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Aichach-Friedberg: Corona-Pandemie: Bei den Vereinen im Landkreis ist die Pausetaste gedrückt

Aichach-Friedberg

Corona-Pandemie: Bei den Vereinen im Landkreis ist die Pausetaste gedrückt

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    Auch die Aktiven des Heimat- und Trachtenvereins Bayermünching Merching (hier beim Kronentanz) müssen während der Pandemie auf vieles verzichten.
    Auch die Aktiven des Heimat- und Trachtenvereins Bayermünching Merching (hier beim Kronentanz) müssen während der Pandemie auf vieles verzichten. Foto: Martina Schneemayer (Archivfoto)

    In vielen Branchen hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Auch für die heimischen Vereine ist der Lockdown eine Belastung. Gemeinsame Aktivitäten sind seit mehr als einem Jahr kaum möglich, das Vereinsleben leidet zusehends. Mit welchen Problemen die Vereine in Aichach-Friedberg kämpfen und was sie sich erhoffen.

    Richard Mayr vom Friedberger Alpenverein ärgert sich: "Das, was da in der Politik entschieden wird, geht oft vollkommen an der Realität vorbei." Seit Monaten will der Vorsitzende die Jahreshauptversammlung für seine Mitglieder abhalten. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir den 12. Mai als Termin halten können", sagt er. Dabei wäre die Veranstaltung im Freien geplant. Die Corona-Auflagen brechen dem Vereinsleben das Genick. "Wir können keine gemeinsamen Touren planen, keinen Stammtisch, keinen Ratsch mit den Mitgliedern - nix geht", sagt Mayr.

    Alpenverein Friedberg fehlen Einnahmen

    Dabei hat der Alpenverein mit der Willi-Merkl-Hütte im Reintal und dem neuen Haus in Vorderhornbach in Tirol zwei attraktive Angebote für die Bergsportler. "Bitter ist es mit unserem Haus in Tirol, das wir im Dezember zum ersten Mal voll belegt hätten", sagt Mayr. Nicht nur, dass kein Wintersport möglich war, auch die Einnahmen fehlen dem Verein. Doch Mayr will nicht nur kritisieren: "Wir nützen jetzt die Zeit, um unsere neue Geschäftsstelle in der Schmiedgasse einzurichten."

    Der Friedberger Alpenverein ist seit Kurzem Eigentümer eines Unterkunftshauses in Tirol nahe Reutte. Vorsitzender Richard Mayr (Zweiter von rechts) ist traurig darüber, dass die Mitglieder das neue Haus noch nicht hätten nutzen können.
    Der Friedberger Alpenverein ist seit Kurzem Eigentümer eines Unterkunftshauses in Tirol nahe Reutte. Vorsitzender Richard Mayr (Zweiter von rechts) ist traurig darüber, dass die Mitglieder das neue Haus noch nicht hätten nutzen können. Foto: Christine Mayr (Archivbild)

    Herbert Failer vom Musikverein Die Kissinger blickt auf ein Jahr Corona-Pandemie zurück. "Es ist unglaublich schwer, Nachwuchs zu finden und die Musiker bei der Stange zu halten, wenn keine Proben und Auftritte der Musikkapelle möglich sind." Jeder übe für sich selbst, und dazu müsse man sich immer wieder motivieren. "Es besteht die Gefahr, dass man sich zu sehr daran gewöhnt, dass keine gemeinsame Musikprobe ist." Um wieder mehr Anreize zu schaffen, hat sich der Verein ein gemeinsames Musikvideo ausgedacht. "Schon bald wird es veröffentlicht", sagt Failer. Er ist froh, dass der Musikalische Leiter der Kapelle, Friedl Michelitsch, die Musiker immer bei der Stange hält und fleißig mit neuem Notenmaterial zum Üben versorgt.

    Oldtimer-Treffen fehlen OMC Mering

    Beim Oldtimer- und Motorradclub Mering steht die Geselligkeit normalerweise hoch im Kurs. "Gemeinsam zusammenzusitzen, sich über neue Ideen auszutauschen und Organisatorisches zu besprechen - das alles fehlt uns seit einem Jahr sehr", sagt OMC-Vorsitzender Lothar Haupt. Während normalerweise zum Saisonauftakt, zum Beginn der Fastenzeit, ein Reiberdatschi-Essen stattfindet, herrschte beim Clubheim an der Wertstoffsammelstelle gähnende Leere. Auch die beliebten Flachland-Games zum Vatertag werden dieses Jahr wieder ins Wasser fallen.

    Oldtimer-Wochenenden wären zwar im letzten Sommer möglich gewesen, doch die hohen Hygieneauflagen hielten die Organisatoren davon ab. "Wer hat schon Lust, ständig zu kontrollieren, ob alle sich an die Regeln halten", sagt Haupt. Er ist auch im Vorstand im Verein Mering Digital und von daher schreckt Haupt nicht vor Online-Themen zurück. "Dennoch ist ein Treffen von Angesicht zu Angesicht immer besser, vor allem wenn es um kreative Prozesse und die Entwicklung neuer Ideen geht", sagt er.

    Die Flachlandgames zum Vatertag müssen beim OMC Mering wieder ins Wasser fallen.
    Die Flachlandgames zum Vatertag müssen beim OMC Mering wieder ins Wasser fallen. Foto: OMC Mering (Archivfoto)

    Darauf hoffen die Merchinger Trachtler

    Ganz ohne Körperkontakt geht es bei den Trachtlern nicht, wenn sie ihre Dirndln drehen oder Schuhplatteln. Michael Rohrmair, Vorsitzender der Bayermünchinger, sagt: "Momentan ist das Vereinsleben bei uns auf Pause gedrückt." Nichts geht mehr. Treffen sind nicht möglich, und auch das Tanzen auf Veranstaltungen ist aufgrund der hohen Inzidenzwerte verboten. "

    "Anfangs haben wir noch virtuelle Treffen veranstaltet", sagt der Merchinger und meint: "Doch nach über einem Jahr mag auch das keiner mehr." Vor allem den älteren Menschen fehle die Vereinsaktivität, berichtet Rohrmair. "Für die Jugend haben sich die Jugendleiter verschiedene Aktionen ausgedacht, wie beispielsweise eine Schnitzeljagd durch den Ort. "

    Worunter Schnupfer und Kirchenchor leiden

    Auch beim Schnupfclub Tattenhausen-Zieglbach ist das Vereinsleben "eingeschlafen", wie Vorsitzender Martin Schlicker berichtet. Immerhin konnte 2020 noch der Maibaum aufgestellt werden. Allerdings im Oktober und ohne Fest. Schlicker: "Wir waren zu zehnt und haben den Maibaum mithilfe eines Krans aufgestellt. Normalerweise machen wir das per Hand, aber es ging nicht anders."

    Das sei fast schon der Höhepunkt gewesen, denn sämtliche Meisterschaften fielen aus. Das ist auch 2021 der Fall. Die Weltmeisterschaft im Mai wurde abgesagt. Schlicker hofft, dass zumindest im Sommer wieder ein bisschen was erlaubt sei. "Letzten Sommer haben wir uns freitags im Freien zu zehnt getroffen und geschnupft. Nach sechs bis acht Wochen war der Spaß dann vorbei."

    Normalerweise stellt der Schnupfclub Tattenhausen-Zieglbach den Maibaum per Hand auf. 2020 war das anders.
    Normalerweise stellt der Schnupfclub Tattenhausen-Zieglbach den Maibaum per Hand auf. 2020 war das anders. Foto: Hubert Beck

    Wenig Spaß hat derzeit auch der Kirchenchor Stätzling-Haberskirch, wie Leiterin Karin Schweigert berichtet. Statt 30 Personen dürfen aktuell nur vier Chormitglieder auf der Empore in der Kirche singen. "Wir wechseln uns ab, wobei nicht alle mitmachen wollen. Das hat mehr etwas von Sologesang und ist sehr ungewohnt. Eine Leiterin braucht es dann auch nicht", berichtet Schweigert. Sie hofft, dass möglichst bald wieder Proben stattfinden könnten - zur Not im Freien. "Das wäre ein Anfang. Alleine zu proben, ist schwierig. Andererseits ist der Kehlkopf ein Muskel, der trainiert werden muss. Das ist bei uns nicht anders als im Sport."

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Vereine wollen nach Corona durchstarten

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