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Aichach-Friedberg: Jugendparlamente haben überall Probleme

Aichach-Friedberg

Jugendparlamente haben überall Probleme

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    Eindeutiger Trend: In nahezu allen Städten und Gemeinden mit politischen Jugendgremien gibt es große Probleme, weil sich zu wenige junge Menschen beteiligen.
    Eindeutiger Trend: In nahezu allen Städten und Gemeinden mit politischen Jugendgremien gibt es große Probleme, weil sich zu wenige junge Menschen beteiligen. Foto: Kariene Eikelmann

    Wie viel Einfluss haben Jugendräte auf die Lokalpolitik? Welche Ideen bringen sie ein? Und braucht es solche Gremien überhaupt? In Friedberg möchten die Grünen den Jugendrat eine Periode lang aussetzen und lieber projektbezogene Beteiligungsmöglichkeiten schaffen. In der gesamten Region ist die Lage unbefriedigend.

    In Friedberg könnte der Jugendrat abgeschafft werden

    Zu den Themen, die Jugendräte vorantreiben sollen, gehören unter anderem die Schaffung von Freizeiteinrichtungen, die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und die Planung von Veranstaltungen für junge Leute. Umstritten ist, ob in den Bereichen genug Vorschläge eingebracht und ob diese dann von den Lokalpolitikern auch umgesetzt werden. In Friedberg setzte sich der Jugendrat nach eigenen Angaben unter anderem erfolgreich für die Skater ein und rief mehrere Events wie das Festival „Mittendrin“ ins Leben.

    So manchem ist das zu wenig, sowohl auf Seiten des Stadtrates als auch bei den Jugendlichen selbst. Dennoch findet im Oktober die Neuwahl des Gremiums statt, weil die Vorbereitungen mittlerweile zu weit fortgeschritten seien, wie wir berichteten. So sieht es in der Region aus:

    • Landkreis Aichach-Friedberg In der Marktgemeinde Mering gibt es seit 2003 ein Jugendparlament mit 14 Mitgliedern, das alle zwei Jahre neu gewählt wird – zum nächsten Mal im November. Im Gemeinderat besitzt das Jugendparlament ein Rederecht. Zudem erhält es einen jährlichen Etat von 1000 Euro für seine Aktivitäten. „In der Vergangenheit hat das Jugendparlament immer wieder tolle Projekte auf die Beine gestellt, darunter das Open-Air-Festival ,Hoodstock’“, sagt die Jugendbeauftragte Elena Raab. Zudem unterstütze das Gremium den Meringer Jugendtreff und dessen Kinderspielstadt „Mini-Mering“. Auch für ein Basketballfeld setzten sich die Jugendlichen ein. „Gerade ist aber ein wenig die Luft raus, oft kommen Schule, Ausbildung oder Studium dazwischen. Außerdem tragen viele Jugendliche schon große Verantwortung in ihren Familien“, so Raab. Einzelne seien sehr engagiert, andere Mitglieder des Jugendparlaments fänden dagegen kaum Zeit sich zu beteiligen. „Ich hoffe, dass nach der Wahl wieder mehr Schwung reinkommt, es macht nämlich unheimlich viel Spaß“, sagt Raab.
    • Die Gemeinde Ried hatte von 2016 bis 2018 ein Jugendparlament. Zunächst hätten sich für dessen Aktionen – darunter ein Kinobus und eine Sportnacht – viele Jugendliche interessiert, sagt Kariene Eikelmann von der Bürgergemeinschaft Ried: „Aber die Geduld und Nachhaltigkeit fehlte, das Interesse hat dann immer mehr abgenommen.“ Weil sich zur Wahl im vergangenen Jahr nicht mehr genug Kandidaten fanden, besitzt Ried mit seinen etwa 3000 Einwohnern nun kein Jugendparlament mehr. „Viele Mitglieder waren in anderen Vereinen aktiv und haben einfach die Zeit nicht mehr gefunden“, so Eikelmann.

    Dasinger Bürgermeister lädt Jugendliche zu Zukunftswerkstatt ein

    • Das Dasinger Jugendparlament ist bis auf Weiteres ausgesetzt. „Es fehlen Kandidaten. Teilweise ist kein Interesse vorhanden. Andererseits sind wir auch einfach gut aufgestellt, was die Anliegen junger Leute angeht. Gerade das Dasinger Vereinsleben ist sehr lebendig“, sagt Bürgermeister Erich Nagl. Das Jugendparlament hat ein eigenes Budget und existiert schon seit über 15 Jahren. „Wir waren da Vorreiter, weil uns diese Form der Beteiligung wichtig ist“, so Nagl. Er möchte nun die Jugend an der Ortsentwicklung beteiligen und veranstaltet dazu ein Zukunftsforum am 20. Juli.
    • Pöttmes hat bereits seit zehn Jahren ein Jugendparlament. Zuletzt ist es um das Gremium in der Marktgemeinde aber ruhiger geworden. Nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 fand eine Veranstaltung mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange statt. Dabei stand er Rede und Antwort, warum die Verhandlungen für eine schwarz-grün-gelbe Jamaika-Koalition gescheitert waren und wie es am Ende doch zu einer Neuauflage der Großen Koalition kam. Damals hatte das Jugendparlament zehn Mitglieder, wie der Pöttmeser Geschäftsstellenleiter Stefan Hummel mitteilt. Inzwischen seien es nur noch fünf – überwiegend im Alter von 14 bis 17 Jahren. Hummel: „Wir hoffen, dass mit der Kommunalwahl im nächsten Jahr wieder mehr Leben reinkommt.“

    Landkreis Augsburg erarbeitet Konzept, um Jugend zu beteiligen

    • Landkreis AugsburgIm Landkreis Augsburg gibt es neun Jugendräte, der erste wurde 1992 gegründet. Der Landkreis arbeitet derzeit an einem Plan zum Thema Jugendbeteiligung. Dabei will er mehr Teilnahmemodelle für Kinder und Jugendliche entwickeln, zum Beispiel in deren Heimatgemeinde, in der Schule und auch auf Landkreisebene. Jugendgremien gibt es derzeit in folgenden Orten: Biberbach, Langweid am Lech, Gersthofen, Neusäß, Stadtbergen, Schwabmünchen, Gessertshausen, Diedorf, Welden und für das Lechfeld.

    Bei den neun Gremien handelt es sich um diejenigen, die dem Landratsamt Augsburg gemeldet wurden. Demnach ist es möglich, dass es noch weitere Jugendvertretungen gibt.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Tom Trilges: Jugendräte stecken in der Sackgasse

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