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Aichach-Friedberg: In nur einer Minute verwüstet eine Windhose die Siedlung Obermoos

Aichach-Friedberg

In nur einer Minute verwüstet eine Windhose die Siedlung Obermoos

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    Windhose in Derching: Ein Baum stürzte in der Siedlung Obermoos  auf einen Wohnwagen, in dem sich gerade eine junge Frau befand.
    Windhose in Derching: Ein Baum stürzte in der Siedlung Obermoos auf einen Wohnwagen, in dem sich gerade eine junge Frau befand. Foto: Marlene Volkmann

    Am Tag danach stehen die Bewohner der kleinen Siedlung Obermoos beim Friedberger Ortsteil Derching noch immer unter Schock. "Nur eine Minute hat der Sturm gedauert", berichtet ein Mann, der versucht, Ordnung zu schaffen. Doch diese Minute reichte einer Windhose mit vermutlich über 100 Stundenkilometern, um Bäume zu zersplittern und Dutzende Meter weit zu schleudern, ein Haus abzudecken - und beinahe eine Frau zu töten. Wie ging das vor sich?

    Gegen 16.30 Uhr fegte die Windhose, die aus Richtung Lechhausen kam, über die Kreisstraße AIC 25 auf Höhe des Tierheims hinweg, so die Polizei Friedberg. Dabei wurden Bäume entwurzelt, diese blockierten die Fahrbahn. Die Feuerwehren aus Friedberg, Stätzling, Derching und Affing waren stundenlang damit beschäftigt, die Fahrbahn frei zu machen. Währenddessen musste der Abschnitt der Kreisstraße komplett gesperrt werden.

    In der kleinen Siedlung Obermoos hinterließ der Sturm ebenfalls ein Bild der Verwüstung. Dort stehen außer einigen Häusern Wohnwagen einer Schausteller-Familie. In einem befand sich eine junge Frau, als er von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Hätte sie sich nur ein kleines Stück weiter im anderen Teil des Wagens aufgehalten, wäre sie womöglich sogar tot, meinen Augenzeugen. Auch tags darauf stand sie noch völlig unter Schock.

    Windhose in Derching-Obermoos: Feuerwehr war bis zum Abend im Einsatz

    Thomas Geiger von der Feuerwehr Friedberg war Einsatzleiter und als einer der Ersten vor Ort. Als er nach der Alarmierung in Friedberg losfuhr, schien alles normal. Doch an der Einsatzstelle angekommen, erkannten die Feuerwehrleute das Ausmaß der Verwüstung: eingestürzte Carports und kaputte Bäume. Geiger erzählt, dass 20 Meter hohe Fichten in der Mitte abgebrochen waren.

    Weil überall Bäume die Wege blockierten, konnte die Wehr nicht einmal den normalen Weg am Derchinger Tierheim vorbei nehmen, sondern musste sich einen Weg über Radwege bahnen und teilweise freischneiden. Vor Ort trafen sie auf die Menschen, die völlig verstört waren. Außerdem gab es Gasalarm: Ein umstürzender Baum hatte das Ventil einer Propangasflasche zerstört.

    Die Stätzlinger Feuerwehr sicherte einen Stromkasten und räumte die Wege. Währenddessen kümmerten sich die Derchinger um umgestürzte Bäume auf der AIC 25. Gemeinsam mit den Feuerwehrleuten aus Wulfertshausen sichteten die Friedberger die Schäden in den Grundstücken. Die Feuerwehrleute waren bis kurz vor 22 Uhr im Einsatz und zogen das Notdach mit der Drehleiter über ein stark beschädigtes Haus. Es wurde ein Notfall-Ingenieur der Stadt hinzugerufen, denn anfangs war unklar, ob die Menschen in Häuser und Wohnwagen können oder eine Notunterkunft brauchen.

    Auch Bürgermeister Roland Eichmann machte sich kurz nach dem Unwetter ein Bild von der Lage. Er war mit Feuerwehrvorsitzendem und Stadtrat Markus Rietzler aus einer Sitzung an den Ort des Geschehens gefahren und blieb dort mehrere Stunden. "Es war brutal", sagt er unserer Redaktion. Meterdicke Bäume seien von der Wucht des Sturms in der Mitte durchgebrochen worden - ein Wipfel lag 50 Meter weiter im Feld. Andere waren entwurzelt, das Blechdach eines Hauses abgedeckt. Da die Wehren mit ihrem Gerät solche Aufräumarbeiten teilweise gar nicht leisten können, rief der Bürgermeister den städtischen Bauhof zu Hilfe.

    Bei dem Unwetter sind viele alte Bäume in Obermoos umgefallen.
    Bei dem Unwetter sind viele alte Bäume in Obermoos umgefallen. Foto: Marlene Volkmann

    Bauhof Friedberg hilft nach Sturm in Obermoos

    Doch auch dessen Maschinen gerieten an ihre Grenzen. Den Bagger habe es regelrecht in die Luft gehoben, als er einen Baum anheben wollte, berichtet Eichmann. Auch am nächsten Tag halfen die Bauhofmitarbeiter weiter beim Aufräumen. Ihnen und den Feuerwehren gilt das Lob des Stadtoberhauptes: "Ich danke den Menschen, die sofort bereitstehen und unkompliziert helfen!"

    Viele Menschen haben angesichts des Sturms Bilder des verheerenden Tornados bei Affing im Jahr 2015 vor Augen. Der Wetterexperte Klaus Hager sagt, Unterschied zwischen einem Tornado (Affing) und einer Windhose (Derching) sei, das Letzterer der "Rüssel" fehle. Doch auch eine Windhose, die durch Fallwinde aus großer Höhe entsteht, könne starke Schäden anrichten. Der Neusässer geht davon aus, dass die Böen über 100 Stundenkilometer schnell waren.

    Typisch sei, dass ein solches Wettereignis unverhofft auftritt und schnell wieder vorbei ist. In diesen schwülen Juni-Tagen, in denen das Wetter aus Südwest kommt, seien solche schnellen, extremen und örtlich begrenzten Wetterereignisse häufig.

    Einsatzleiter Geiger ist 37 Jahre lang bei der Feuerwehr. Er sagt, solche Unwetter habe es auch früher gegeben. Allerdings werden die Zwischenräume kürzer und es gehe heftiger zur Sache. Bisher habe Friedberg Glück gehabt. Solche Wetterlagen wie am Dienstag gebe es mittlerweile etwa einmal im Jahr und die Feuerwehr hat sich dafür ausgerüstet. Dazu gehört auch ein Notdach, welches in Obermoos zum Einsatz kam.

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