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Testpflicht in Kitas in Bayern: Kritik an Testnachweispflicht

Corona-Pandemie

Warum es Kritik an der Testnachweispflicht in Kitas gibt

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    Seit dem 10. Januar gibt es eine Testnachweispflicht in der Kindertagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Die Eltern können die Tests zu Hause durchführen.
    Seit dem 10. Januar gibt es eine Testnachweispflicht in der Kindertagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Die Eltern können die Tests zu Hause durchführen. Foto: Friso Gentsc, dpa

    An drei Tagen in der Woche gibt es jetzt in vielen Familien eine neue Morgenroutine. Da werden nicht mehr nur die Zähne geputzt und Pausenbrote geschmiert – da wird nun auch ein Corona-Test gemacht. Monika Hoppmann, Mutter von zwei Kindern, sieht das ganz entspannt: „Bei uns gibt es keine Probleme beim Testen. Ich finde, es liegt auch viel daran, wie die Eltern es den Kindern rüber bringen“, sagt sie. „Wir haben uns in der Früh im Bad getestet und ich hatte ein besseres Gefühl, mein Kind in den Kindergarten zu schicken und ich selber bin auch beruhigter in die Arbeit gegangen“, fährt die Mutter aus Neukirchen bei Thierhaupten im Landkreis Augsburg fort. Sie nehme das Testen gerne in Kauf. „Ich bin froh, wenn Kita und Schule weiterhin geöffnet bleiben.“

    Dass Monika Hoppmann nun regelmäßig ihr Kind testet, liegt an einer neuer bayerischen Regelung: Seit Montag gilt in den Kitas eine Testnachweispflicht. Die Eltern müssen dreimal in der Woche – montags, mittwochs und freitags – glaubhaft versichern, dass sie ihre Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr mit negativem Ergebnis zu Hause getestet haben. Die Einrichtungen können selbst entscheiden, ob die Eltern als Nachweis des Tests die Testkassette mit der negativen Ergebnisanzeige oder aber ein jedes Mal mit dem aktuellen Datum neu unterschriebenes Formular mitbringen müssen. In Kindertageseinrichtungen, in denen es PCR-Pool-Tests gibt, ist kein weiterer Nachweis erforderlich.

    Testpflicht in Kitas in Bayern: Elterninitiative fordert flächendeckende Pool-Tests

    Viele Eltern kommen wohl gut mit der neuen Regelung klar – doch an der Teststrategie gibt es auch harsche Kritik. Etwa von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern: „Eine unglücklichere Variante konnte sich die bayerische Staatsregierung wohl kaum ausdenken“, sagt etwa der stellvertretende Landesvorsitzende Gerd Schnellinger. Zum einen seien die Fehlerquoten von Antigentests bei der Omikron-Variante sehr hoch. „Auch die komplizierte Beschaffung des kostenlosen Testmaterials auf Berechtigungsscheine in den Apotheken stellt für Eltern oft eine Barriere dar, welche absolut überflüssig ist“, fährt Schnellinger fort. Die GEW Bayern fordert stattdessen ein flächendeckendes Pool-Test-System. „Diese PCR-Tests in Form von Lolli- oder Spucktests, welche in Laboren analysiert werden, sind wesentlich aussagekräftiger und in den Kitas umsetzbar.“

    Carolina Trautner verteidigt das neue Testkonzept.
    Carolina Trautner verteidigt das neue Testkonzept. Foto: Matthias Balk, dpa

    Auch immer mehr Eltern stören sich an der uneinheitlichen bayerischen Lösung. Per Online-Petition und offenem Brief an die Staatsregierung fordert etwa eine Elterninitiative flächendeckende PCR-Tests in den bayerischen Kindertagesstätten. Die nun geltende Testnachweispflicht, bei der Eltern ihre Kita-Kinder zu Hause selbst testen und dies etwa durch eine Unterschrift versichern müssen, sei nicht ausreichend, kritisieren die Initiatoren.

    Bayerns Familienministerin verteidigt das Test-Konzept

    So sieht das auch eine Mutter aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, die lieber anonym bleiben möchte. „Ich halte von der neuen Testnachweispflicht gar nichts. Denn ich habe von Eltern gehört, die sagen, dass sie den Zettel einfach unterschreiben, ohne ihr Kind vorher zu testen“, sagt sie. „Mich macht das so wütend. Ich habe einen herzkranken Sohn und ich möchte, dass er weiterhin sicher in die Kita gehen kann.“ Auch aus ihrer Sicht müsste es flächendeckende Pool-Tests geben, bei denen die Kinder in der Kita getestet werden. „Und wer das nicht möchte, der muss eben eine Bestätigung einer zertifizierten Teststelle mitbringen.“

    Bayerns Familienministerin Carolina Trautner (CSU) verteidigt das Konzept gegen die scharfe Kritik: „Wir haben mit der nun geltenden Regelung eine unbürokratische und praktikable Lösung geschaffen“, sagt sie gegenüber unserer Redaktion. „Zum einen zielt sie darauf ab, dass die Tests auch tatsächlich durchgeführt werden, zum anderen nimmt der Dokumentationsaufwand für die Kitas nicht überhand.“ Zwischen Eltern und Einrichtung bestehe eine auf Vertrauen basierende Erziehungspartnerschaft, sagt Trautner. „Ich gehe davon aus, dass die Eltern grundsätzlich verantwortungsbewusst im Interesse ihrer Kinder und der Beschäftigten handeln und so zum größtmöglichen Schutz und einer verlässlichen Betreuung in den Kitas beitragen.“ Sie sei überzeugt, dass die absolute Mehrheit der Eltern sich gewissenhaft an die Testnachweispflicht halten werde. Sie habe mit mehreren Kitaleitungen telefoniert, die ihr das als Bilanz des ersten Tages bestätigt hätten.

    Hohe Auslastung der bayerischen Labore durch PCR-Pooltests

    Eine zentrale Organisation von PCR-Pooltests, wie es sie an den Grundschulen gibt, sei aufgrund der ausgereizten Laborkapazitäten und der komplexen Logistik aktuell nicht umsetzbar, ergänzt eine Sprecherin des bayerischen Familienministeriums. Wegen der hohen Auslastung der Labore könne derzeit eine Auswertung der PCR-Pools aus den Kinderbetreuungseinrichtungen noch am selben Tag nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden. „Durch die Zeitverzögerung werden die Vorteile der PCR-Pool-Testung – die höhere Sensitivität und Spezifität – gegenüber den Antigen-Schnelltests wieder relativiert und kommen nicht zum Tragen“, fährt die Sprecherin fort.

    In der Katholischen Kindertagesstätte Christkönig in Augsburg gibt es die PCR–Pool-Tests, die sich viele Eltern flächendeckend wünschen, bereits seit der Woche vor Weihnachten. „Es war vom ersten Tag an eine positive Erfahrung. Für die Kinder ist das überhaupt kein Thema, die sehen das als eine Art Ritual“, sagt Eva Stempfle, die als Erzieherin in der Einrichtung arbeitet. „Wir sind sehr dankbar. Bei den PCR-Pool-Tests spielt der Sicherheitsaspekt eine große Rolle, für die Kinder, aber auch für das Personal.“ Von den Eltern habe man bisher fast nur positive Rückmeldungen bekommen. Bis auf eine Familie würden alle an den Pool-Tests in ihrer Gruppe teilnehmen – die Eltern, die das nicht möchten, müssen nun seit Montag drei Mal pro Woche einen anderen Testnachweis erbringen.

    Maria Magdalena Hellfritsch, die Geschäftsführerin des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern, ist mit diesen von zu Hause mitgebrachten Nachweisen nicht glücklich. „Die Eltern bringen die Testkassette mit in die Kita. Aber jeder weiß doch, dass das Ergebnis nach spätestens 30 Minuten nicht mehr aussagekräftig ist.“ Kitas bräuchten eine Teststrategie, die objektive Sicherheit für Eltern, Kinder und pädagogisches Personal gewährleiste, sagt Hellfritsch. Flächendeckende Pool-Tests seien hier das geeignete Mittel. „Derzeit ist das leider nur ein Sammelsurium an Möglichkeiten. Wir wünschen uns klare Vorgaben vom Freistaat.“

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