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Advent in Hofhegnenberg: Wie der Schlossherr zum Kipferlmarkt kam

Advent in Hofhegnenberg

Wie der Schlossherr zum Kipferlmarkt kam

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    Auf Schloss Hofhegnenberg laufen die Vorbereitungen für den Kipferlmarkt auf Hochtouren, im Bild Schlossherr Peter Löw und Lebensgefährtin Claudia Loidl beim Schmücken des Verkaufsstandes.
    Auf Schloss Hofhegnenberg laufen die Vorbereitungen für den Kipferlmarkt auf Hochtouren, im Bild Schlossherr Peter Löw und Lebensgefährtin Claudia Loidl beim Schmücken des Verkaufsstandes. Foto: Gönül Frey

    Nie sieht das Hofhegnenberger Schloss zauberhafter aus als zum weihnachtlichen Kipferlmarkt. Hausherr Peter Löw lässt dafür nicht nur den Innenhof sondern auch Park und Auffahrt mit festlicher Beleuchtung schmücken. Das Schlosspersonal steckt schon seit Tagen in den Vorbereitungen für die r karitative Veranstaltung, die in diesem Jahr am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Dezember stattfindet. 3000 bis 4000 Besucher hatte der Markt im Vorjahr an den zwei Tagen angelockt.

    Der 56-jährige Unternehmer aus Starnberg hat das denkmalgeschützte Anwesen 2008 gekauft und aufwendig saniert. Dass zu dem Schloss ein Weihnachtsmarkt gehört, wusste Löw beim Erwerb natürlich noch nicht. Seit 1999 verkaufen die Frauen aus Hofhegnenberg und den umliegenden Dörfern ihre selbst gebackenen Plätzchen für den guten Zweck. Vorbesitzer Freiherr von Gebsattel hatte dafür immer den Bereich vor den Wirtschaftsgebäuden zur Verfügung gestellt.

    Die Organisatoren baten Löw darum, den Markt am Schloss weiterführen zu dürfen. Dieser willigte ein und war neugierig geworden. Er erinnert sich noch gut an den ersten Eindruck: „Es war ja hier alles eine halbe Ruine. Im hintersten Winkel des Wirtschaftshofes waren vier Tapeziertische für die Plätzchen aufgebaut. Dazu regnete es auch noch. Es war schon ein etwas trauriger Anblick“. Doch der Unternehmer sah auch die Mengen an Gebäck, offensichtlich selbst gemacht, und die Leidenschaft, mit der die Hofhegnenberger dabei waren.

    Deswegen bot er beim nächsten Mal den prächtigen Innenhof des eigentlichen Schlossgebäudes an. Löw war es auch, der dem Kipferlmarkt seinen heutigen Namen gab. Ursprünglich hieß dieser nämlich Plätzchenmarkt. Doch ein Bürger hatte den Begriff rechtlich schützen lassen und verbot, ihn weiter zu verwenden, erzählt Löw. Statt sich vor Gericht herumzustreiten, ließ er sich deswegen etwas Neues einfallen. „Kipferlmarkt passt sogar besser in den süddeutschen Raum und stellt immer noch den Bezug zu den selbst gebackenen Plätzchen her“, meint.

    Der Markt wurde größer, einige neue Verkaufsstände kamen hinzu. Und auch bei Dekoration und Beleuchtung hat der Hausherr ordentlich aufgerüstet. Schloss Hofhegnenberg betreibt auch einen eigenen Stand. An diesem werden Glühwein und selbst gemachter Eierlikör verkauft. Die Meringer Ambulante bietet Schupfnudeln, die Landjugend Würstel und Steaks, eine Kerzenzieherin ist vor Ort, der Steindorfer Kindergarten mit Selbstgebasteltem und natürlich die fleißigen Plätzchenbäckerinnen.

    Weihnachtseinkauf mit bedürftigen Familien

    „3000 Euro sind voriges Jahr allein an unserem Stand zusammen gekommen“, sagt Löw. Mit diesem Geld unterstützt er bedürftige Familien in der Region und hat sich dafür einen Trick ausgedacht. Würde er den Leuten die Summe auszahlen, müssten sie diese auf die HartzIV-Unterstützung anrechnen. Deswegen geht der Schlossherr mit den Familien im Kissinger V-Markt einkaufen. Diese dürfen dort für eine bestimmte Summe ihren Wagen befüllen, ca. 500 bis 800 Euro für jede der vier bis fünf Familien sind es meistens. „Manche brauchen mehr Lebensmittel. Andere kaufen mal was richtig Tolles für die Kinder zu spielen“, erzählt er. Löw und seine Lebensgefährtin Clara Loidl begleiten den Einkauf immer selbst. „Es geht ja auch um den persönlichen Kontakt“, sagt Löw.

    Was das betrifft, hat sich der Kipferlmarkt ohnehin als bester Türöffner für den neuen Schlossherren erwiesen. Als er das Gebäude erwarb, kursierten die wildesten Gerüchte. Vom Einzug einer Sekte bis zum Bordell reichten die Befürchtungen. Beim Kipferlmarkt konnten die Anwohner selbst sehen, dass daran nichts war. Wie Löw nutzt das Schloss im Grunde als Einfamilienhaus, wie er selbst einmal erklärte. So sei es ursprünglich ja auch gebaut worden. Ein bis zwei Tage pro Woche halten er und Clara Loidl sich mindestens hier auf. Weitere Wohnsitze hat der Unternehmer in Starnberg und in München.

    Interessant ist der Kipferlmarkt auch deswegen, weil Hausherr Löw dabei Zutritt zu der eigentlich privaten Anlage gewährt. Zu zwei weiteren Gelegenheiten öffnet Löw das Anwesen: Zum einen findet im Mai eine Marienandacht mit Prozession statt. Die Schlosskapelle ist eine bekannte Wallfahrtskirche mit einer wundertätigen Maria. Diese hat der Legende nach im 30-jährigen Krieg das Anwesen vor der Zerstörung bewahrt. Im Anschluss daran sind alle Hofhegnenberger zum geselligen Beisammensein eingeladen. „Da kommt fast der ganze Ort“, freut sich Löw. Außerdem findet einmal im Jahr noch eine Marienwallfahrt statt.

    Auch beim Kipferlmarkt wird an beiden Tagen eine öffentliche Messe in der Kapelle gefeiert, bei der die Besucher erfahrungsgemäß pünktlich kommen müssen, wenn sie noch einen Platz finden wollen. Beim Markt selbst sorgt der Münchner Knabenchor für weihnachtliche Stimmung, auch der örtliche Kinderchor singt und die Bläser spielen vom Freigang herunter.

    Ursprünglich wollte der Unternehmer zum Markt noch seine eigene Schlossbäckerei einweihen.. Doch dieses Projekt musste er erst einmal zurück stellen. Als zu aufwändig haben sich die Denkmalschutzauflagen für den Umbau erwiesen.

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