Die Mitarbeiter des Hauses der Bayerischen Geschichte mussten sich bitterböse Beschwerden über die Schau „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründerstädte“ anhören. Der Grund: Ausgerechnet Friedberg fehlt bei den Stadtansichten bayerischer Herzogstädte in dem Raum des Schlosses, der dem Münchner Antiquarium mit seinen Bildtafeln nachempfunden ist. Aichach dagegen ist dort vertreten – das mag so mancher Friedberger nicht hinnehmen.Allerdings hat das einen Grund, den die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sarah Schormair erklären kann.
Präsentiert werden 20 Metallplatten, die nach dem Krieg für die Rekonstruktion des Antiquariums angefertigt wurden. Jahrzehntelang schlummerten sie im Depot, bis das Projektteam im Rahmen seiner Recherche darauf stieß. Von Friedberg gab es allerdings keine dieser Tafeln. Sind die beiden Wittelsbacher Gründerstädte, die ja Inspiration für das Ausstellungsthema waren, überhaupt in der Präsentation ausreichend vertreten?
Aichach ist in der Landesausstellung 2020 ein Film gewidmet
Sarah Schormair meint ja. So finden sich im Raum mit den Städtedarstellungen Reproduktionen von Landtafeln aus dem Jahr 1568 – darunter eigens eine von der hiesigen Gegend. „Es war uns sehr wichtig, dass man die Region Wittelsbacher Land sieht“, so die Historikerin über das Ausstellungskonzept.
Zwei Jahre Arbeit habe das Projektteam in Recherche und Vorbereitung gesteckt, viel Literatur gesichtet und viele Ausstellungskataloge gewälzt, sich mit Museen in ganz Bayern und darüber hinaus ausgetauscht. Bei einem Rundgang weist Schormair auf die Spuren des Wittelsbacher Landes in der Ausstellung hin.
Aichach ist in der digitalen Darstellung im dortigen FeuerHaus gleich ein ganzer Film gewidmet. „Von der Burg zur Stadt“ heißt die Visualisierung mit zeichnerischen und realen Elementen, welche die Gründung der Stadt im Stil eines mittelalterlichen Abenteuerromans beschreibt.
Die Innenstädte von Aichach – Musterbeispiel für eine Stadt dieser Epoche –, aber auch von Friedberg seien im Grund Bestandteil der Ausstellung, betont Schormair. „Ziel ist es, dass die Menschen von der Ausstellung aus rausgehen in die Städte.“ Doch finden sich auch unter den kostbaren Exponaten im Schloss von Friedberg einige aus dem Wittelsbacher Land.
So ist ein Mühlstein aus Oberwittelsbach zu sehen, der symbolisch für die Veränderungen in der (Land-)Wirtschaft des 12. und 13. Jahrhunderts steht. Eine Karte an der Wand zeigt Friedberg, das als Gründung „auf der grünen Wiese“ als Gegenstadt zu Augsburg ein Sonderfall war. Zu sehen ist auch, dass nicht alles, was geplant war, auch umgesetzt und gebaut wurde – mancher Friedberger mag da Parallelen zum 21. Jahrhundert erkennen. Vor einem Fenster mit Blick auf die Nachbarstadt steht ein Fernglas, in Bilder das räumliche Zusammenwachsen der beiden Orte nachvollziehbar machen, die einst Ausland füreinander waren.
Das war die Bayerische Landesausstellung 2020
Die Ausstellung Die Bayerische Landesausstellung 2020 hatte das Thema „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“. Sie fand bis zum 1. November in Aichach und Friedberg statt, täglich von 9 bis 18 Uhr.
Die Ausstellungsorte Exponate der Schau waren zum einen die beiden Städte an sich – beide Wittelsbacher Städtegründungen. In Aichach war zudem das „Feuerhaus“, das alte Feuerwehrhaus an der Martinstraße, Schauplatz. Dort wurden mit Medieneinsatz mittelalterliche Stadtwelten erschaffen. Im Friedberger Schloss fand eine Ausstellung mit Originalobjekten statt.
Im Internet Umfassende Informationen zur Landesausstellung sind im Internet auf einer eigenen Seite zusammengefasst. Die Landesausstellung ist auch in sozialen Medien wie Facebook und Instagram präsent.
Corona: Wegen der Corona-Pandemie mussten Besucher der Landesausstellung 2020 mehrere Sicherheitsmaßnahmen befolgen. Unter anderem waren ein Mund-Nasen-Schutz und die Einhaltung eines Mindestabstands von 1,5 Metern verpflichtend. Außerdem waren die Besucherzahlen an den Ausstellungsorten beschränkt.
Zu sehen ist auch eine Urkunde mit dem zweitältesten Siegel der Stadt Friedberg (das älteste Siegel durfte aus konservatorischen Gründen nur eine Zeit lang präsentiert werden und die Exponate mussten ausgetauscht werden). Im großen Saal des Schlosses, der in eine Form der mittelalterlichen Stadt mit Gässchen und Türmen umgewandelt wurde, sind Friedberg und Aichach ebenfalls vertreten:
Landesausstellung zeigt, wie sich Städte in Bayern entwickelt haben
Dort zeigt ein Bildschirm wechselnde Bilder bayerischer Städte. Die Bedeutung von Aichach und Friedberg sei jedoch gegenüber den Residenzstädten geringer gewesen. Vergleichsweise viele Exponate stammen daher zum Beispiel aus Landshut oder Ingolstadt.
Doch in einem ausgestellten Kopialbuch aus Aichach sind die Rechte der Stadt gegenüber den Landesherren festgeschrieben - kostbarster Besitz der Städte waren ihre Privilegien. Ein Hinterglasgemälde aus dem Aichacher Museum zeigt Maximilian I. - an diese Darstellung hatte sich Schormair noch aus ihrer Praktikumszeit in Aichach erinnert.
Friedbergs Stadtmuseum zeigt vieles zum Thema Stadtgeschichte
Im Friedberger Stadtmuseum, das ebenfalls im Schloss beheimatet ist, gebe es bereits viel zur Stadtgeschichte zu sehen, so Schormair. Diese Exponate habe man eigens dort belassen – schließlich liege es Tür an Tür mit den Räumen der Landesausstellung und Besucher sollen ja auch dorthin gelockt werden.
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