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Warum Jagd in Aichach-Friedberg jetzt boomt: Ein Einblick

Aichach-Friedberg

Aichach-Friedberg erlebt einen Jagd-Boom: Mehr Jäger denn je

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    Die Zahl der Jägerinnen und Jäger im Wittelsbacher Land steigt. Gerade junge Leute zeigen mehr Interesse am Jagdschein.
    Die Zahl der Jägerinnen und Jäger im Wittelsbacher Land steigt. Gerade junge Leute zeigen mehr Interesse am Jagdschein. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Es ist noch dunkel, als Philipp Hieke zusammen mit seinem Hund leise durch den Wald zum Hochsitz pirscht. Von hier oben hat er den perfekten Überblick auf seine Umgebung. Seine Jagdwaffe hält er bereit, gespannt beobachtet er den Wald und das angrenzende Feld, während langsam die Natur zum Leben erwacht. Den Sonnenaufgang im Wald verbringen, Verbundenheit zur Natur aufbauen - Jagen ist beliebt. Auch im Landkreis Aichach-Friedberg sind in den vergangenen zwei Jahren so viele Jagdscheine ausgestellt worden wie lange nicht mehr. Auch immer mehr Frauen zeigen Interesse. Doch wie bekommen Interessierte einen Jagdschein? Und welchen Aufgaben stellen sich die Jäger im Landkreis? 

    Um vier Uhr hat Hieke sich müde aus dem Bett gequält und sich auf den Weg zum Jagdrevier nördlich von Friedberg begeben. Plötzlich ein Rascheln, eine Bewegung am Waldrand. Seine Sinne schärfen sich, jetzt muss er sich konzentrieren. Der junge Jäger bleibt ruhig, identifiziert das Tier als Rehbock und beurteilt, in welchem Alter und Gesundheitszustand es sich befindet. Als er auch eine Gefahr für die Sicherheit ausschließen kann, entscheidet er sich zu schießen. Dann drückt er ab.

    Jagd in Aichach-Friedberg: Jagen ist mehr als nur Töten

    Hieke ist 23 Jahre alt und wohnt im Friedberger Ortsteil Haberskirch. Seit fünf Jahren ist er Jäger. Das Jagen an sich macht jedoch nur einen kleinen Anteil seiner Aufgabe aus. "Die meisten Menschen verbinden mit Jagen in erster Linie den Akt des Tötens. Als Jäger mache ich aber noch so viel mehr", erklärt Hieke. Wenn beispielsweise im Frühjahr die Wiesen gemäht werden, sucht er die Felder mit einer Wärmebilddrohne nach Rehkitzen ab. Das macht er in den frühen Morgenstunden vor der Arbeit. Zudem legt er Wildruhezonen an, in denen Wildtiere nicht durch Menschen gestört werden und sich zurückziehen können. Zusätzlich führt der Haberskircher ehrenamtlich Zählungen durch, um den Bestand von Rebhühnern, Feldhasen und Kiebitzen einschätzen zu können. Die Zahlen leitet er an den Bund Naturschutz weiter. 

    Dass Jagen einen Aufschwung erlebt, lässt sich nicht nur an den bundesweiten Statistiken ablesen. Auch in Aichach-Friedberg geht der Trend nach oben. Zwar lagen die ausgestellten Jagdscheine 2023 leicht unter der Zahl des Vorjahres, trotzdem ist der Wert in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Die Scheine teilen sich auf in Dreijahres-, Jahres- und Jugendjagdscheine, sowie in Falkner-Dreijahres- und Falkner-Jahres-Jagdscheine. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit für Ausländer eine Genehmigung für ein Jahr oder einen Tag zu bekommen. 

    Über 800 Jäger kümmern sich in Aichach-Friedberg um 167 Reviere

    Von einem Trend spricht auch Paul Berchtenbreiter, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverein Aichach. Ein Grund für die hohen Zahlen sei, dass es nun auch Intensivkurse gebe, in denen angehende Jäger schneller an den Schein kommen. Zudem entscheiden sich junge Menschen häufiger zusammen mit Freunden, die Prüfung anzugehen. Ein weiterer Aspekt, über den sich Berchtenbreiter freut: Immer häufiger machen Frauen einen Jagdschein. 

    Insgesamt gibt es im Landkreis über 800 aktive Jäger und Jägerinnen, die sich um 167 Reviere kümmern. Ein Jäger pachtet das Revier und vergibt zusätzliche Jagdmöglichkeiten an weitere. Dabei ist jedoch häufig vorgegeben, wie viele Personen zusätzlich eine Erlaubnis bekommen. In Anbetracht der wachsenden Zahlen könnte es in Zukunft schwierig werden, an eine Jagdmöglichkeit zu kommen. "Die Plätze sind rar, aber noch kommen alle unter", sagt Berchtenbreiter. Den Andrang sieht er insgesamt positiv: "Das ist eine tolle Passion, draußen in der Natur unterwegs zu sein, das Wild zu beobachten und etwas für den Naturschutz zu tun."

    Um eine Jagdprüfung absolvieren zu können, müssen Anwärter 120 Stunden in Theorie und Praxis abgelegt haben. Zudem benötigen sie Nachweise im Flinten- und Büchsenschießen. Wegen der notwendigen akribischen Vorbereitung für die Prüfung spricht die Jägerschaft von einem "grünen Abitur". Philipp Hieke kann den hohen Aufwand für die Prüfung bestätigen. "Weder für mein Fachabitur noch für meine Schreinerlehre habe ich so viel lernen müssen, wie für die Jagdprüfung. Aber mir hat das Lernen auch selten so viel Spaß gemacht." Für den richtigen Umgang mit dem Gewehr findet er es wichtig, dass man sich sehr gut auskennt.

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