Durch goldene Sommerfelder rauscht Erik (Jürgen Vogel) mit dem Motorrad hinein in sein neues Patchwork-Familien-Dasein. Eine eigene Werkstatt am Rande der Bundesstraße, ein Heim mit unverbautem Blick, eine hinreißende Freundin mit entzückender Tochter – das Leben läuft in glücklichen und geordneten Bahnen.
Moritz Bleibtreu als geheimnisvolle Gestalt
Bis Erik eines Abends im Feld eine Gestalt wahrnimmt, die sein Haus beobachtet. Der Mann mit dem Parka taucht immer wieder unvermittelt auf und scheint mehr über Erik zu wissen als er selbst. Henry (Moritz Bleibtreu) bringt die Schatten der Vergangenheit zurück, die der Großstädter im Provinzexil hinter sich lassen wollte.
Als Mystery-Thriller hat Maximilian Erlenwein („Schwerkraft“) seinen zweiten Spielfilm „Stereo“ angelegt und versucht damit amerikanische Genretraditionen auf deutschem Kinoacker anzupflanzen. Stilistisch ist dieser Feldversuch durchaus gelungen.
Fließende Übergänge zwischen tatsächlichen, eingebildeten und erinnerten Ereignissen
Erlenwein arbeitet mit starken Kontrasten zwischen sommerlicher Landidylle und düstrer Subkultur, die schon bald in der Provinz Einzug hält. Dabei bleiben die Grenzen zwischen tatsächlichen, eingebildeten und erinnerten Ereignissen fließend. Kameramann Ngo The Chau überzeugt durch seine prägnanten und stilsicheren Bildkompositionen.
Probleme im Aufbau des Drehbuchs
Das Problem des Films ist nicht der hohe formale Anspruch, sondern das Drehbuch, das seine Geheimnisse viel zu früh preisgibt und weitaus weniger mysteriöses Karma aufbaut, als es eigentlich möchte. Da bleibt am Schluss nur die Flucht nach vorn in den bewussten Stilbruch hin zum drastischen Finalmassaker.
Dabei genießen Moritz Bleibtreu und Jürgen Vogel sichtlich das schauspielerische Kräftemessen in diesem mit maskuliner Energie aufgeladenen Thriller, der ein wenig mit „Fight Club“ flirtet, aber wegen des fehlenden Subtexts dem Vergleich mit US-Genrevorbildern nicht standhalten kann.