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Aichach-Friedberg: Ärzte und Patienten üben massive Kritik an der Impfkampagne

Aichach-Friedberg

Ärzte und Patienten üben massive Kritik an der Impfkampagne

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    Der Landkreis Aichach-Friedberg hinkt bei den Impfquoten hinterher, schlägt aber zusätzliche Dosen aus. Das sorgt für massive Kritik.
    Der Landkreis Aichach-Friedberg hinkt bei den Impfquoten hinterher, schlägt aber zusätzliche Dosen aus. Das sorgt für massive Kritik. Foto: Sebastian Willnow, dpa (Symbolbild)

    Der Landkreis Aichach-Friedberg hinkt bei der Impfquote hinter dem bayerischen Durchschnitt her und verzichtet dennoch freiwillig auf eine Sonderzuteilung von Corona-Impfstoff. Diese Ankündigung ruft massive Kritik unter den Bürgern, aber auch bei niedergelassenen Ärzten hervor.

    Wie berichtet, hätte Aichach-Friedberg für seine Impfzentren zusätzliche Impfdosen von AstraZeneca bekommen können. So bestätigt es Sebastian Koch, organisatorischer Leiter der Impfzentren im Landkreis, im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Landkreis hat die Abwicklung der Impfungen dem externen Dienstleister Vitolus überantwortet und bezahlt diesen pauschal pro Tag dafür, Kapazitäten – allen voran Personal – zur Verfügung zu stellen. Und zwar unabhängig davon, ob Impfstoff vorhanden ist. "Hätten wir nun einmalig und auf einen Schlag deutlich mehr Impfdosen bestellt, hätte Vitolus die Kapazitäten bis Sonntag massiv hoch- und danach wieder auf das Normalmaß herunterfahren müssen", sagt Sebastian Koch, organisatorischer Leiter der Impfzentren im Landkreis. "Diese Flexibilität und Spontanität erlaubt unser Modell aber nur begrenzt, weil es kontinuierlich vorgehaltene Kapazitäten vorsieht und damit eher auf Planbarkeit basiert."

    Gemeinsame Erklärung der Ärzte im Wittelsbacher Land

    In einer gemeinsamen Erklärung äußern sich die niedergelassenen Ärzte Dr. Elisabeth Guha, Robert Guha, Dr. Richard Essler, Dr. Claudia Langner, Yosef Habtemariam, Dr. Thomas Hesse, Dr. Michael Martin, Dr. Rudolf Pelta, Dr. Claudia Beyrle und Dr. Rainer Wilhem entsetzt über die Pandemiebekämpfung des Landkreises Aichach-Friedberg.

    "Aus der Tageszeitung zu erfahren, dass bewusst auf den Bezug von tausenden Impfdosen aus organisatorischen Gründen verzichtet wird, lässt uns an der Fähigkeit der Verantwortlichen zweifeln", schreiben sie. Seit Ostern werde nun auch in den Arztpraxen geimpft, leider bislang sehr schleppend, weil nur geringe Mengen an Impfstoff bereitgestellt würden. Hier bestehe im gesamten Landkreis die Möglichkeit, Impfungen durchzuführen, "ohne dass dem Landkreis dadurch 'unnötige' Kosten entstehen. Es gibt mit Herrn Dr. Ullmann aus Aichach einen koordinierenden Arzt, der als Bindeglied zwischen dem Landrat bzw. Krisenstab und den niedergelassenen Ärzten eingesetzt wurde. Wieso wird diese Option nicht genutzt?", fragen sie.

    Mediziner verweisen auf den Bundespräsidenten

    Die Ärzte verweisen in ihrer Erklärung auf die Osterrede von Bundespräsident Steinmeier. Dieser habe die Krisentauglichkeit der Institutionen angemahnt und zu mehr Pragmatismus aufgefordert. Wenn er sage, die Pandemie halte Deutschland den Spiegel vor – etwa einen "Hang zum Alles-regeln-Wollen, unsere Angst vorm Risiko, das Hin- und- Herschieben von Verantwortung", sei der Vorgang im Landkreis Aichach-Friedberg ein Beispiel für den von Steinmeier angeprangerten Zustand. "Wieso lernen wir nicht aus unseren Fehlern?", wundern sich die Mediziner.

    Zu einem bisher kaum dagewesenen Aufschrei führte die Nachricht über den Verzicht auf zusätzliche Impfdosen auch unter unseren Lesern. (AZ)

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