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Aichach-Friedberg: Die dritte Corona-Welle ist im Landkreis Aichach-Friedberg angekommen

Aichach-Friedberg

Die dritte Corona-Welle ist im Landkreis Aichach-Friedberg angekommen

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    Während bislang vor allem ältere Patienten schwere Corona-Verläufe hatten und auf der Intensivstation behandelt werden mussten, sind auch im Landkreis Aichach-Friedberg inzwischen viele jüngere Patienten betroffen.
    Während bislang vor allem ältere Patienten schwere Corona-Verläufe hatten und auf der Intensivstation behandelt werden mussten, sind auch im Landkreis Aichach-Friedberg inzwischen viele jüngere Patienten betroffen. Foto: Kay Nietfeld/dpa (Symbolbild)

    Schlechte Nachrichten hatten Landrat, Gesundheitsamtsleiterin und Klinikchef zur Entwicklung der Corona-Pandemie im Landkreis. Die dritte Welle sei nun voll in Aichach-Friedberg angekommen und wachse an, sagte Dr. Hubert Mayer von den Kliniken an der Paar. Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen, schwerer Krankheitsverläufe auch bei jüngeren Menschen und einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser sprach er am Mittwoch beim Pressegespräch zur Corona-Situation von einem "Wettlauf gegen die Zeit". Auch Klaus Metzger und Dr. Kirsten Höper zeichneten ein besorgniserregendes Bild. Der Inzidenzwert steuert auf die 100er-Marke zu.

    Britische Mutation breitet sich in Aichach-Friedberg aus

    Ein wichtiger Faktor für die aktuelle Entwicklung ist, dass die britische Mutante sich immer stärker ausbreitet. So hat sich laut Höper binnen einer Woche nicht nur die Zahl der Corona-Erkrankungen verdoppelt, nämlich von 56 im Zeitraum 8. bis 14. März auf 114 in der Woche vom 15. bis 21. März, sondern auch die Fälle mit britischer Mutation steigerten sich in dieser Phase um 100 Prozent. Alle Schüler im Landkreis, die positiv getestet sind, weisen diese Variante auf. Sechs Schulklassen befinden sich momentan in Quarantäne, teilweise sind mehrere Schüler betroffen. Auch in drei Kita-Gruppen gibt es aktuell Infektionen. "Ich sehe diese Entwicklung mit Besorgnis", erklärte Höper.

    Wie Mayer erläuterte, ist eine Gefahr der sogenannten Voc (Variants of concern, besorgniserregende Virusvarianten), dass die Infizierten doppelt so lange ansteckend sind wie bei der herkömmlichen Form. Weil die Fälle zunehmen und die Krankheitsverläufe schwerer werden, geraten laut Landrat Metzger die Kliniken in Aichach und Friedberg "langsam an den Überlastungs-Level". Die Intensivstation in Aichach ist voll belegt, allein hier liegen drei Corona-Patienten, die alle beatmet werden. Auch die Intensivstation in Friedberg ist zu 80 Prozent ausgelastet.

    Die Intensivstation am Aichacher Krankenhaus ist wegen der dritten Corona-Welle voll belegt.
    Die Intensivstation am Aichacher Krankenhaus ist wegen der dritten Corona-Welle voll belegt. Foto: Max Kramer

    Sorgen macht dem Klinikchef auch, dass das Alter derjenigen, die auf die Intensivstation müssen, sinkt. Lag es bislang bei 75 Jahren aufwärts, seien mittlerweile Menschen Mitte 40 betroffen. "Aktuell sterben auch die unter 30-Jährigen", sagte er. Man müsse nun alle Kräfte darauf richten, diese Entwicklung zu unterbrechen. Der Reproduktionswert liege bei der kritischen Marke von 1,2; er müsse unbedingt auf 0,8 oder weniger gesenkt werden. Das gelinge nur durch die Verbindung von impfen, testen und Kontaktnachverfolgung.

    Mayer dankte ausdrücklich dem Personal, das seit einem Jahr unter extremer Belastung steht, aber den Kliniken stets die Stange gehalten hat - auch wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder an depressiven Verstimmungen leiden, weil kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Ihr Durchhaltevermögen sei entscheidend für den weiteren Kampf gegen die Pandemie. Um wenigstens für etwas Entlastung zu sorgen, hat der Landkreis als Träger der Kliniken den Antrag gestellt, dass weiterhin zwei fachlich qualifizierte Soldaten das Personal unterstützen. Außerdem versuche man weitere Unterstützung aus den Reihen der Bundeswehr zu erhalten, nämlich Helfer ohne fachliche Qualifikation. Klar ist allerdings: Die Ressourcen der Bundeswehr sind sehr begrenzt.

    Mit der App Luca können Nutzer per QR-Code ihre Kontaktdaten übermitteln und auf diese Weise eine Besuchs- und Kontakthistorie erstellen.
    Mit der App Luca können Nutzer per QR-Code ihre Kontaktdaten übermitteln und auf diese Weise eine Besuchs- und Kontakthistorie erstellen. Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild

    Kreis Aichach-Friedberg will die Luca-App einführen

    Angesichts all dieser laut Metzger "im höchsten Maß alarmierenden" Entwicklungen arbeiten die Stadt Augsburg und die angrenzenden Landkreise eng zusammen. So werden alle drei möglichst bald die Luca-App einführen, mit der zum Beispiel in Lokalen die Gästelisten ersetzt werden können.

    Die schnelle Verbreitung von Mutationen hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung des Gesundheitsamtes, zumal diese Fälle aufwendiger zu bearbeiten sind. Deshalb wird es noch dauern, bis der Abschlussbericht zum Corona-Geschehen am Krankenhaus Friedberg fertig ist. Der fachliche Bericht der Task Force Immunologie des Landesamtes für Gesundheit liegt seit Anfang März vor, danach haben die Kliniken an der Paar ihre Stellungnahme abgegeben, nun arbeiten Gesundheitsamt und Landratsamt den abschließenden Bericht aus. Qualität sei dabei wichtiger als Schnelligkeit, zitierte Gesundheitsamtsleiterin Höper Landrat Metzger. Der Bericht müsse Hand und Fuß haben. Einen Termin, wann das Papier vorgelegt wird, konnte sie noch nicht nennen.

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