Am Deutschen Theater Berlin spielte Trissenaar darin die Rolle der Kennedy-Witwe Jackie O. Regie führte Trissenaars Ehemann Hans Neuenfels, mit dem sie seit mehr als 40 Jahren verheiratet ist. Weit über 50 Inszenierungen erarbeitete das Paar gemeinsam. Elisabeth Trissenaar wird am Ostermontag 65 Jahre alt.
Ob auf der Theaterbühne, in Filmen von Rainer Werner Fassbinder oder Trissenaars jüngster, gerade angelaufener Kinoproduktion "So glücklich war ich noch nie" - die dunkelhaarige, schöne Österreicherin spielt nie die glatten, hübschen Püppchen, sondern immer Frauen mit Charakter, mit Ecken, Kanten und Neurosen. Sie könne "keine Heimchen" hat die seit langer Zeit in Berlin lebende Trissenaar einmal über ihr Selbstverständnis als Schauspielerin gesagt.
Fast alle großen, dramatischen Frauengestalten der Theaterliteratur gehören deshalb zu Trissenaars Repertoire: Ibsens "Nora" und die "Hedda Gabler", Kleists "Penthesilea" und Euripides' "Elektra", das Gretchen in Goethes "Faust", die Warja in Tschechows "Der Kirschgarten", Lessings "Emilia Galotti" und Strindbergs "Fräulein Julie". Trissenaar verkörpert mit einer fesselnden Mischung aus Zartheit und Stärke Frauen, die gegen die Dominanz der Männer aufbegehren, an klassischen Rollenbildern verzweifeln und an gesellschaftlichen Zwängen scheitern.
Schon ihr Filmdebüt erzählte von einer Frau zwischen Anpassung und Aufbegehren. In Fassbinders Fernsehfilm "Bolwieser" spielte Trissenaar 1976 die untreue Ehefrau eines Bahnhofsvorstehers. Auch in seinen Werken "In einem Jahr mit 13 Monden" (1978) und als Lina in Döblins "Berlin Alexanderplatz" (1980) war sie zu sehen.
Als Tochter einer Gesangsstudentin und eines holländischen Arztes wurde Trissenaar am 13. April 1944 in Wien geboren. Schon während ihrer Schauspieler-Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. 1966 kam ihr gemeinsamer Sohn Benedict auf die Welt - heute erfolgreicher Kameramann von Filmen wie "Anonyma - Eine Frau in Berlin" oder "Die Fälscher". Erste Theaterarbeiten führten Trissenaar und Neuenfels nach Krefeld und Heidelberg, wo sie mit Schauspielern wie Gottfried John und Ulrich Wildgruber arbeiteten. Trissenaar spielte danach in Bochum und bei Peter Palitzsch am Staatstheater Stuttgart.
Viele ihrer wichtigen Rollen erarbeitete sie sich bis Ende der 70er Jahre am Schauspiel Frankfurt - unterbrochen von Gastspielen am Wiener Burgtheater, am Schauspielhaus Zürich und am Schauspiel Köln. Dann zogen Trissenaar und Neuenfels nach Berlin. Von 1985 bis 1990 wirkte das Ehepaar dort an der Freien Volksbühne, Auftritte an anderen wichtigen deutschsprachigen Häusern folgten. Bei den Salzburger Festspielen war Trissenaar mehrfach die Buhlschaft im "Jedermann". Ab 2001 spielte sie mehrere Spielzeiten am Deutschen Theater Berlin.
Ihr subtiles Spiel überzeugt aber auch weiter auf der Kinoleinwand: Sie drehte mit Doris Dörrie ("Keiner liebt mich"), Robert van Ackeren ("Das andere Lächeln"), Agnieszka Holland ("Bittere Ernte") und Rainer Kaufmann ("Kalt ist der Abendhauch"). Zuletzt spielte Trissenaar in Michael "Bully" Herbigs "Die Geschichte vom Brandner Kasper. In ihrem jüngsten Kinofilm ist sie zurzeit als Bordellbesitzerin Fritzi in Alexander Adolphs Hochstapler- Tragikomödie "So glücklich war ich noch nie" an der Seite von Devid Striesow und Nadja Uhl zu sehen. Im Sommer steht Trissenaar wieder im Salzburger "Jedermann" auf der Bühne.