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Karoline Herfurth über "Berlin 36"

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Karoline Herfurth über "Berlin 36"

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    Karoline Herfurth über «Berlin 36»
    Karoline Herfurth über «Berlin 36» Foto: DPA

    Erstmals erzählt ein Spielfilm die Lebensgeschichte der aus Schwaben stammenden und heute in New York lebenden Sportlerin. Bergmann war die erfolgreichste deutsche Hochspringerin ihrer Zeit. Doch die Nationalsozialisten verhinderten auf hinterhältige Weise, dass die Jüdin bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin für ihr Land an den Start gehen konnte. "Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben wahnsinnig geschämt, Deutsche zu sein", sagte Herfurth, die die heute 95-jährige

    Sie haben Gretel Bergmann, die heute Bergmann-Lambert heißt, persönlich getroffen - allerdings erst nach Abschluss der Dreharbeiten?

    Herfurth: "Vor dem Film hatte ich Bildmaterial von Gretel Bergmann. Es gab zwei Fotos, die für mich ganz wichtig waren. Sie beschrieben die zwei Welten, in denen sie damals lebte. Es gibt einmal ein Foto, auf dem sie lächelt. Da sieht man sie als moderne, wunderschöne Frau, die Sex-Appeal hat und selbstbewusst und lebenslustig ist. Das andere Bild zeigt sie in ihrer typischen Haltung, wie sie in einem Trainingskampf dasteht. Da hat sie einen ganz starken, kämpferischen, verschlossenen und sehr stolzen Blick."

    Wie war die Begegnung mit Gretel Bergmann?

    Herfurth: "Es war ein historischer Moment für mich. Es war ein ganz besonderes, außergewöhnliches Erlebnis. Da prasselten so viele Gefühle auf mich ein, ich musste mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht weine. Ich habe mich geschämt, dass ich mir ihre Geschichte so angeeignet habe. Und: Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben wahnsinnig geschämt, Deutsche zu sein. Ich hatte das Gefühl, ich komme aus diesem Land, dessen Sprache sie sich weigert zu sprechen, das ihr Leben zerstört hat, die Familie ihres Mannes umgebracht hat und ihr so ein Schicksal beschert hat. Ich wollte mich die ganze Zeit nur entschuldigen."

    Wie hat Gretel Bergmann der Film gefallen?

    Herfurth: "Sie war sehr berührt und aufgewühlt. Sie ist sehr glücklich mit der Darstellung. Ich wurde von ihr so herzlich aufgenommen, sie war unglaublich warm."

    Stimmt es, dass sie eine Armbanduhr mit der deutschen Zeit trägt?

    Herfurth: "Ja."

    Haben Sie mit ihr darüber gesprochen?

    Herfurth: "Nein."

    Wie fühlt es sich an, einen realen Menschen zu spielen?

    Herfurth: "Eigentlich müssen alle Figuren glaubhaft sein, die man spielt. Wenn ich aber eine historische Figur spiele, die noch lebt, dann habe ich noch einmal auf eine ganz andere Weise den Anspruch, die Wahrheit über sie zu erzählen. Ich darf nicht lügen und verfälschen. Ich habe das Gefühl, dass ich der Welt hier eine sehr wichtige Geschichte erzähle. Und da muss ich der Welt auch von der wahren Gretel Bergmann erzählen. Deshalb ist es für mich in der Vorbereitung die größte Aufgabe, so gut wie möglich diesen Menschen zu begreifen."

    Wie hart war das sportliche Training? Am Ende haben Sie immerhin 1,30 Meter übersprungen, nur 30 Zentimeter weniger als Bergmanns deutscher Rekord aus dem Jahr 1936.

    Herfurth: "Ich habe mit Klaus Beer trainiert, der bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-City Silber im Weitsprung gewonnen hat. Das hat schon etwas mit Mut zu tun, wenn da so eine Stange bei 1,30 Meter liegt und du sollst da jetzt drüberspringen. Es ist echt eine Überwindung, obwohl es nicht wehtut, wenn man die Stange runterreißt. Da packt einen wirklich der Ehrgeiz. Du willst jeden Zentimeter besiegen, denn am Ende geht es wirklich um Zentimeter. Aber wenn es dir gelingt, deinen Körper im richtigen Moment richtig zu drehen, dann verlierst du die Schwerkraft und das ist ein ganz tolles Gefühl."

    Wenn Sie erzählen, dass Sie plötzlich der Ehrgeiz gepackt hat, dann können Sie sicher gut nachvollziehen, dass Gretel Bergmann unbedingt an den Olympischen Spielen teilnehmen wollte - zumal sie die Favoritin für Gold war...

    Herfurth: "Ja, selbstverständlich. Für eine Frau, deren Leidenschaft und Leben der Sport ist, platzt da ein Lebenstraum."

    (Internet: www.berlin36.x-verleih.de)

    Interview: Elke Vogel, dpa

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