigungsscheine für sozial Schwächere im Kreis ausgestellt. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum, sagt Sachgebietsleiter für soziale Leistungen Edgar Nahler. "Viele sehen darin eine gute Chance. Ob sie dann aber eine Wohnung bekommen, ist eine andere Sache." Denn der Wohnungsmarkt sei seit Jahren angespannt. Nahler: "Der Markt wird sich mittelfristig auch nicht unbedingt entspannen. Es kommen immer mehr Menschen aus München und Umgebung – für die sind die derzeitigen Preise nicht wirklich teuer."

    Sozialer Wohnungsbau: Das sind die Projekte im Landkreis

    Auch die Corona-Krise werde an der Situation nichts ändern: "So wie es aussieht, kann sich die Wirtschaft erholen. Das ist gut, weil wir ja wollen, dass wir eine Boom-Region bleiben. Eine negative Folge sind aber die steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt", erklärt Nahler. Andererseits fürchtet er nicht, dass die Pandemie, obwohl sie zu Kurzarbeit und der Schließung vor allem kleiner Firmen führte, die Situation verschärfen wird.

    In mehreren Orten tut sich etwas in Sachen sozialer Wohnungsbau. So wurden am Donnerstag die städtischen Wohnblocks an der Friedberger Afrastraße offiziell eingeweiht. Mit 67 Wohnungen handelt es sich um das schwabenweit größte Bauprojekt im kommunalen Wohnbauförderprogramm des Freistaats. Rund 21 Millionen Euro nahm die Stadt Friedberg dafür in die Hand.

    Der Geschäftsführer der Kreiswohnbaugesellschaft Robert Englmeier.
    Der Geschäftsführer der Kreiswohnbaugesellschaft Robert Englmeier. Foto: Philipp Schröders

    Aktuell plant die Wohnbaugesellschaft des Landkreises in der Kissinger Rosenstraße 15 öffentlich geförderte Wohnungen. Anfang 2023 sollen sie bezugsfertig sein. Das ist laut Robert Englmeier, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft des Landkreises, nur ein Tropfen auf den heißen Stein, da die Lage auf dem Wohnungsmarkt immer prekärer wird und kaum Wohnungen frei werden. Corona verstärke dieses Verhalten. "Es gibt so gut wie keine Mieterwechsel." Die Anfragen seien derzeit nicht höher als in den Jahren zuvor, aber es werde auch nichts frei. "Die Leute sind unsicher, ob sie sich eine größere Wohnung leisten sollen."

    Sozialwohnungen in größeren Kommunen besonders gefragt

    Geförderte Unterkünfte gibt es in Aichach-Friedberg fast ausschließlich in den größeren Gemeinden. Robert Englmeier erklärt: "In kleinen Dörfern gibt es kaum eine Nachfrage nach öffentlich geförderten Wohnungen, hier sind mehr frei finanzierte Wohnungen gefragt. Sozialer Wohnungsbau macht dort Sinn, wo die Infrastruktur dementsprechend ist. Die betroffenen Menschen haben meist kein Auto." Deshalb sei es wichtig, dass Supermärkte und andere Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe sind. Auch die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr spiele eine große Rolle.

    Acht solche Häuser entstehen an der Friedberger Frühlingsstraße.
    Acht solche Häuser entstehen an der Friedberger Frühlingsstraße. Foto: Büro Rockelmann (Entwurf)

    Die Baugenossenschaft Friedberg hat ebenfalls Projekte am Laufen. In der Frühlingstraße wurden 40 Altbauwohnungen abgerissen – bis 2023 entstehen in mehreren Bauabschnitten 100 Neubauwohnungen. Laut Vorstandsvorsitzendem Günther Riebel meldet sich bei der Genossenschaft fast täglich jemand mit Interesse: "2019 waren es mehr als 400 Wohnungsgesuche. Die Entwicklung wird sich fortsetzen", so Riebel, der auf der anderen Seite kaum Wohnungswechsel zu verzeichnen hat.

    Die Baugenossenschaft verfolgt einen Mehrgenerationen-Ansatz: "In den Wohnungsanlagen gibt es einen Mix aus Einzimmerwohnungen und größeren Einheiten für Familien. Wir orientieren uns diesbezüglich an der Nachfrage", erklärt Riebel. Durch die Barrierefreiheit können auch Senioren die Wohnungen nutzen.

    Bis 2025 will die Baugenossenschaft ein weiteres Haus mit geförderten Wohnungen fertigstellen. Weitere Projekte seien nicht geplant, denn: "Wir haben mit diesen Projekten dann unsere Grundstücke aufgebraucht. Das ist gerade in Friedberg ein großes Problem, denn Bauland ist sehr teuer", erklärt Riebel.

    Wie entwickelt sich der Wohnungsmarkt nach Corona?

    Während die Baugenossenschaft laut Riebel in Friedberg keinen Gegenwind aus der Nachbarschaft bekommt, hatten in Kissing Anwohner und Anwohnerinnen Bedenken gegen das Projekt in der Rosenstraße. Mehrmals musste umgeplant werden. Englmeier erinnert sich: "Egal, ob gefördert oder nicht, bei neuen Wohnkomplexen sind die Nachbarn häufig wegen der Veränderungen besorgt." Man versuche sie früh einzubeziehen, um Verständnis zu schaffen.

    Dass sich der Markt merklich entspannt, glaubt auch Englmeier nicht, dennoch macht er etwas Hoffnung: "Man muss schauen, wie sich die Nachfrage nach Corona entwickelt. Nach bezahlbarem Wohnraum wird diese meines Erachtens weiterhin bestehen bleiben. Daher planen wir aktuell weitere Projekte im öffentlich geförderten Wohnungsbau."

    Lesen Sie den Kommentar: Der Kampf um Wohnraum hat gerade erst begonnen

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