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Aichach-Friedberg: Gärtnereien blühen wegen Corona schwierige Zeiten

Aichach-Friedberg

Gärtnereien blühen wegen Corona schwierige Zeiten

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    Stiefmütterchen haben gerade Saison - doch Gärtnereien auch im Landkreis Aichach-Friedberg geschlossen.
    Stiefmütterchen haben gerade Saison - doch Gärtnereien auch im Landkreis Aichach-Friedberg geschlossen. Foto: Tanja Ohnesorg/Symbolbild

    Die Tage werden länger und wärmer, Ostern naht: Wer einen Garten oder Balkon hat, möchte dort mit dem Pflanzen beginnen – die Frage ist nur wie? Wegen des Coronavirus müssen Gärtnerein und Floristen momentan geschlossen bleiben. „Die Situation ist chaotisch und nicht leicht“, erzählt eine Verkäuferin, die auf dem Friedberger Wochenmarkt Blumen anbietet.

    So lauten die Regeln nach Angabe des Landratsamtes: Kleine mittelständische Gärtnereien sind als „Mischbetriebe“ ( nach dem Schwerpunktprinzip zu beurteilen. Untersagt ist demnach nur der Ladenverkauf von Non-Food-Artikeln, Blumen, Büschen und Gartenbedarf. Ausnahme: In Gärtnereien, bei denen auf mehr als 50 Prozent der Verkaufsfläche Lebensmittel angeboten werden, darf die komplette Verkaufsfläche geöffnet sein, das andere Sortiment (Zierpflanzen usw.) darf dann mitverkauft werden. Unter den Begriff der Lebensmittel/Lebensmittelversorgung fallen nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Salat-, Gurken- oder Tomatensetzlinge usw.

    Für die Wochenmärkte gilt aufgrund einer Regelung des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Folgendes:

    Gärtnerstände dürfen zusätzlich zu Obst, Gemüse und Setzlingen auch Zierpflanzen verkaufen, wenn auf dem gesamten Wochenmarkt der Verkauf von Lebensmitteln überwiegt. Reine Blumenstände (oder Floristen) fallen nicht darunter.

    Die Friedberger Baumschule Ketzer spürt den Einbruch bereits. Inhaberin Sabine Dempfle hat wirtschaftlich große Einbußen zu verzeichnen. Hauptsächlich vertreibt die Baumschule winterharte Pflanzen, unter anderem Obstbäume und Heckenpflanzen. „Wir brauchen einfach den Kontakt zu Kunden“, sagt die Inhaberin. Der Lieferservice sei eine Übergangslösung, aber sehr arbeits- und zeitintensiv. Trotzdem versuche die Baumschule im Rahmen ihrer Möglichkeiten, alle Kunden zufrieden zu stellen.

    Blumenwerkstatt Merching: Der Aufwand ist hoch

    „Uns geht es momentan noch gut“, berichtet dagegen Judith Berchthold, Inhaberin der Blumenwerkstatt Merching. „Wir dürfen zum Glück noch ausliefern und Gräber auf dem Friedhof bepflanzen.“ Der Aufwand sei aber wesentlich höher. Es komme nun die ganze Logistik dazu, erklärt Berchthold. Diese müsse gut organisiert sein und nehme dementsprechend viel Zeit in Anspruch.

    Laut Berchthold ist das für ihre Blumenwerkstatt momentan die größte Herausforderung. Das Arbeiten finde unter komplett anderen Umständen statt. „Jetzt vor Ostern haben wir schon einiges zu tun“, erzählt Berchthold. Die Menschen möchten ihren Familien zu diesem Anlass etwas schenken, vermutet sie. Blumen seien dafür sehr beliebt. „Meinen Einschätzungen nach wird man nach Ostern dann aber einen Einbruch spüren.“

    Gärtner in Not - aber Supermärkte dürfen Blumen verkaufen

    Jörg Freimuth, Geschäftsführer des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes, erklärt, dass vor allem Zierpflanzenproduktionsbetriebe sowie die klassischen Gärtnereien überdurchschnittlich unter der Situation leiden. Als Alternative liefern viele die Pflanzen ihren Kunden nach Hause. Das stelle die Betriebe aber vor Herausforderungen. Laut Freimuth kann es bis zum 20. April für die Branche größtenteils gut gehen.

    „Viele Betriebe würden dann noch mit einem blauen Auge davonkommen.“ Denn die Pflanzsaison geht erst nach den Eisheiligen richtig los. Sollten die Gärtnereien noch einen großen Teil des Monats Mai geschlossen haben, würde das viele Betriebe aber vor existenzielle Herausforderungen stellen – vor allem auch in Anbetracht der Tatsache, dass Lebensmitteleinzelhändler weiterhin Jungpflanzen und Setzlinge vertreiben dürfen.

    Mering: Kontaktloser Blumen-Verkaufsraum geschlossen

    Petra Schiele, Inhaberin des Blumenstadls in Mering, sagt, sie habe Verständnis für die Regelungen, aber sie wünsche sich Gleichberechtigung. Sie fragt: „Wenn Blumen nicht lebensnotwendig sind, warum dürfen Supermärkte sie dann weiter verkaufen?“ Es gehe um Fairness. Schließlich leiden am Ende „die Kleinsten der Kleinen“ am meisten unter den Maßnahmen. Außerdem sei das Liefern ein riesiger Mehraufwand: aufwendiger und teurer. Schiele stört besonders, dass sie ihren kontaktlosen Verkaufsraum schließen musste. Auch die Kunden fänden es bedauerlich, erzählt sie.

    Der Raum sei sehr gut angekommen. Durch den Lieferservice habe sie jetzt mehr Kundenkontakt als zuvor, weil sie die Menschen nun an deren Haustüren trifft. Momentan versucht Schiele, ihre Blumen so zu kalkulieren, dass keine übrig bleiben – ansonsten verschenke sie die Reste an Kunden oder Mitarbeiter. Wegwerfen wäre auch einfach zu schade.

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