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"Hochzeitspolka": Christian Ulmen im "wilden Osten"

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"Hochzeitspolka": Christian Ulmen im "wilden Osten"

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    «Hochzeitspolka»: Christian Ulmen im «wilden Osten»
    «Hochzeitspolka»: Christian Ulmen im «wilden Osten» Foto: DPA

    "Adam Malysz, den Skispringer, Papst Johannes Paul II., Lech Walesa, den Gewerkschaftsführer, und die Witze von Harald Schmidt." Nicht mehr Wissen als Wurst, Wodka, Witze - ideal für Jessen, der die Deutschen in seiner Geschichte über Heimat, Identität und Freundschaft auf eine andere und ihnen nahezu unbekannte Nation treffen lassen wollte. "Ich wollte mit dem Film bewusst ein Terra incognita für mich betreten."

    Wie Jessen war auch sein Hauptdarsteller Christian Ulmen ("Herr Lehmann") nie zuvor in Polen. Nach seinen Italien-Erlebnissen in "Maria, ihm schmeckt's nicht" ist er nun wieder der Star einer Culture-Clash-Komödie - aber anders. Nicht nur, weil er nicht auf einer italienischen, sondern polnischen Hochzeit tanzt. Vielmehr weil Ulmen diesmal einen Deutschen mimt, der mit dem Neuland bereits bestens vertraut ist. Der bereits drei Jahre in Polen lebt, Bräuche und Sitten kennt und nun - widerwillig - damit beschäftigt ist, alte Freunde aus der alten Heimat damit vertraut zu machen. Komiker Ulmen weniger in der Tollpatsch- dennn in der Vermittler-Rolle.

    Ulmen ist Frieder Schulz, der als Sänger der Band Heide Hurricane mit seinen Kumpels einst in jedem Saal der norddeutschen Provinz für Stimmung sorgte. Doch dann bekommt er einen Job angeboten - wieder in der Provinz, aber in Polen und als Geschäftsführer. Sein Vater warnt ihn noch: "Im Grunde ist das ein wildes Land!" Frieder geht trotzdem und will mit seiner Vergangenheit bald nichts mehr zu tun haben. Denn als drei Jahre später der - inzwischen schon fast zum Spießer mutierte - ehemalige Rocker seine Hochzeit mit einer Einheimischen feiern will, sind die alten Freunde nicht eingeladen. Allerdings stehen genau diese dann plötzlich vor der Tür. Wie Freundschaften sich im Laufe der Zeit verändern, auch darum ging es Jessen.

    Der 41 Jahre alte Filmemacher ("Am Tag als Bobby Ewing starb", "Dorfpunks") schrieb ebenfalls mit am Drehbuch wie Autor Ingo Haeb und Co-Regisseur Przemyslaw Nowakowski. Nicht nur hinter der Kamera agierte ein deutsch-polnisches Team, auch davor: Fabian Hinrichs etwa führt die alte Frieder-Clique an, die Polin Katarzyna Maciag spielt die Braut. Der gebürtige Warschauer Nowakowski sieht in dem Streifen, den die Macher auch in den Kinos seiner Heimat auf die Leinwand bringen wollen, ein Experiment: "Normalerweise sind unsere Filme entweder sehr seriös, haben historische Themen oder sind sehr einfache Komödien. Dieser Film ist ein Zwischending, nicht sehr typisch für Polen."

    Sein Kollege Jessen setzt darauf, "dass Deutsche wie Polen Spaß am Spiel mit Klischees haben". Im Film werden alle nur denkbaren Vorurteile von beiden Seiten bedient, kommt es zu Missverständnissen und Peinlichkeiten - zwischen Polen und Deutschen, den Brautleuten und den Freunden. Das sorgt manchmal für lustige Szenen mit derbem Humor und gelungener Situationskomik, wird aber mit fortschreitender Dauer und Wiederholungen ermüdend und langweilig. Zwar gibt Ulmen wieder den hilflos stotternden Verunsicherten, kann aber längst nicht zu Hochform auflaufen. Dass er einst der "coolste Typ" von Heide gewesen sein soll, vermag man sich kaum vorzustellen.

    Am Ende der "hochprozentigen Komödie aus dem wilden Osten", in der viel Wodka fließt, die Deutschen ein Auto klauen und ein Indianer beide Nationen zusammenführt, bleibt wohl vor allem der "Eisgekühlte Bommerlunder" in Erinnerung: Campino und seine Toten Hosen haben ihren Partyhit dafür extra auf Polnisch aufgenommen: "Zamrozona Wyborowa".

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