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Aichach-Friedberg: Einsames Weihnachten: So streng sind die Regeln in Pflegeheimen

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Einsames Weihnachten: So streng sind die Regeln in Pflegeheimen

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    Wegen der Corona-Pandemie müssen viele Bewohner von Seniorenheimen in Aichach-Friedberg Weihnachten allein verbringen.
    Wegen der Corona-Pandemie müssen viele Bewohner von Seniorenheimen in Aichach-Friedberg Weihnachten allein verbringen. Foto: Robert Michael/dap (Symbolbild)

    Für die 88-Jährige ist es die nächste Hiobsbotschaft in einer ohnehin schon schwierigen Zeit. Im vergangenen Jahr war ihr Ehemann gestorben. Dann folgte der Umzug ins Seniorenheim. Schließlich kam Corona und erschwerte den Kontakt zu den Angehörigen. Nun muss die Bewohnerin des Caritas-Seniorenzentrums St. Agnes in Mering auch noch Weihnachten ohne ihre Familie verbringen. Der Heilige Abend hätte ihr Halt, neue Kraft geben sollen.

    Die 88-Jährige freute sich auf einen besinnlichen Abend mit Tochter und Schwiegersohn in Gersthofen. Vor rund einer Woche verschärfte das Meringer Heim die Regeln und nun wird sie den Weihnachtsabend alleine in ihrem Zimmer verbringen.

    Prinzipiell könnte die Frau am 24. Dezember das Heim verlassen, dann müsste sie aber anschließend sieben Tage isoliert in ihrem Zimmer verbringen. "Sie wäre lieber tot als isoliert. Schweren Herzens bleibt sie nun an Weihnachten im Heim", erzählt der Schwiegersohn, der namentlich nicht genannt werden möchte. Dabei sei der Kontakt sehr wichtig für die ältere Frau.

    Klaus Mayinger, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums St. Agnes, will bei den Bewohnern weihnachtliche Stimmung verbreiten.
    Klaus Mayinger, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums St. Agnes, will bei den Bewohnern weihnachtliche Stimmung verbreiten. Foto: Christine Hornischer

    Weihnachten in Seniorenheimen: Regelungen sind im Landkreis Aichach-Friedberg unterschiedlich

    Das Schicksal der 88-Jährigen teilen in diesem Jahr viele Bewohner von Seniorenheimen in Aichach-Friedberg. Die Regelungen können sich aber von Heim zu Heim unterscheiden, wie Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes Aichach-Friedberg, erklärt: "Es gibt die grundlegenden Regelungen für Weihnachten. Den Heimen machen wir aber keine Vorgaben. Jeder kann selbst bestimmen, wie streng die Auflagen sind." Prinzipiell wäre auch ein Besuch bei der Familie ohne anschließende Isolation möglich.

    Einfach sei das nicht, Müller erklärt: "Es ist eine Gratwanderung. Wenn man sieht, wie viele Tote es schon in den Heimen in Aichach-Friedberg gab, dann ist Vorsicht oberstes Gebot", so Müller, der hinzufügt: "Natürlich ist das sehr traurig, wenn Menschen nicht gemeinsam Weihnachten feiern können, aber man muss auch Verständnis haben."

    Verständnis zeigen zumindest ein Stück weit auch die Angehörigen der 88-Jährigen im Meringer Pflegeheim. Sie stört noch etwas anderes. "Natürlich muss man vorsichtig sein, aber warum müssen die Bewohner nach Weihnachten in Isolation, das Personal aber nicht in Quarantäne. Das verstehe ich nicht und ärgert mich", so der Schwiegersohn, der hinzufügt: "Ich bin auch enttäuscht von der Politik, das ist alles Augenwischerei."

    Auch im Pflegezentrum Pro Seniore in Friedberg gibt es in diesem Jahr strenge Regeln. Weihnachtlich wird es trotzdem.
    Auch im Pflegezentrum Pro Seniore in Friedberg gibt es in diesem Jahr strenge Regeln. Weihnachtlich wird es trotzdem. Foto: Alexandra Sieber

    Meringer Pflegezentrum will kein Risiko eingehen

    Den Ärger kann Klaus Mayinger, Einrichtungsleiter des Heims St. Agnes, nachvollziehen, dennoch hält er die strengen Regelungen für angebracht: "Wir müssen an alle unsere 89 Bewohner denken. Die Gefahr ist einfach zu groß. Wir wollen niemanden einsperren, aber wer das Haus verlässt, muss danach isoliert werden." Das Personal müsse sich unabhängig von Weihnachten zwei Mal wöchentlich auf Corona testen lassen. Mayinger: "Wir vertrauen unseren Mitarbeitern. Keiner will ein Risiko eingehen."

    Einen kleinen Trost gibt es aber für die Meringer Heimbewohner. Mayinger und seine Kollegen sorgen selbst für Weihnachtsstimmung. Auch Besuch ist gestattet. Zumindest für eine Stunde am Nachmittag des 24. Dezember. Voraussetzung ist ein negativer Schnelltest, den das Heim auch selbst anbietet.

    Um auch Besuche über den Heiligen Abend hinaus zu ermöglichen, sollen am Freitag Schnelltests angeboten werden. Mayinger: "Die Ergebnisse haben eine zeitlich begrenzte Gültigkeit. Um auch Besuche an den beiden Weihnachtsfeiertagen zu ermöglichen, versuchen wir, das anzubieten." Dadurch könnten auch mehrere Angehörige an verschiedenen Tagen vorbeikommen - freilich unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

    Seniorenheime bemühen sich um Weihnachtsstimmung

    Ein Besuch ihrer Tochter wird bei der 88-Jährigen im Meringer Pflegezentrum aber auch so laut ihrem Schwiegersohn keine Weihnachtsstimmung aufkommen lassen. "Sie hat sich seit Monaten so sehr auf das gemeinsame Weihnachtsfest gefreut. Wir sind alle sehr unglücklich", so der Schwiegersohn, der auch für die Zeit nach Weihnachten Probleme sieht. "Wenn die Regelungen so bleiben, dann muss sie nach jedem Arztbesuch in Isolation. Das geht doch nicht." Dringende Termine seien bereits ausgemacht.

    Gar nicht zu ihren Familien dürfen an Weihnachten die Bewohner des Seniorenzentrums Pro Seniore in Friedberg. Für Pressesprecher Peter Müller ein notwendiger Schritt: "Das können wir einfach niemandem empfehlen. Die Gefahr ist zu groß und wir haben alle gesehen, was ein einziger positiver Test auslösen kann." Im Friedberger Heim gab es bereits vier Corona-Tote.

    Auch Pro Seniore will den Bewohnern trotz der Umstände ein schönes Weihnachtsfest bieten. Müller: "Weihnachten wird stattfinden. Das ganze Haus ist weihnachtlich geschmückt." Auch in Friedberg dürfen Angehörige für eine Stunde am Nachmittag zu Besuch kommen. Müller: "Je nach Infektionslage variiert das. Bei gesunden Bewohnern dürfen die Angehörigen aber auch aufs Zimmer kommen."

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Unterschiedliche Weihnachtsregeln in Seniorenheimen: Traurig und ungerecht

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