Die 42-Jährige arbeitete 13 Jahre lang als Werbetexterin, bevor sie sich auf das Schreiben als Schriftstellerin konzentrierte. Mit Lola erfand sie ein Mädchen, das eine Vorliebe für Mulla-Hulla-Kaugummis und eine Frosch-Phobie hat. Abedi selbst ist iranischer Abstammung, ihr Mann Eduardo ein Brasilianer - wie ihre beiden Kinder lebt Lola in einer Multikulti-Familie. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa sprach Abedi über die "Hier kommt Lola!"-Verfilmung vor deren Deutschlandpremiere am Sonntag.
Den fertigen "Lola"-Film haben Sie selbst erst kurz vor der Deutschlandpremiere gesehen. Was ging Ihnen durch den Kopf, als plötzlich die Figuren Ihrer Bücher auf der Leinwand lebendig wurden?
Abedi: "Ich war sofort ganz gefangen und verzaubert. Daran, dass er mir so sehr ans Herz gegangen ist, habe ich gemerkt, die Regisseurin hat ihr Ziel erreicht: Ein Film muss den Geist der Geschichte einfangen können. Das ist ihr hervorragend gelungen! Sofort nach der Vorführung habe ich eine SMS an die Regisseurin geschickt, mich bedankt und sie beglückwünscht."
Wie groß war Ihr Einfluss auf die filmische Umsetzung? Waren Sie bei den Dreharbeiten dabei?
Abedi: "Ich war das, was man einen zufriedenen Zaungast bezeichnet. Vom Team hatte ich meinen Spitznamen als "Set-Junkie" weg, denn ich habe so oft ich konnte bei den Dreharbeiten zugeschaut. Für mich war es wichtig, die Schauspieler - also meine lebendig gewordenen Figuren - zu sehen und mich an sie zu gewöhnen. Als ich den fertigen Film gesehen habe, waren alle Figuren so, wie ich sie mir gewünscht und vorgestellt habe. Einzige kleine Ausnahme: Mein Buch-Papai war etwas älter und nicht ganz so hübsch wie der im Film."
Haben Sie die Darstellerin der Hauptfigur Lola selbst ausgesucht und warum fiel die Wahl auf Meira Durand?
Abedi: "Die anderen Mädchen, die in der engeren Auswahl waren, fand ich auch super, aber Meira hat am meisten dem Bild entsprochen, das ich von Lola habe. Sie hat der Figur sogar noch etwas dazugegeben, denn Lola war in meiner Fantasie fast noch ein bisschen burschikoser. Meira dagegen hat etwas sehr zartes. Wenn sie lächelt, dann scheint die Sonne, sie kann aber auch ganz still und in sich gekehrt sein. Außerdem hat sie die Lola-Power: dieses ganz sehnlichst sich auf eine Sache versteifen und dies dann mit aller Herzenskraft wollen. Meira hat das ganz wunderbar dargestellt. Und Flo passt perfekt zu ihr."
Lolas Vater ist - wie Ihr Mann Eduardo - Brasilianer. In der Geschichte schmiert jemand Hassparolen gegen die Familie an die Häuserwand. Haben Sie selbst Ausländerfeindlichkeit zu spüren bekommen?
Abedi: "In der Form, dass jemand so etwas an die Häuserwand schmiert, habe ich das selbst nicht erlebt, aber an anderen Beispielen. Etwa als eine junge deutsche Frau meinem Mann, einem Brasilianer, am 11. September 2001 unmittelbar nach den Terroranschlägen in Amerika auf der Straße vor die Füße gespuckt hat und ihn gewissermaßen mit den Terroristen in einen Topf geworfen hat. Ich selbst habe als Kind mit meinem ausländischen Namen - mein Vater stammt aus dem Iran - einige Sticheleien erlebt. Nicht in Form von Schmierereien an Häuserwänden, sondern viel subtiler, zum Beispiel wenn die Frau an der Supermarktkasse einen ganz anders anschaut als andere. Diese kleinen Dinge, die man nicht greifen und auf die man nicht reagieren kann, weil man ja auch immer überlegen muss, ob man sich das nicht nur eingebildet hat - das ist oft noch ein ganz anderer Schmerz."
Sechs Bände der "Lola"-Reihe sind bereits erschienen. Ihr jungen Leserinnen warten sehnsüchtig auf eine Fortsetzung - wird es sie geben?
Abedi: "Ich schreibe gerade am siebten Band. Viel verraten will ich noch nicht, nur soviel: Lola kommt in die fünfte Klasse. Außerdem wird sie große Schwester. An der neuen Schule ist sie also die Kleine und zu Hause die Große. Wahrscheinlich wird das Buch im Herbst herauskommen. Danach werde ich mich dann wieder einem Jugendroman widmen. Aber ich habe noch genügend Stoff für weitere "Lola"-Bände."
Interview: Dorit Koch, dpa