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Aichach-Friedberg: Chaos bei Anmeldung für Impfaktion mit Johnson & Johnson im Landkreis

Aichach-Friedberg

Chaos bei Anmeldung für Impfaktion mit Johnson & Johnson im Landkreis

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    800 Impfdosen des Vakzins von Johnson & Johnson erhielt der Landkreis Aichach-Friedberg am Freitag. Bei diesem Präparat ist es mit einer Spritze für den vollen Impfschutz getan.
    800 Impfdosen des Vakzins von Johnson & Johnson erhielt der Landkreis Aichach-Friedberg am Freitag. Bei diesem Präparat ist es mit einer Spritze für den vollen Impfschutz getan. Foto: Ronny Hartmann, dpa

    Der Andrang auf die 800 Dosen Johnson & Johnson-Impfstoff am Dienstagvormittag war riesig. Gerade junge Menschen hatten sich Hoffnungen gemacht, das Vakzin zu ergattern. In manchen Familien saßen Mutter, Tochter und kleiner Bruder an Computern und Handys, als die Seite der Firma Vitolus um 9 Uhr freigeschaltet wurde. Doch 45.000 Zugriffe binnen einer Stunde brachten das System zum Einsturz. Vielen konnten sich nicht anmelden - und als es ging, waren die Termine vergeben. Das sorgte für Frust. Was sagt das Landratsamt dazu?

    Pressesprecher Wolfgang Müller kann nachvollziehen, was die Menschen aufregt. Die allermeisten Interessenten seien offenbar nicht einmal in die Anmeldemaske gekommen - auch er selber habe es vergeblich versucht. Hätte die Firma Vitolus, die die Impfungen im Auftragt des Landkreises managt, das nicht vorhersehen und sich besser vorbereiten können? Eine Frage, die sich so manche Bürger stellen. Laut Müller war der Andrang am Dienstag um ein Vielfaches höher als bei der ersten Sonderimpfaktion, als AstraZeneca im Angebot war. Dazu mag beigetragen haben, dass das kürzlich erst zugelassene Vakzin bereits nach einmaliger Impfung vollständigen Schutz bietet.

    Der Andrang auf eine Sonderimpfaktion mit dem Vakzin von Johnson & Johnson in Aichach-Friedberg war groß.
    Der Andrang auf eine Sonderimpfaktion mit dem Vakzin von Johnson & Johnson in Aichach-Friedberg war groß. Foto: Cheryl Gerber/Johnson & Johnson, dpa

    Vitolus habe sich nach eigenen Aussagen mit der Software bestmöglich darauf vorbereitet - doch der Ansturm sei selbst dafür zu viel gewesen. Viele Bürger reagierten verärgert - das sei nachvollziehbar, so Müller. Zu spüren bekamen das die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Bürgertelefon des Landratsamtes.

    Müller erklärt, warum der Landkreis sich für die Vorgehensweise entschieden habe: Im Vorfeld der Aktion hätten die Verantwortlichen abgewogen, wie sie die 800 Dosen am besten an die Menschen im Landkreis gebracht werden können. Es gab mehrere Möglichkeiten: Man hätte die Sonderzuteilung komplett in die reguläre Terminvergabe über das Impfportal BayImco einfließen lassen können, als zusätzlichen Impfstoff ohne Sonderaktion. So sei es mit 800 Dosen AstraZeneca Mitte April geschehen.

    Impfaktion mit Johnson & Johnson: "Mehrere Tausend Frustrierte"

    Das andere Extrem wäre die komplette Freigabe der 800 Dosen für alle Landkreisbürger ab 18 Jahren gewesen. Das ist möglich, weil die Priorisierung für das Vakzin aufgehoben wurde. Letztlich hat sich der Landkreis laut Müller dafür entschieden, 500 Dosen Personen ab 60 vorzubehalten (an diese wird Johnson & Johnson an Impfzentren eigentlich nur vergeben), den Rest auch für junge Menschen freizugeben. "Schattenseite einer solchen Lösung mit Impfaktion ist, dass man am Ende 800 Glückliche, aber auch mehrere Tausend Frustrierte hat, die nicht zum Zuge gekommen sind", räumt der Pressesprecher ein.

    Vielleicht gibt es aber auch noch ein paar glückliche Nachrücker, denn offenbar kam es zu versehentlichen Mehrfachanmeldungen. So schreibt eine Frau unserer Redaktion: "Ich habe mich angemeldet und gleich vier Impftermine auf einmal bekommen. Da ist es natürlich klar, dass die Veranstaltung gleich ausgebucht ist." Leider könne sie sich an niemanden wenden, um die zu viel erstellen Termine zu stornieren. Auch ein Abgleich sei nicht vorgenommen worden. Allerdings könnte das noch geschehen. "Vitolus sortiert und überprüft heute die Anmeldungen und kontaktiert die angemeldeten Personen", so Müller am Dienstagnachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion.

    800 Dosen Johnson & Johnson werden in Kissing verimpft

    Die 800 Dosen werden nun an Pfingsten im Impfzentrum Kissing verimpft. Sie stammen aus einer Sonderzuweisung des bayerischen Gesundheitsministeriums, das Impfrückstände ausgleichen wollte, wie Minister Klaus Holetschek erklärte. Insgesamt 30.000 Dosen wurden an Impfzentren in kreisfreien Städten und Landkreisen verteilt, die nach mehreren Kriterien ausgewählt worden seien, darunter die Sieben-Tage-Inzidenz am 5. Mai und die Höhe der Abweichung der Impfquote (Ärzte pro Einwohner gemessen am bayerischen Durchschnitt bei den Arztimpfungen ebenfalls zum 5. Mai). Berücksichtigt wurde auch, ob Regionen Sonderzuweisungen erhalten bzw. Sonderkontingente von AstraZeneca Mitte April abgerufen haben.

    Abgesehen von dieser Sonderaktion werden in den beiden Impfzentren im Landkreis zwischen 18. bis 25. Mai nur rund 300 Erstimpfungen durchgeführt werden können. Aichach-Friedberg erhielt für diesen Zeitraum 2890 Impfdosen Biontech und Moderna zugeteilt, der Großteil wird aber für anstehende Zweitimpfungen verwendet.

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