Die Bäckerei Ihle in Friedberg zählt zu den größten Arbeitgebern im Landkreis. Das Unternehmen hat rund 3000 Angestellte, die überwiegende Mehrheit in der Produktion und den Filialen. Was für die einen - in der Produktion - längst Gewohnheit ist, ist für die anderen noch recht neu: regelmäßige Selbst- und Schnelltests bzw. das Angebot dazu. Es mindestens einmal pro Woche all jenen zu unterbreiten, die nicht im Homeoffice arbeiten, ist seit Kurzem für alle Arbeitgeber seit 20. April Pflicht. Damit nicht selten verbunden: großer organisatorischer Aufwand für die Firmen - und Kosten, die teils ins Fünfstellige gehen.
Test-Angebotspflicht in Aichach-Friedberg: Unternehmen tragen Kosten
Die Unternehmen müssen das Testangebot komplett selbst bezahlen. 20.000 Euro zusätzliche Kosten kalkuliert Ihle dafür ein - pro Woche. Das bestätigt Sprecherin Sabine Gramlich gegenüber unserer Redaktion. Das Finanzielle sei jedoch nur eine Herausforderung. Eine weitere: "Man muss schauen, wo man die Mengen, die man braucht, herbekommt." Auch der organisatorische Aufwand, die immer neuen Vorschriften zu kommunizieren und umzusetzen, sei groß. Das Angebot sich testen zu lassen, werde aber "zu 100 Prozent" angenommen. "Wir haben insgesamt ein gut ausgearbeitetes Hygienekonzept, deshalb kam es bisher zu keinen größeren Ausfällen", erklärt Gramlich.
Mit derselben Pflicht, aber einer gänzlich anderen Situation ist MS-Bau in Inchenhofen konfrontiert. Das Bauunternehmen ist eines, wie es viele im Wittelsbacher Land gibt: inhabergeführt, hauptsächlich im Landkreis unterwegs, zwei Vollzeit-Angestellte, ein Lehrling. Ums Büro kümmert sich Maria Stippl, Ehefrau des Gründers Michael. Seit Kurzem beginnen die Arbeitstage regelmäßig mit einem Nervenkitzel. "Es ist eine Zitterpartie - jedes Mal", sagt Maria Stippl - und meint den Moment, wenn die Mitarbeiter ihre Selbsttests machen, bevor sie auf die Baustelle fahren.
Sorge vor Ausfällen: Für kleine Firmen sind Selbsttests "Zitterpartien"
Die Anspannung hat einen Grund: Eine Corona-Infektion, auf die ein positives Testergebnis hindeuten kann, könnte den Familienbetrieb zum Erliegen bringen. Trotzdem will sich Stippl nicht beschweren - im Gegenteil: "Ich halte das für sehr sinnvoll. Wenn es verhindert, dass ein infizierter Mitarbeiter in den Betrieb kommt und die anderen ansteckt, ist der Zweck doch schon erfüllt." Für Stippl ist der Aufwand überschaubar. Als die Entscheidung bekannt wurde, sei sie schnell zum Discounter gefahren und habe eine Handvoll Tests gekauft. "Die kosten dort 3,95 Euro das Stück - das ist für uns keine riesige Investition."
In etwas anderen Dimensionen bewegt sich das Aichacher Unternehmen Julius Zorn (Juzo), das medizinische Produkte für die Kompressionstherapie herstellt. Von den 750 Mitarbeitern in Aichach sind 400 in der Produktion tätig - das Unternehmen kalkuliert 300 bis 500 Tests pro Woche, wie Marion Huber, stellvertretende Leiterin der Personalabteilung, erklärt. "Für uns entstehen dadurch wöchentliche Kosten von mehreren 1000 Euro plus Ausfall von Arbeitszeit, die für die Tests verwendet wird." Auch organisatorisch gebe es einiges zu leisten, da man in Aichach zwei Standorte hat, die beide bedient werden müssen. Die Tests würden von Mitarbeitern durchgeführt, die der Betriebsarzt geschult hat. Sinnvoll seien sie: "Wir sehen es als Chance, unsere Mitarbeiter bestmöglich zu schützen."
Forum Media Group Merching: "Sicherheit der Mitarbeiter ist wichtig"
Ähnlich beurteilt es Isabella Fetzer, Sprecherin der Forum Media Group in Merching. "Wir sind dem Ganzen gegenüber aufgeschlossen. Die Sicherheit der Mitarbeiter ist wichtig." Allerdings befindet sich fast das ganze Personal ohnehin im Homeoffice. Diejenigen, die in der Firma arbeiten, hätten in der Regel ein eigenes Büro.
Christian Knieß, Inhaber von Eisenwaren Kniess in Friedberg, hat ebenfalls Tests für seine Mitarbeitenden, die viel Kundenkontakt haben, erworben. Er sieht die Initiative positiv, zwingen werde er seine Mitarbeiter aber zu den Tests nicht. Bisher sei er noch auf der Suche nach einem Anbieter, der gute Tests in entsprechenden Mengen liefern kann - zu guten Konditionen, versteht sich. Denn: "Kostenmäßig kann das ganz schön ins Geld gehen."
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