Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Ärger oder Hilfe - was bringt die Corona-„Zettelwirtschaft“ in Lokalen?

Aichach-Friedberg

Ärger oder Hilfe - was bringt die Corona-„Zettelwirtschaft“ in Lokalen?

    • |
    Auch im Friedberger Café Barbetrieb müssen Gäste Zettel mit ihren Kontaktdaten ausfüllen, um im Fall des Besuchs einer an Corona erkrankten Person Infektionsketten nachverfolgen zu können en.
    Auch im Friedberger Café Barbetrieb müssen Gäste Zettel mit ihren Kontaktdaten ausfüllen, um im Fall des Besuchs einer an Corona erkrankten Person Infektionsketten nachverfolgen zu können en. Foto: Nikolai Röhrich

    Inzwischen ist es bei einem Restaurantbesuch zur Selbstverständlichkeit geworden: Auf Listen, Zetteln oder in Online-Formularen müssen Gäste zur Nachverfolgung von Infektionsketten ihre Namen und Kontaktdaten angeben. Doch längst nicht alle Besucher von Restaurants, Cafés und Kneipen nehmen diese Vorkehrung ernst. Im Wittelsbacher Land gaben Gäste sich schon als das „Sandmännchen“ aus, oder schrieben, dass sie unter der Telefonnummer „123456789“ zu erreichen seien.

    Angelika Indich, die das Friedberger Restaurant Kussmühle betreibt, hat für Beschwerden wegen der anzugebenden Kontaktdaten kein großes Verständnis. „Wir Gastronomen können ja nichts dafür, sondern halten uns an die Vorgaben des Gesetzgebers“, sagt die Wirtin. In der Kussmühle werden die Zettel von Mitarbeitern ausgefüllt, sodass andere Gäste nicht einsehen können, wer das Restaurant vor ihnen besucht hat.

    In der Kussmühle in Friedberg werden die Tische regelmäßig desinfiziert

    Die Tische werden regelmäßig desinfiziert und ebenfalls von den Mitarbeitern zugewiesen. Auch wenn Indich die Maßnahmen für sinnvoll hält („Es geht schließlich um unsere Gesundheit.“) bedeuten sie für ihr Tagesgeschäft einen beträchtlichen Mehraufwand. „Um die Maßnahmen sorgfältig durchführen zu können, benötigen wir eine zusätzliche Arbeitskraft“, berichtet die Wirtin.

    Im Friedberger Café Barbetrieb werden einzelne Zettel von den Besuchern selbst ausgefüllt. Dabei kommt es immer wieder zu falschen Angaben, berichtet die Bedienung Dajana Kollig. Fantasienamen wie „Sandmännchen“ und offensichtlich falsche Telefonnummern wie „123456789“ würden von Gästen auf die Zettel geschrieben. „Deshalb ist es super, dass man gegen falsche Angaben jetzt vorgehen kann“, so Kollig.

    Vorsätzlich falsche Kontaktangaben beim Restaurant- oder Gaststättenbesuch sollen in Bayern künftig mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 250 Euro geahndet werden. Auch würden sich Gäste regelmäßig darüber beschweren, dass sie die Kontaktformulare ausfüllen müssen, so Kollig. Das Gros der Gäste habe aber damit kein Problem.

    Die Hygienevorschriften hätten nicht nur Nachteile, meint Andreas Ufertinger, Inhaber des Friedberger Brauereigasthofs Sankt Afra im Felde. Um Gäste des Biergartens an einem Pult besser erfassen zu können, habe man in der Corona-Saison nur einen Eingang zu den sonst von allen Seiten betretbaren Sitzplätzen im Freien geöffnet. „Dieses System werden wir auch nach der Pandemie beibehalten. Man hat so einen viel besseren Überblick über ankommende Gäste“, sagt der Gastronom.

    In Biergärten werden die Adressen von Gästen erfasst.
    In Biergärten werden die Adressen von Gästen erfasst. Foto: Warmuth, dpa (Symbolbild)

    Einige Besucher hätten das Anmeldepult einfach ignoriert, diese seien jedoch „konsequent heimgeschickt“ worden. Auch Gäste, die als Vorwahl „0815“ angaben, habe man nach ihren Personalausweisen und der richtigen Telefonnummer gefragt. „Von unseren Biergartenbesuchern gab es nur Zuspruch für die bestimmte Umsetzung der Hygienevorschriften“, erzählt Ufertinger.

    Im Meringer Andechser war schon "Donald Duck" zu Gast

    Im Restaurant Andechser in Mering haben Gäste die Auswahl zwischen digitaler Kontaktaufnahme per Handy und den klassischen Zetteln, die von allen Gästen am Tisch ausgefüllt werden müssen. Laut Marietta Baumüller, Mitbetreiberin des Andechser, greifen ihre Gäste in den meisten Fällen auf die handschriftlich auszufüllende Alternative zurück. Mit offensichtlichen Falschangaben wie „Donald Duck“ oder „Max Mustermann“ hatte das Meringer Lokal bis vor einigen Wochen teilweise noch zu kämpfen. „Mittlerweile haben die Menschen sich aber an die Maßnahmen gewöhnt“, sagt Baumüller.

    Corona-Zettel: Lokal Los Perros in Kissing hat keine Probleme

    Das mexikanische Restaurant Los Perros in Kissing hat laut Geschäftsführer Thomas Leprich Glück, denn den Service-Mitarbeitern des Kissinger Lokals sind bisher noch keine offensichtlichen Falschangaben aufgefallen. Auch im Los Perros werden die Gäste gebeten, vorgefertigte Zettel am Tisch auszufüllen. „Die Zettel bewahren wir dann alle in dafür vorgesehenen Ordnern auf“, so Leprich.

    Einige Lokale im Raum Friedberg verteilen nicht einzelne Zettel, sondern Listen. Eigentlich verstößt das gegen das Musterhygienekonzept des Freistaats. Dort ist geregelt, dass die Daten der Gäste von anderen nicht eingesehen werden dürfen. Eine Strafe müssen solche Lokale aber nicht befürchten. Der Datenschutzbeauftragte des Freistaats Thomas Petri erklärt: „Dieses Musterhygienekonzept hat den Rang einer Verwaltungsvorschrift.“ Damit sei keine Basis für ein Bußgeld gegeben. Genauso wie ein Beamter, der einen Fehler macht, sich nicht strafbar macht.

    Dem Landratsamt Aichach-Friedberg sind keine Falschangaben bekannt

    Die Zettel kommen zum Einsatz, wenn ein Gast nach dem Restaurantbesuch ein positives Testergebnis erhält. Für die Nachverfolgung mittels besagter Zettel sind „Corona-Tracer“ zuständig. Vier Corona-Detektive, die für das Gesundheitsamt arbeiten, sind im Wittelsbacher Land für die Nachverfolgung von Infizierten und Kontaktpersonen verantwortlich, so der Pressesprecher des Landratsamtes Wolfgang Müller. Während einige Gastronomiebetriebe mit erfundenen Namen und Telefonnummern zu kämpfen hatten, sind dem Landratsamt bisher keine Falschangaben bekannt.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Ärger oder Hilfe? Das bringt die Datenerfassung für Restaurantbesucher

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden