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Aichach-Friedberg: Fast jeder siebte Bewohner von Asylunterkünften hatte schon Corona

Aichach-Friedberg

Fast jeder siebte Bewohner von Asylunterkünften hatte schon Corona

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    Die Corona-Infektionsquote in Asyleinrichtungen im Landkreis Aichach-Friedberg - hier die Ankerdependance der Regierung von Schwaben in Mering - ist hoch.
    Die Corona-Infektionsquote in Asyleinrichtungen im Landkreis Aichach-Friedberg - hier die Ankerdependance der Regierung von Schwaben in Mering - ist hoch. Foto: Philipp Schröders

    Schock vor einer Woche: 39 Bewohner einer Friedberger Flüchtlingsunterkunft hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Zwischenzeitlich stieg die Zahl auf 43. Der Großteil wurde nun negativ getestet und wird bald aus der Quarantäne entlassen. Insgesamt ist die Infektionsquote von Bewohnern der Flüchtlingsheime im Landkreis aber weit höher als die der Bevölkerung insgesamt. Was tut der Landkreis dagegen?

    43 Infizierte nach Reihentestung in Friedberger Asylheim

    Simone Losinger, Leiterin der Ausländerbehörde des Landkreises Aichach-Friedberg, berichtete auf der wöchentlichen Pressekonferenz im Landratsamt: "Die Situation in Friedberg hat sich entspannt und den Bewohnern geht es den Umständen entsprechend gut." Zwei Frauen mussten kurzzeitig ins Krankenhaus, mittlerweile habe sich ihr Zustand aber verbessert und sie konnten die Klinik verlassen. Losinger: "Es gab auch viele Personen, die gar keine Symptome hatten."

    Ein Ehepaar, das sieben Kinder hat, war vergangene Woche positiv getestet worden. Nach 20 positiven Schnelltests wurde dann eine PCR-Reihentestung durchgeführt. Seit dem 20. April befinden sich die insgesamt 66 Bewohner der Familienunterkunft - 25 Erwachsene und 41 Kinder - in Quarantäne.

    Corona-Pandemie: Die Regeln gelten in Asylunterkünften

    Die bei der ersten Reihentestung negativ getesteten Bewohner wurden vergangene Woche in andere Unterkünfte gebracht; ihre Quarantäne ist mittlerweile beendet.

    Das ist ungewöhnlich: Normalerweise werden positiv getestete Asylbewerber in spezielle Quarantäneunterkünfte verlegt. Das Landratsamt versorgte die erkrankten Menschen mit Unterstützung der Flüchtlings- und Migrationsberatung. Als Ansprechpartner war ein Sicherheitsdienst vor Ort.

    19 Erwachsene und 24 Kinder des Friedberger Asylheims hatten sich laut Landratsamt angesteckt. Diagnostiziert wurden die "normale" Variante sowie die britische Mutation. "Die Kollegen waren jeden Tag vor Ort und haben die Bewohner zusammen mit den Mitarbeitern vom Asylkreis betreut. Auch Dolmetscher waren dabei", so Losinger. 39 der 43 positiv getesteten Bewohner dürfen am Montag wieder aus der Quarantäne, vorausgesetzt, dass ein weiterer Corona-Test negativ ausfällt.

    Beengte Wohnverhältnisse gelten als großer Risikofaktor für Ansteckungen. Um Ausbrüche in den Asylunterkünften zu verhindern, hat das Landratsamt Maßnahmen getroffen. In dem Friedberger Heim war beispielsweise die Zahl der Bewohner reduziert worden. Statt möglichen 90 sind aktuell dort 66 Menschen untergebracht, Gleiches gilt in anderen Heimen. "Außerdem haben wir die Personenzahl in den Gemeinschaftsräumen begrenzt. Dort gilt auch die Maskenpflicht. Außerdem gibt es Lüftungspläne und Aufklärungsmaterial in den Landessprachen", so Losinger. Mobile Testteams schauen regelmäßig in den Unterkünften vorbei.

    Simone Losinger, Leiterin Ausländerbehörde, berichtet über die Situation der Asylbewerber im Landkreis.
    Simone Losinger, Leiterin Ausländerbehörde, berichtet über die Situation der Asylbewerber im Landkreis. Foto: Sebastian Richly

    Auch Asylbewerber in Aichach-Friedberg werden nun geimpft

    Trotz dieser Maßnahmen haben sich laut Landratsamt seit März 2020 insgesamt 108 Bewohner in Asylunterkünften mit dem Coronavirus infiziert. Da der Landkreis von rund 800 Bewohnern ausgeht, ist das fast jeder Siebte. Unterkünfte wie die Ankerdependance, die von der Regierung von Schwaben betrieben wird, zählen dabei noch nicht einmal dazu. In der großen Meringer Einrichtung hatte es im November einen Ausbruch gegeben. 26 von 95 dort untergebrachten Personen waren infiziert. Auch andere Unterkünfte waren betroffen - oft mit mehreren Infizierten.

    Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung des Landkreises haben sich seit Ausbruch der Pandemie 4758 der rund 135.000 Menschen infiziert, also rund 3,5 Prozent. Bei den Bewohnern der Asylunterkünfte waren es etwa 13,5 Prozent.

    Um weitere Ausbrüche zu verhindern, hat der Kreis nun eine Impfinitiative für diese Personengruppe gestartet. Am Dienstag wurden die ersten 30 von einem mobilen Impfteam in einer Kissinger Unterkunft geimpft. Laut Losinger gibt es derzeit 110 Anfragen. Am Freitag sollen weitere 80 Asylbewerber geimpft werden. Losinger: "Wir haben Infomaterial in den Landessprachen ausgegeben. Die Reaktionen sind positiv, und wir hoffen, dass das Interesse noch steigt." Asylbewerber haben aufgrund der beengten Wohnverhältnisse - Küchen, Toiletten und Duschen müssen sich dort in der Regel viele Menschen teilen - die Impf-Priorisierung 2.

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