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Aichach-Friedberg: Corona: Zehn Menschen krank, Geschäftsleute fürchten um Existenz

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Corona: Zehn Menschen krank, Geschäftsleute fürchten um Existenz

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    Ab Mittwoch schließen viele Geschäfte in Friedberg und Umgebung wegen Corona.
    Ab Mittwoch schließen viele Geschäfte in Friedberg und Umgebung wegen Corona. Foto: Daniel Weber (Archiv)

    Ministerpräsident Markus Söder hat den Katastrophenfall ausgerufen. Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung beitragen, werden ab Mittwoch geschlossen. Die Händler im Wittelsbacher Land zeigen Verständnis – für manche bedeutet der Schritt jedoch eine Bedrohung ihrer Existenz.

    „Die Gesundheit steht natürlich im Vordergrund“, betont Alexandra Behr, Inhaberin der Buchhandlung Lesenswert in Friedberg. Trotzdem gehe es um ihre Existenz. Große Sorgen mache sie sich vor allem darum, dass der Onlinehandel und Amazon durch diese Krise noch mehr profitieren. Die Buchhandlung soll trotz Schließung telefonisch erreichbar bleiben. Auch über eine Auslieferung an Kunden in Friedberg denkt Behr nach.

    Buchhandlung in Mering: Onlineshop als Ersatz

    In der Buchhandlung Platzbecker in Mering macht man sich dagegen noch wenig Sorgen. Heike Finger, die Inhaberin, vertraut auf den Onlinehandel. Kunden können Schulmaterial, Bücher und E-Books dort weiterhin bestellen. Finger hat momentan keinen Bedarf an staatlicher Hilfe, aber sie sagt, es sei beruhigend zu wissen, dass es sie geben soll. Für die nächsten zwei Wochen hofft sie vor allem, „dass unsere Kunden uns durch den Onlineshop treu bleiben“.

    Werner Pfundmeir, Inhaber des Fahrradfachgeschäfts Pfundmeir in Friedberg, ist optimistisch, eine Schließung noch abwenden zu können. Die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) bemühe sich gerade um eine Ausnahmeregelung für Fahrradgeschäfte, berichtet er. Mit der Fahrradmobilität können große Menschenansammlungen im öffentlichen Nahverkehr verringert werden. Im Gegensatz zu Bus und Tram kann der Mindestabstand von 1,5 Metern zu den Mitmenschen auf dem Fahrrad nämlich eingehalten werden. Pfundmeir hat die Ausnahmegenehmigung schon beantragt. Er hoffe auf eine Bewilligung. Schließlich beginnt nun auch die Fahrradsaison.

    „Da wir keine Lebensmittel vertreiben, müssen auch wir schließen“, erzählt Mathias Gruner, Goldschmied und Inhaber von Juwelier Gruner in Friedberg. Es sei ein Katastrophenfall, meint er. Trotzdem sei er noch ganz gut dran, da er keine Angestellten beschäftigt. Gruner wünscht sich, dass alles schnell vorbeigeht. Während der Schließung werde er die Zeit nutzen und Bürotätigkeiten erledigen, die sich über die Zeit angesammelt haben.

    "Zum Bleistift" in Kissing: Hoffnung auf staatliche Hilfe

    Auch für das Schreibwarengeschäft Zum Bleistift in Kissing, das Kerstin Köllner und Dagmar Kapfer führen, ist es eine schwierige Lage. „Nach der Schließung der Schulen und Kindergärten war das die nächste logische Konsequenz“, meint Köllner. Allerdings haben die beiden keinen Onlineshop oder Ähnliches, über den sie weiterhin Schreibwaren, Bürobedarf und Geschenkartikel verkaufen könnten. Die Ankündigung der LfA Förderbank Bayern, sie werden kleinen und mittelständischen Unternehmen durch die Krise helfen, macht Köllner jedoch ein bisschen Hoffnung für die kommenden Wochen.

    Im Gegensatz zum Einzelhandel muss die Gastronomie im Wittelsbacher Land nicht komplett schließen. Aber die Öffnungszeiten sind begrenzt. Restaurants und Cafés dürfen nur noch von 6 bis 15 Uhr öffnen. Mehr als 30 Personen sind im Inneren nicht mehr erlaubt und sollen einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Im Altstadtcafé Weißgerber in Friedberg wird daher in Innenbereich nur an jedem zweiten Tisch jemand sitzen dürfen, der obere Stock werde gesperrt. Bedienungen bauen nun erst einmal Überstunden und Urlaub ab. Wie viel Zeit diese Maßnahme überbrückt, ist schwer absehbar.

    Restaurant Delphi in Mering: Was ist, wenn es länger dauert?

    Emmanuel Litsios leitet das Restaurant Delphi in Mering und hofft, dass sein Lokal die nächsten zwei Wochen gut übersteht. Wenn die Schließung dazu beiträgt, dass es weniger Infektionen gibt, findet er sie aber gut und wichtig. Allerdings mache er sich Sorgen, dass eine mögliche Verlängerung der Schließungen die Situation für die Gastronomie noch einmal drastisch verändern würde.

    Litsios setzt nicht auf staatliche Unterstützung, stattdessen hofft er, dass treue Kunden trotz der verkürzten Öffnungszeiten nicht ausbleiben. In den nächsten zwei Wochen hat er bis 15 Uhr geöffnet und bietet seine Gerichte auch zum Mitnehmen an. Ob die Leute das annehmen, kann er nur hoffen.

    Christoph Pietzsch öffnet seinen Barbetrieb in Aichach und Friedberg während der nun festgelegten Öffnungszeiten ganz normal. „Tagsüber sind wir ja ein Café.“ Nur die Abendschichten fallen erst einmal weg. Für seine festangestellten Mitarbeiter würde sich Kurzarbeit anbieten, erklärt Pietzsch. Was die Situation beispielsweise für Minijobber bedeutet, sei noch schwer abzuschätzen.

    Über alle Entwicklungen rund um das Coronavirus informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

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