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Aichach-Friedberg: Wie die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg explodieren

Aichach-Friedberg

Wie die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg explodieren

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    Die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg explodieren. Gerade im unteren Segment finden Menschen kaum noch Wohnungen. Die Stadt Friedberg hat daher an der Afra- und Georg-Fendt-Straße Wohnungen gebaut, die einkommensabhängig gefördert werden.
    Die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg explodieren. Gerade im unteren Segment finden Menschen kaum noch Wohnungen. Die Stadt Friedberg hat daher an der Afra- und Georg-Fendt-Straße Wohnungen gebaut, die einkommensabhängig gefördert werden. Foto: Marlene Volkmann

    Die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg heben ab, ergab eine Analyse des Pestel-Instituts. Wie haben sich die Quadratmeterpreise in den vergangenen Jahren entwickelt und wo gibt es den günstigsten Wohnraum?

    Die Mietpreis-Analyse des Pestel-Instituts hatte die Kosten für Wohnungen einfachen Standards im Auge. Das sind Mieten, die der Staat übernimmt, wenn Haushalte auf Hartz IV oder Grundsicherung im Alter angewiesen sind. Die Kaltmiete für diesen Wohnraum ist im Kreis Aichach-Friedberg von 5,70 Euro pro Quadratmeter im Januar 2015 auf 7,10 Euro im April 2021 gestiegen – ein Plus von 26,3 Prozent.

    Nach Robert Englmeiers Erfahrungen sind die Preise sogar noch drastischer, weil es sich um Durchschnittswerte für den ganzen Landkreis handelt. Er ist geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Aichach und Geschäftsführer der Wohnbau GmbH für den Landkreis und kennt die große Nachfrage nach günstigem Wohnraum gut. Gerade in den größeren Kommunen wie Aichach, Friedberg, Mering und KissingKissing liege das Mietniveau bei einfach ausgestatteten Wohnungen eher bei 8,50 bis 9,50 Euro, wenn sie saniert sind bei zehn bis zwölf Euro.

    IG Bau: "Für Mieten in Aichach-Friedberg gibt es nur eine Richtung"

    Die Gewerkschaft IG Bau, die in einer Mitteilung auf diese Problematik hinweist, fordert daher den Bau von mehr bezahlbarem Wohnraum. Bezirksvorsitzender Michael Jäger sagt: "Für die Mieten im Landkreis Aichach-Friedberg gibt es seit Jahren nur eine Richtung – nämlich immer nach oben."

    Für erschwinglichen Wohnraum garantiert unter anderem noch die Baugenossenschaft Friedberg.
    Für erschwinglichen Wohnraum garantiert unter anderem noch die Baugenossenschaft Friedberg. Foto: Ute Krogull

    Für Edgar Nahler, Leiter der Abteilung Soziale Leistungen am Landratsamt Aichach-Friedberg, ist das keine Überraschung. Das Landratsamt ist für die Transferleistungen für Unterkunftskosten zuständig - und muss diese alle paar Jahre gehörig nach oben korrigieren. Aktuell ist das zum September geschehen; die letzte Erhöhung liegt erst zwei Jahre zurück.

    Das Amt leistet unterschiedlich hohe Zuschüsse, diese richten sich nach dem Mietwohnungsmarkt in einer Kommune und der Personenzahl im Haushalt beziehungsweise der Größe der Wohnung. Die "Region B" umfasst die vergleichsweise einwohnerstarken Städte und Gemeinden Aichach, Dasing, Friedberg, Kissing und Mering. 2019 erhielten Leistungsberechtigte dort zum Beispiel für eine Wohnung für eine Person (50 Quadratmeter beziehungsweise zwei Wohnräume) 379 Euro für die Kaltmiete (also 7,58 Euro/Quadratmeter), jetzt sind es 446 Euro (8,92 Euro/Quadratmeter).

    In Mering sind die Mieten am höchsten, in Hollenbach am niedrigsten

    Die Durchschnittsmieten im Landkreis entwickeln sich ebenfalls rasant nach oben. Laut dem Internetportal Miet-Check lagen sie 2019 bis 8,08 Euro, 2020 schon bei 8,92 und momentan ist der Stand 9,28 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete ohne Betriebskosten. Am teuersten sind Mietwohnungen mit einem Quadratmeterpreis von 11,29 Euro in Mering, gefolgt von Friedberg (10,69). Aichach liegt bei 9,67 Euro. Die günstigsten Mieten nennt das Internetportal in Hollenbach (7,75) und Kühbach (7,85). Schmiechen (8,28) und Inchenhofen (8,27 Euro) reißen dagegen die Acht-Euro-Grenze schon deutlich.

    Daran lässt sich das altbekannte Problem ablesen: "Wir leben in einer Boom-Region, das zieht Menschen an, was ja eigentlich gut ist", sagt Nahler.

    Hinzu kommen Faktoren wie die steigenden Grundstücks- und Baukostenpreise. Während es im gehobenen Niveau immer noch möglich ist, eine Wohnung zu bekommen, fallen immer mehr Möglichkeiten im unteren Bereich weg. Auch im Landkreis fallen geförderte Wohnungen nach der 15-Jahres-Frist aus der Mietpreisbindung. Gleichzeitig investieren angesichts niedriger Zinsen viele Menschen lieber in Sanierungen, als ihr Geld auf der Bank liegen zu lassen. Das bedeutet auch, dass bislang günstiger, da nicht gut ausgestatteter Wohnraum saniert wird, was sich auf die Mieten auswirkt.

    Auch die Baugenossenschaft Aichach mit einem Bestand von 420 Wohnungen und die Kreis-Wohnbau mit rund 370 haben in den vergangenen Jahren viel modernisiert. In Aichach läuft die energetische Sanierung der Wohnanlage an der Freisinger Straße. Hier werden die Mieten für die Bestandsmieter nach der Modernisierung aber nicht teurer als 6,80 Euro sein, betont Englmeier. Der Bedarf bleibt aber hoch.

    Neue Wohnungen in Aichach, Kissing und Aindling

    Englmeier sagt, es sei mehr Invest in geförderten Wohnraum nötig, auch von privater Seite. Dafür brauche es bessere Rahmenbedingungen: "Kommunen oder andere Grundeigentümer könnten Grundstücke gezielt für die Schaffung öffentlich geförderten Wohnungsbaus zur Verfügung stellen", zum Beispiel auf Grundlage eines Erbbaurechtsvertrags. Einen solchen wird die Baugenossenschaft mit der Stadt Aichach über ein Grundstück an der Donauwörther Straße abschließen. Das Areal gehört weiter der Stadt, die Baugenossenschaft baut darauf voraussichtlich 2022 zwölf Wohnungen. Ebenfalls nächstes Jahr soll ein Neubau an der Oskar-von-Miller-Straße mit 15 bis 18 Wohnungen entstehen.

    Auch die Wohnbau-Gesellschaft des Landkreises baut. In Kissing plant sie 15 Wohnungen an der Rosenstraße. In Kürze werden neun Wohnungen in Aindling bezugsfertig. Auch dort hat ein Erbbaurechtsvertrag der Gemeinde

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