Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Ammerseebahn: Werden Merching und Schmiechen künftig abgehängt?

Aichach-Friedberg

Ammerseebahn: Werden Merching und Schmiechen künftig abgehängt?

    • |
    Pendler aus Schmiechen und Merching fahren mit der Ammerseebahn nach Mering und haben dort einen direkten Anschluss an die Züge nach München. Das könnte sich mit dem neuen Fahrplan im Dezember ändern.
    Pendler aus Schmiechen und Merching fahren mit der Ammerseebahn nach Mering und haben dort einen direkten Anschluss an die Züge nach München. Das könnte sich mit dem neuen Fahrplan im Dezember ändern. Foto: Stephanie Millonig

    Für Bahnpendler aus Schmiechen und Merching könnte sich die Anbindung vor allem nach München drastisch verschlechtern, das ist die Sorge vor Ort. Denn nach den Plänen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die wohl über den Augsburger Verkehrsverbund (AVV) die örtliche Politik erreichten, soll die Ammerseebahn schon ab dem Fahrplanwechsel im Dezember stärker auf den Knotenpunkt Geltendorf ausgerichtet werden - mit deutlichen Auswirkungen auf die Bahnkunden im Landkreissüden.

    Landrat Klaus Metzger führt diese in einem Schreiben auf, das er an den BEG-Geschäftsführer Thomas Prechtl adressiert hat. Demnach soll die letzte Abendverbindung von Augsburg - derzeit 00.01 Uhr - entfallen. Damit hat der letzte ICE, der um 23.52 Uhr aus Stuttgart ankommt, keinen Anschluss mehr. Wie der Fahrgastverband Pro Bahn auf unsere Nachfrage betont, betrifft diese Verschlechterung nicht nur Merching und Schmiechen sondern auch Kissing und Mering, da um diese Zeit auch kein Fugger-Express mehr fährt.

    Nach 9 Uhr keine direkten Anschlüsse mehr nach München

    Es ist jedoch eine andere Änderung, die Landrat Metzger die größten Sorgen bereitet: Demnach ist es im neuen Fahrplan wohl so, dass die Fahrgäste aus Schmiechen und Merching ab 9 Uhr Vormittags in Mering keine direkten Anschlüsse mehr nach München haben. "Dies ist aus unserer Sicht völlig inakzeptabel", so Metzger. Seinen Informationen nach, soll die Ammerseebahn künftig auf Geltendorf als Umsteigepunkt ausgerichtet werden. Das habe zur Folge, dass Bahn-Fahrer aus Merching über Geltendorf nach München künftig 58 Minuten - mit Umsteigezeit - unterwegs sind statt bisher über Mering in 34 Minuten. Dazu ist diese Strecke auch noch teurer. Laut Landrat kostet die Monatskarte für die Fahrt von Merching über Geltendorf nach München 256,40 Euro - die Monatskarte via Mering kostet derzeit 237,70 Euro. "Ich bitte Sie, Ihre Planungen noch einmal gründlich zu überdenken und zum Wohl der Fahrgäste auf der Ammerseebahn anzupassen", appelliert Landrat Klaus Metzger an den BEG-Geschäftsführer.

    ProBahn bezeichnet Verschlechterungen als ärgerlich

    Dass nun zum einen der Anschluss über Mering nicht mehr klappt und auch noch die letzte ICE-Verbindung aus Richtung Stuttgart mit den Änderungen wegfällt, bezeichnet Jörg Lange, Sprecher des Fahrgastverbands ProBahn als äußerst ärgerlich. "Solche Verschlechterungen kommen immer sehr schlecht an und wir fürchten, dass dadurch weiter Bahnkunden abspringen", sagt er.

    Problematisch sei auch die Informationspolitik. "Die BEG macht es grundsätzlich so, dass die Fahrplanänderungen erst zwei Monate vorher bekanntgegeben werden. Für solche gravierenden Veränderungen halten wir das für zu knapp", sagt er. ProBahn würde sich eine frühzeitigere Information der Kunden wünschen.

    Besonders groß sind Sorge und Unmut in den betroffenen Orten. Schmiechens Bürgermeister Josef Wecker hat als einer der ersten auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, die sich hier anbahnen. Denn mit dem ehemaligen MVG-Geschäftsführer Herbert König hat er einen ÖPNV-Experten mit besten Verbindungen in seinem Gemeinderat. Gerade durch schlechtere Anschlüsse in Mering werde für die Schmiechener die Ammerseebahn ein ganzes Stück weit unattraktiver. "Und dabei müssten wir eigentlich schauen, dass wir möglichst viel Verkehr von der Straße wegkriegen", ärgert sich Schmiechens Rathauschef. Wenn er morgens am Bahnhof vorbei kommt, kann er beobachten, dass viele Menschen aus dem Ort die Bahn benutzen.

    Bürgermeister Wecker wünscht sich MVV-Tarif für Schmiechen

    Wecker bedauert auch den Wegfall der letzten Nachtverbindung: "das betrifft zum Beispiel auch unsere Jugendlichen, die abends in Augsburg auf Party gehen und dann nicht mehr zurück kommen", sagt er. Neben einer weiterhin guten Anbindung würde sich Wecker für Schmiechen wünschen, dass für die Bahnkunden aus seiner Gemeinde der MVV-Tarif gelten würde. "Das wäre für uns in Schmiechen auf alle Fälle ein Vorteil", meint Wecker.

    Im Nachbarort Merching hat sein Amtskollege Helmut Luichtl über die anstehenden Änderungen bisher nur aus dem Landratsamt gehört. Als unmittelbar betroffene Kommune nennt er diese Informationspolitik der BEG "eine Frechheit". Angesichts übervoller Straßen und dringendem Handlungsbedarf beim Klimaschutz müsste seiner Ansicht nach der Personennahverkehr ausgebaut werden. "Und stattdessen macht man hier wieder zwei Schritte rückwärts", kritisiert er.

    Merchings Bürgermeister: vom Umsteigeverkehr abgehängt

    Luichtl hat zwar Verständnis, dass die BEG bei ihrem Fahrplan nicht alle Einzelwünsche berücksichtigen kann: "Aber dass man mehrere Ortschaften vom Umsteigeverkehr komplett abhängt, finde ich unmöglich" sagt er. Auch in Merching pendeln viele Menschen nach München und Augsburg - zur Schule und zur Arbeit.

    Auch die örtlichen Landtagsabgeordneten machen sich für die Orte an der Ammerseebahn stark. So hat sich der CSU-Abgeordnete Peter Tomaschko bereits um Unterstützung an die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer gewandt. Und auch Grünen-Landtagsabgeordnete Christina Haubrich hat die Eisenbahngesellschaft angeschrieben, mit dem dringenden Appell die geplanten Änderungen noch einmal zu überprüfen. Die BEG widerspricht der Kritik.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden