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Aichach-Friedberg: So laufen Präsenz-Prüfungen während des Lockdowns

Aichach-Friedberg

So laufen Präsenz-Prüfungen während des Lockdowns

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    Das erste Semester im Homeoffice und die ersten Prüfungen. Zwei Beispiele, wie es on- und offline funktionieren kann..
    Das erste Semester im Homeoffice und die ersten Prüfungen. Zwei Beispiele, wie es on- und offline funktionieren kann.. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

    „Eigentlich fängt alles schon mit dem Weg an. Ich persönlich bin mit dem Bus und der Bahn gefahren, und da ist das Infektionsrisiko schon recht hoch“, erzählt Celina*. Sie studiert an der Universität Augsburg BWL im ersten Semester und muss zu allen Prüfungen vor Ort erscheinen. Das sind insgesamt sieben mit jeweils 600 bis 900 Teilnehmern.

    Die Klausuren schreibt die 20-Jährige im Messezentrum. Per E-Mail bekommen die Studenten die Hallen-Nummer und welchen Eingang sie benutzen müssen. Bevor man allerdings in die jeweilige Halle hinein kommt, muss man draußen warten. „Da bilden sich gewollt oder ungewollt Gruppen“, so Celina. Zwar hätten alle Studenten Masken getragen, doch die Mindestabstände ließen sich teilweise einfach nicht einhalten.

    Securities an der Toilettentür

    Im Gebäudekomplex stehen Sicherheitsleute, die die Einhaltung der Corona-Maßnahmen garantieren sollen und die Studenten ihren Plätzen zuweisen. Auch der Toilettengang wird überwacht. Doch hier gibt es ein Problem: „Die Security sorgt zwar dafür, dass nur eine begrenzte Anzahl von Studenten zeitgleich die Toilette aufsuchen kann, in den Räumen selbst allerdings wird der Abstand oft nicht eingehalten“, erzählt die BWL-Studentin.

    Ist die Klausur dann vorbei, ist eine Gruppenbildung am Ausgang auch unvermeidbar. Viele hätten sich versammelt, um über die Prüfung zu sprechen, was irgendwo auch total normal sei, so Celina. Die An- und Abreise ist ebenfalls nicht ungefährlich. Viele sind mit dem Auto angereist und haben Fahrgemeinschaften von bis zu fünf Personen gebildet. Und auch die Nutzer der Öffentlichen Verkehrsmittel waren einem gewissen Risiko ausgesetzt, da viele der Prüfungsschreiber an den örtlichen Haltestellen warten mussten.

    Der Unterricht an sich fand komplett online statt, das hat laut der 20-Jährigen auch super funktioniert. Es brauche zwar ein ordentliches Maß an Selbstdisziplin, dass man auch wirklich dran bleibe und aktiv mitlerne. Aber der Kontakt zu den Dozenten sei gut gewesen und man habe sich Mühe gegeben, die Vorlesung so angenehm wie möglich zu gestalten. Warum die Vorlesungen alle online stattfanden, die Prüfungen jedoch in Präsenz, ist Celina ein Rätsel: „Eigentlich hätte man die Klausuren dann auch gleich mit online schreiben können.“

    Eine geplante Online-Klausur

    So erging es Rebecca*, die im ersten Semester Sozialwissenschaften an der Universität Augsburg studiert. In der Fächerkombination aus Soziologie und Politik gab es zwischen 400 und 500 Teilnehmer. Hier fanden beide Prüfungen online statt – doch das war nicht von Anfang an so geplant.

    Dass die Soziologie-Klausur online stattfinden würde, hat man den Studenten schon am ersten Tag mitgeteilt. Eine solche Präsenzveranstaltung sei während der aktuellen Situation zu riskant. Im Politik-Teil hat man zunächst vorgehabt, die Prüfung in Präsenz abzuhalten. Dann sind allerdings Zweifel aufgekommen, sodass auch wenige Wochen vor der Klausur noch nicht feststand, wie diese denn nun stattfinden werde. Im Entscheidungsprozess, so die Studentin, hat man in einer Umfrage angeben müssen, von wo man anreist. Hier hat sich gezeigt, dass viele Studenten von weiter her kommen, weshalb schließlich beschlossen wurde, die Prüfung online abzuhalten. Genau richtig, nach Meinung der Augsburgerin: „Ich finde, dass in einer solchen Situation von einer Präsenz-Prüfung gar nicht die Rede sein sollte. Es heißt zwar immer, dass die Uni die Sicherheit gewährleisten kann, aber das kann nie zu 100 Prozent garantiert werden.“

    Wie eine Prüfung aussehen kann

    Die Prüfung per Laptop habe an sich gut funktioniert. Die Studenten bekamen acht Fragen in einem Dokument und hatten 60 Minuten Zeit, diese so ausführlich wie möglich zu beantworten. Das Dokument mussten sie dann hochladen. Von Anfang an wurde angekündigt, dass ein Zuhilfe-Ziehen der heimischen Unterlagen erlaubt sei, doch dafür sei laut Rebecca gar keine Zeit geblieben. Ein weiterer Kritikpunkt ihrerseits ist die Schließung der Bibliothek und sie sagt auch: „Ich hätte mir gewünscht, dass man das Ganze etwas besser geplant hätte. Das war immerhin die zweite Welle, nicht die erste.“ Was die Studentin aber am meisten schockiert hat, ist eine E-Mail, die sie kurz vor Beginn der Prüfungsphase von der Universität erhalten haben. Diese klärt darüber auf, dass im Falle einer Infektion während/durch eine Präsenz-Prüfung weder die Universität noch der Staat verantwortlich gemacht werden könne. Denn es sei ja eine freie Entscheidung der Studenten, an der Prüfung teilzunehmen. Doch: „Uns wird ja fast keine Wahl gelassen, wir müssen an den Klausuren teilnehmen, um das Studium zu bestehen.“

    *Der Name wurde von der Redaktion geändert

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Studium im Corona-Lockdown: Studierende brauchen eine Perspektive

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