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So sieht konkrete Hilfe der Kartei der Not aus
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Die Stärke und die Bestimmung der Kartei der Not ist die unbürokratische Hilfe in unserer Region, also im Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen, der Allgäuer Zeitung und der mit ihnen verbundenen Heimatzeitungen. Wie konkrete Hilfe aussehen kann, zeigt zum Beispiel das verheerende Hochwasser.
Augsburg (AZ). Seit 40 Jahren gibt es das Hilfswerk unserer Zeitung, und die Soforthilfe läuft nach so viel Erfahrung wie am Schnürchen. Am Anfang waren es vor allem ältere Menschen, die die Hilfe der Kartei benötigten. Heute hat sich das Bild gewandelt: 14 Prozent des Geldes gehen an kinderlose Männer, 22 Prozent an kinderlose Frauen. Sieben Prozent der Spendengelder fließen an Kinder, 15 Prozent an Familien und 42 Prozent an Alleinerziehende.
Die Stärke und die Bestimmung der Kartei der Not ist die unbürokratische Hilfe in unserer Region, also im Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen, der Allgäuer Zeitung und der mit ihnen verbundenen Heimatzeitungen. Wie konkrete Hilfe aussehen kann, zeigt zum Beispiel das verheerende Hochwasser im Sommer diesen Jahres.
Die Sommerflut hat in einigen Gemeinden im Augsburger Land eine Spur der Verwüstung gezogen. Viele Familien waren in ihrer Existenz bedroht. Hier hat die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, mit insgesamt 64.000 Euro geholfen. Betroffene in Neusäß wurden mit 10 000 Euro, in Diedorf, Achsheim, Fischach mit 4000 Euro unterstützt. Nach dem Motto "Schnelle Hilfe ist die beste Hilfe" haben zehn Familien in Neusäß sowie vier in Diedorf, Achsheim und Fischach jeweils 1000 Euro erhalten. Insgesamt konnte 64 Hochwasseropfern im Verbreitungsgebiet der AZ geholfen werden. Besonders stark betroffen war von der Flut das Allgäu, wo die Kartei der Not mit 20.000 Euro half, und Donau-Orte im Landkreis Neuburg-Donau. Dorthin flossen 27.000 Euro.
Fröhlich hatte Carola Schröttle am 21. August noch ihren Geburtstag gefeiert. Da war ihre Welt noch in Ordnung. Knappe 24 Stunden später stand sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Schlafzimmer, Bad und Büro standen bis zu 1,65 Meter im Wasser, ihre gesamte Kleidung, Möbel und das neue Laptop schwammen in der braunen Brühe. Auf rund 70 000 Euro schätzt sie den Schaden der Sommerflut 2005.
Unterstützung bekam die und ihre Familie von der Kartei der Not. Das Leserhilfswerk unserer Zeitung hat mehreren Familien, die besonders vom Hochwasser betroffen waren, finanziell unter die Arme gegriffen. Binnen weniger Tage überwies die Kartei der Not einigen Flut-Geschädigten je 1000 Euro.
"Das hat uns wirklich sehr geholfen", sagt Carola Schröttle. Von dem Geld der Kartei der Not hat sie sich eine Waschmaschine und einen Trockner gekauft. Diese waren bei der Flut kaputt gegangen. "Ich musste dauernd zu meinen Freunden mit der Wäsche von uns und den Kindern gehen", berichtet sie. Die ersten Tage nach der Flut musste die Familie sich sogar einen neuen Unterschlupf suchen. Sie kam bei der Oma unter. Denn das Haus war voller Wasser, auch Öl war ausgelaufen. "Ein fürchterlicher Gestank", so die Frau.
Obwohl Luftentfeuchter rund um die Uhr versuchen, die Feuchtigkeit aus dem einst bewohnten Keller zu entfernen, zeigen die Wände inzwischen Risse. "Wir müssen wahrscheinlich den gesamten Putz herunterschlagen", sagt sie hilflos, mit Tränen in den Augen. "Man weiß auch gar nicht, wo man anfangen soll." Doch damit nicht noch einmal so etwas Schlimmes passiert, hat Schröttle schon Maßnahmen getroffen: "Wir brauchen unbedingt einen erhöhten Sockel als Abgrenzung zum Nachbarn. Sein gesamtes Wasser kam herüber und hat uns überschwemmt." Einen entsprechenden Bauantrag hat sie schon gestellt.
Bei Gudrun Obeth in zeigen sich jeden Tag neue Schäden. Immer wieder fallen Möbel auseinander, Schimmel kommt zum Vorschein, die Spülmaschine gibt komische Geräusche von sich. Teppiche, Tapeten und auch ausgeschwemmte Fliesen hat die Familie schon entfernt. Im Haus in der Holzbachstraße sieht es aus wie auf einer Baustelle. Trotz Sandsäcken an der Tür bahnte sich das Wasser den Weg ins Haus, 35 Zentimeter hoch stand es in allen sechs Räumen des Erdgeschosses.
"Wir haben schon so viele Möbel weggeworfen", erzählt die 48-jährige Frau. Doch das Schlimmste sei die Feuchtigkeit in den Räumen. Überall brummen kleine Luftentfeuchter. "Die haben wir vom Geld der Kartei der Not gekauft", sagt sie. Ihr Mann sei handwerklich begabt, man werde viel selber wieder renovieren. Den Schaden schätzt sie auf etwa 50.000 Euro. Eine Hochwasser-Versicherung hat die Familie nicht. "Kein Mensch wird hier entlang der Schmutter eine Versicherung anbieten." Für die nächste Flut hat sie ein bisschen vorgesorgt: "Ich habe mir keinen Holzschrank mehr für das Schlafzimmer gekauft, sondern habe nun einen fliegenden Schrank", sagt sie und zieht einen Vorhang beiseite. Dahinter erscheint eine Kleiderstange die quer durch den Raum geht, daran klemmen Kleiderbügel, weit entfernt vom Boden.
Lautes Brummen bei Michaela Knoche in der Küche: "Das ist einer der Luftentfeuchter - wir haben acht Stück", sagt sie und deutet auf ein riesiges Gerät. Sie erklärt, dass in die gesamte Außenwand Löcher gebohrt wurden, um per Schlauch das Wasser aus der Mauer zu ziehen. "Jeden Tag kommen hier etwa zehn Liter Wasser heraus." Erst vor drei Jahren hatte die Hochwasser. Danach hatte sie für etwa 25 000 Euro alles renoviert. Nun traf es sie besonders hart: Im Erdgeschoss schwamm knapp einen Meter hoch alles in der dunklen Brühe. Etliche Möbel mussten weggeworfen werden. Nun läuft gerade der Kampf gegen die Feuchtigkeit: "Das ist wahnsinnig teuer", erzählt die Frau, "etwa 2500 Euro kosten die Leihgeräte. Dafür verwende ich das Geld der Kartei der Not."
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