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Aichach-Friedberg: Meringer verrät, wie man sich in der Corona-Krise die Hilfe der Banken sichert

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Meringer verrät, wie man sich in der Corona-Krise die Hilfe der Banken sichert

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    Trotz zugesagter staatlicher Hilfen kann es in der Corona-Krise finanziell eng werden. Bankexperte Kerscher gibt Tipps, wie sich Unternehmer verhalten sollten.
    Trotz zugesagter staatlicher Hilfen kann es in der Corona-Krise finanziell eng werden. Bankexperte Kerscher gibt Tipps, wie sich Unternehmer verhalten sollten. Foto: Bernd Feil/m.i.s. (Symbolfoto)

    Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Unternehmen?

    Thomas Kerscher: Anfang 2020 rechneten viele Unternehmer mit einer erfreulich verlaufenden Geschäftsentwicklung. Viele hatten aufgrund der historisch niedrigen Zinsen zuletzt investiert. Oft wurden neue Firmengebäude gebaut und finanziert, neue Maschinen wurden angeschafft oder der Fuhrpark wurde erweitert. Auch den Personalbestand haben viele aufgestockt. Dann kam Corona. Kunden stornierten Aufträge, andere erteilten bereits avisierte Aufträge erst gar nicht mehr. Viele Unternehmen waren schlagartig von einem starken Umsatzeinbruch betroffen. Die staatlichen Hilfen reichen in vielen Fällen nicht aus oder kommen gar nicht erst an. Reserven schwinden oder sind bereits aufgezehrt. Darlehensraten laufen auf. Das Verhältnis zur Hausbank wird zunehmend angespannter.

    Wie kann man aber wieder aus der Krise kommen?

    Kerscher: Jedes Unternehmen steht finanziell anders da. Überlegen sollte man, ob man nicht mit den Leasingpartnern eine Stundung vereinbaren oder gar eine Rücknahme des Leasinggegenstandes vereinbaren kann. Das wird meist nur mit einem großen Verlust möglich sein. Aber ich würde es mir als Unternehmer überlegen, ob dieser Verlust nicht kleiner wäre als der langfristige Schaden, wenn ich den Leasingvertrag über die ganze Laufzeit erfüllen müsste und der Umsatz absehbar alte Höhen nicht mehr erreichen wird.

    Thomas Kerscher gibt Tipps, wie man sich in der Krise auf Bankgespräche bestens vorbereitet.
    Thomas Kerscher gibt Tipps, wie man sich in der Krise auf Bankgespräche bestens vorbereitet. Foto: Sabine Roth

    Was tun bei hohen Gebäudedarlehen?

    Kerscher: Hier würde ich frühzeitig das Gespräch mit der Bank suchen. Man sollte über eine Stundung der Darlehensraten sprechen. Auch denkbar wäre ein Antrag auf Zinssatzsenkung oder Ratenreduzierung mit Laufzeitverlängerung. Und wenn die Zukunftsaussichten derart schlecht wären, dann würde ich auf einen Teilschuldenerlass hinarbeiten.

    Wie sollte man sich am besten auf das Bankgespräch vorbereiten?

    Kerscher: Gute Vorbereitung ist das A und O und ganz im Sinne der Schadensbegrenzung. Man sollte das Gespräch frühzeitig suchen! Auch sollte man seine Situation kennen und wissen, ob man im Bankgespräch gut argumentieren kann. Man sollte wissen, wie hoch die Auftragslage und die Forderungen sowie die Verbindlichkeiten sind, aber auch wie es mit der monatlichen Liquiditätsrechnung aussieht.

    Aichach-Friedberg: Kommt das Unternehmen nach Corona auf die Beine?

    Und: Habe ich überhaupt eine Chance, in meiner Branche wieder auf die Beine zu kommen oder wird sich der Markt stark verändern? Ganz wichtig ist es zu wissen, welche Maßnahmen man schon umgesetzt hat und was man plant, um die Umsätze zu steigern und Kosten zu reduzieren.

    Welche Unterlagen sollte man zum Gespräch mitnehmen?

    Kerscher: Auf alle Fälle die Selbstauskunft zur eigenen persönlichen wirtschaftlichen Situation, einen Liquiditätsplan mit monatlicher und jährlicher Übersicht, die Liste offener Forderungen und Verbindlichkeiten. Dann die betriebswirtschaftlichen Auswertungen und Bilanzen der Vorjahre. Und, und, und... Ach ja, wie schon gesagt, die Berechnung der umgesetzten und geplanten Maßnahmen und deren Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis.

    Wie sollte das Gespräch aussehen?

    Kerscher: Ich würde das Gespräch nie alleine führen: Vier Ohren hören mehr als zwei. Und vor allem hat man einen Zeugen, sollte es zu Missverständnissen kommen. Übrigens habe ich es in den vielen Bankgesprächen, die ich für meine Mandanten begleitet habe, immer besser gefunden, wenn auch auf der Bankseite mindestens zwei Gesprächspartner dabei waren.

    Was tun, wenn das Firmenkonto tief in die roten Zahlen rutscht?
    Was tun, wenn das Firmenkonto tief in die roten Zahlen rutscht? Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolfoto)

    Was sollte man auf keinen Fall tun?

    Kerscher: Schlecht vorbereitet sein! Denn der Banker muss Vertrauen in die unternehmerische Kompetenz seines Kunden haben. Nicht umsonst ist ja der Begriff Kredit aus dem lateinischen "credere" gleich "glauben" hergeleitet. Man sollte auch nicht so auftreten, dass es als arrogant empfunden werden könnte. Wichtig ist, sich vor Augen zu halten, dass der Banker für seine Entscheidung auch innerhalb der Bank Rechenschaft ablegen muss.

    Wäre ein Schuldenerlass durch die Bank möglich?

    Kerscher: Auf diese Frage antworte ich immer erst mit dem Sprichwort "Spatz in der Hand statt Taube auf dem Dach". Das kommt darauf an, ob man mit einer geringeren Bankverschuldung das Unternehmen wieder flott bekommen kann. Über einen Schuldenerlass wollen Banken, das zeigt mir meine Verhandlungserfahrung seit zwei Jahrzehnten, verständlicherweise nur sehr ungern reden. Wer will schon auf Geld verzichten?

    Banken haben kein Interesse an einer Firmenpleite wegen Corona

    Aber wenn die andere Alternative ist, dass die Unternehmerin oder der Unternehmer Pleite geht, dann sollte man mit der Bank auch darüber sprechen. Und dass es funktionieren kann, das haben mir viele meiner abgeschlossenen Fälle bewiesen.

    Nach dem Bankgespräch – wie könnte es weitergehen?

    Kerscher: Wenn es die Bank nicht von sich aus fordert, würde ich als Unternehmer und Bankkunde weitere Folgegespräche in angemessenen Abständen vereinbaren. Das Einhalten und die zügige Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen sind ganz wichtig. Denn nicht abgestimmte Abweichungen davon können das ganze Agreement zu Fall bringen!

    Ihr Fazit?

    Kerscher: Wir sitzen in der Corona-Krise alle in einem Boot, wenn man das so sagen will. Denn was hat die Bank davon, wenn sie den harten Weg geht und das Unternehmen Pleite geht und dann Forderungen ausgebucht werden müssen. Wichtig ist es, die Bank auf seine Seite zu ziehen, um gemeinsam aus der schwierigen Lage herauszukommen. Nach der ausgestandenen Krise kann es für beide Seiten wieder aufwärts gehen.

    Thomas Kerscher ist Bankfachwirt (IHK), ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Augsburg, ehemaliger Bankfilialleiter und seit 20 Jahren selbstständig beratend tätig im Bereich Bankdiplomatie. Er hält regelmäßig Vorträge bei der IHK Schwaben zum Thema "Krisenmanagement und Bankgespräche in der Corona-Pandemie".

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