Die Erst- bis Viertklässler der Friedberger Grundschule Süd müssen sich im kommenden Schuljahr nach jeder Pause auf weißen Punkten, die in gleichbleibenden Abständen auf den Pausenhof gesprüht wurden, in Formation bringen. Dabei geht es nicht darum, den Kindern verstaubte Ideale von Ordnung und Disziplin nahezubringen, sondern um die Einhaltung von Hygienevorschriften.
Der Beginn des neuen Schuljahres steht auch im Landkreis Aichach-Friedberg unter dem Stern von Corona. Für Erst- und Fünftklässler wird es ein abgespeckter Start in die neue Lebensphase.
Corona: Die Grundschule Friedberg Süd am ersten Schultag zeigt einen Film
Ruth Kotzian, Leiterin der Grundschule Friedberg Süd, erzählt von raffinierten Hygienesystemen und einem digitalisierten ersten Schultag für ihre Erstklässler. In den vergangenen Jahren sei der Schulanfang mit zahlreichen Gästen in einer Halle gefeiert worden, doch dieses Jahr müsse man sich auf zwei Begleitpersonen pro Abc-Schütze beschränken und die Veranstaltung aufteilen.
Die Patenschüler aus den dritten Klassen, die den Neulingen den Einstieg in den Schulalltag erleichtern sollen und die sonst den Schulbeginn ihrer Patenkinder mit musikalischem Programm untermalten, können heuer nicht an der Begrüßung teilnehmen. „Wir haben deshalb im Juli mit den Patenklassen einen Begrüßungsfilm gedreht, damit die Erstklässler zumindest virtuell von ihren Paten willkommen geheißen werden können.“
Für den Weg in die Klassenräume habe man ein ausgeklügeltes System entwickelt. Jeder Klasse seien ein Eingang in das Schulhaus und ein bestimmter Laufweg vorgegeben. Um dabei den Mindestabstand einzuhalten, habe der Hausmeister Werner Michatz Felder aus weißen Punkten auf den Pausenhof gesprüht, auf dem sich die Kinder vor dem Weg ins Klassenzimmer abstandsgerecht aufstellen müssten. Auch der Gang auf die Toilette sei aufs Genaueste geregelt: Jeder Klasse sei exakt eine Kabine zugeordnet worden, auf der ein Schild mit dem Klassennamen angebracht ist.
Selbst die Gestaltung der Pause hat System. Der Sportplatz wurde in Felder eingeteilt, auf denen sich jeweils nur eine Klasse aufhalten darf. Damit keine Klasse benachteiligt wird, wechselt man durch. „Manche Felder sind natürlich attraktiver als andere“, sagt Kotzian augenzwinkernd. „Vor allem die Tischtennisplatten sind heiß begehrt.“
Das Gymnasium Friedberg verzichtet wegen Corona auf die Schulhausrallye
Im Freistaat Bayern gilt in den ersten neun Schultagen auch in den Klassenzimmern aller Schulen außer den Grundschulen Maskenpflicht. Danach solle die Maskenpflicht in Klassenräumen für Schulen dem lokalen Infektionsgeschehen angepasst oder freiwillig aufrechterhalten werden.
Ute Multrus, Leiterin des staatlichen Gymnasiums Friedberg, hofft für das kommende Schuljahr auf durchgängigen Unterricht auf normalem Niveau. „Vor allem die Fünftklässler brauchen dringend Regelbetrieb.“ Die Gänge im Gebäude seien abgeklebt und Schülern und Lehrern jeweils eigene Bereiche im Klassenzimmer zugeteilt worden. „Wir haben ein gutes Hygienekonzept, unser Schulhaus ist auf die Schüler vorbereitet.“ Für pädagogisches und nicht pädogogisches Personal sei außerdem eine freiwillige Reihentestung auf SARS-CoV-2 organisiert worden.
Der erste Schultag beginnt unter Einhaltung der Abstandsregelungen wie jedes Jahr mit einer Begrüßungsveranstaltung in der Sporthalle. Nur die Schulhausrallye, die den frischgebackenen Gymnasiasten sonst am ersten Schultag eine Orientierung im Gebäude geben soll, könne heuer nicht stattfinden.
Lehrer, die aufgrund einer Vorerkrankung keinen Präsenzunterricht abhalten können, bezögen weiterhin ihr Gehalt; sie arbeiteten von zu Hause und würden in den Klassenräumen durch „Teamlehrkräfte“ ersetzt, erklärt die Schulamtsdirekttorin Ingrid Hillenbrand. „Die vom Virus stark gefährdeten Lehrer im Homeoffice korrigieren Arbeiten und bereiten den Unterricht vor, der dann von den Teamlehrkräften gehalten wird.“
Das Gymnasium Mering setzt im Schuljahr 2020/21 Teamlehrkräfte ein
Das Programm der zusätzlichen Teamlehrkräfte wurde während der Corona-Krise entwickelt. Teamlehrkräfte müssen zwar über ein abgeschlossenes Hochschulstudium, nicht aber über ein Lehramtsstudium verfügen. „In Aichach-Friedberg soll es voraussichtlich drei solcher Vertretungslehrer geben“, so Hillenbrand.
Auch das Gymnasium Mering wird im kommenden Schuljahr Teamlehrkräfte einsetzen. „Wir haben ein sehr junges Kollegium und momentan einige schwangere Kolleginnen, die nicht in Präsenz unterrichten dürfen“, berichtet Josef Maisch, Rektor der Schule. Es stünden allerdings genügend Ersatzlehrer zur Verfügung, sodass kein Unterricht ausfallen müsse.
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