In Dasing ist das Jugendzentrum seit geraumer Zeit geschlossen. Ebenso wie in den anderen Gemeinden des Landkreises gestaltet sich die Jugendarbeit deshalb schwierig. Nun hat sich Thomas Däubler, der neue Jugendsozialarbeiter in Kissing, gemeinsam mit seinen Kolleginnen aus Aichach und Friedberg ein neues Konzept überlegt. Denn die Pädagogen wollen die Jugendlichen erreichen – und wenn es virtuell sein muss.
Die Idee dazu kam Uta Gottschalk und Sonja Falkner. Die Aichacher Jugendsozialarbeiterinnen wollten es anders machen als einige Jugendzentren in Bayern. "Einige waren einfach zu und kaum zu erreichen“, sagt Gottschalk. Im Landkreis Aichach-Friedberg sollte das nicht so sein. Deshalb habe sie sich zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein Konzept überlegt, wie sie die Jugendlichen auch während der Kontaktbeschränkungen abholen können.
Mithilfe eines Jugendlichen, der sich sehr gut mit EDV auskenne, bauten die Pädagogen über den Online-Dienst Discord ein virtuelles Jugendzentrum auf. In einem Zimmer können die Jugendlichen mit den Betreuern sprechen, in einem anderen untereinander chatten. "Wir planen auch einen Raum für Spiele“, kündigt Gottschalk an. Dazu sollen das virtuelle Fußballspiel „FIFA“ sowie das laut dem Kissinger Jugendsozialarbeiter Däubler pädagogisch wertvolle „Among us“, einer Variante des hierzulande bekannteren „Werwolf“, das Kartenspiel „Uno“ und „Monopoly“ gehören. Auch ein Raum für gemeinsames Musikhören soll es geben.
In virtuellen Jugendzentren in Aichach-Friedberg gibt es Spiele und Musik
Seinen Ursprung hat das Projekt laut Gottschalk im sogenannten "Juze-Tourismus“. Ein Phänomen, das sie bereits seit geraumer Zeit habe beobachten können. "Die Aichacher Jugendlichen gehen nach Dasing, die Friedberger in den Landkreis-Süden“, erklärt sie, "die wollen überall Freunde finden.“ Diese Entwicklung zeichnete sich bereits vor der Pandemie ab, damals seien insbesondere die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel eine Hürde gewesen, sagt Gottschalk.
Diese sind derzeit jedoch kein Faktor, die Jugendlichen wollen sich jedoch auch in Zeiten der Pandemie versammeln. "Dieser Wunsch ist schon ausgeprägt“, sagt Gottschalk, gibt jedoch zu bedenken, dass die Resonanz an den virtuellen Treffen noch nicht so groß wie gewünscht sei. "Das wird aber noch kommen“, hofft die Sozialarbeiterin.
Virtuelle Jugendzentren in Aichach-Friedberg sollen wieder analog werden
Ihr ist jedoch besonders eine Sache wichtig: "Die Jugendzentren sollten wieder öffnen dürfen – trotz Lockdown“. Während der ersten Corona-Welle durften die Zentren als eine der ersten Einrichtungen wieder öffnen, natürlich unter Einhaltung der AHA-Regeln. "Damals haben die Jugendlichen die Regeln verstanden, wollten sie nachvollziehen und auch befolgt“, sagt Gottschalk, gibt jedoch auch zu bedenken: "Heute, seit dem zweiten Lockdown, ist das anders.“
Sie vergleicht die Jugendzentren mit Schulen: "Die dürfen auch offen sein und Schüler und Lehrerinnen halten sich ebenso an die Regeln wie wir.“ Sie merkt, wie wichtig den Jugendlichen der Kontakt untereinander ist, viele kämen auch mit Problemen zu ihr. Dafür sind die Sozialarbeiter täglich ab etwa 16 Uhr auf Discord unterwegs, die Jugendlichen können sich dazuschalten. Der Vorteil: Das Portal ist kostenlos. "Wir haben Links an all unsere Kontakte geschickt und unser Konzept auch über Instagram beworben“, sagt Gottschalk und hofft in Zukunft auf mehr Zulauf.
Das könnte Sie auch interessieren:
Medienfasten als 20-Jährige: "Digital Native" lebt analog
SMS an Gott: Gegen Langeweile im Religionsunterricht
Tiermediziner: Für eine Meringerin war es ein langer Weg zum Traumberuf
- Medienfasten als 20-Jährige: "Digital Native" lebt analog
- SMS an Gott: Gegen Langeweile im Religionsunterricht
- Tiermediziner: Für eine Meringerin war es ein langer Weg zum Traumberuf
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.