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Familie: Wie die Stadt Augsburg kinderfreundlicher werden möchte

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Wie die Stadt Augsburg kinderfreundlicher werden möchte

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    Die Stadt Augsburg möchte mit einem sogenannten Spielleitplan herausfinden, ob es in der Stadt ausreichend Orte für Kinder und Jugendliche gibt. Unser Bild zeigt den Spielplatz im Roten-Tor-Park.
    Die Stadt Augsburg möchte mit einem sogenannten Spielleitplan herausfinden, ob es in der Stadt ausreichend Orte für Kinder und Jugendliche gibt. Unser Bild zeigt den Spielplatz im Roten-Tor-Park. Foto: Michael Hochgemuth

    Eigentlich ist das Plakat deutlich zu erkennen. In Gelb und Rosa, Rot und Grün hängt es am Eingang eines Dönerimbisses in der Jakobervorstadt. Es fordert Kinder und Jugendliche auf, an einer Online-Befragung der Stadt Augsburg teilzunehmen. So will die Stadt herausfinden, was sie brauchen und welche Angebote sie nutzen. Eine von mehreren Maßnahmen, mit denen das Jugendamt

    Die Bezirkshauptstadt der Oberpfalz ist ein Leuchtturm in Sachen Kinderfreundlichkeit, so sieht es Dominik Bär. Er ist Geschäftsführer des Vereins Kinderfreundliche Kommunen, der vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk unterstützt wird. Der Verein begleitet Orte, wenn sie Verkehrswege sicher und Spielplätze schön gestalten wollen. Oder dafür sorgen möchten, dass die Anliegen der Jüngsten Gehör bei der Politik und in der Verwaltung finden. Bär sagt auch: "Es gibt Orte, die nicht in unserem Programm sind, sich aber trotzdem für Kinder einsetzen." Und nach Angaben von Jugendamtsleiter Joachim Herz möchte Augsburg eine dieser Städte sein. Aber zurück zu den Oberpfälzern: Was machen denn die Regensburger?

    Kinder und Jugendliche sollten selbst an der Stadtpolitik beteiligt werden

    Die Stadt habe schon Ende der 80er-Jahren angefangen, Kinder und Jugendliche in die Stadtplanung und die Politik einzubinden, erzählt Annerose Raith. Sie leitet das Amt für Kommunale Jugendarbeit. Deshalb gibt es in Regensburg zum Beispiel einen Beirat, in dem Kinder sitzen, und einen mit Jugendlichen. Alles, was in diesen Gremien vorgeschlagen wird, muss von der Stadtverwaltung bearbeitet und beantwortet werden. "Gerade haben sich unsere Jugendlichen zum Beispiel eine Surfwelle gewünscht – wie in München", erzählt Raith. "Die Stadt kann jetzt nicht einfach sagen: Das geht nicht. Das muss geprüft werden und dann begründet werden, warum es geht oder warum nicht."

    Diese Antwortpflicht sei wichtig, sagt Stephanie Haury. Sie arbeitet beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und hat sich damit beschäftigt, wie Städte auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingehen können. "Beteiligung ist wichtig", sagt sie. "Aber es darf keine Alibi-Beteiligung werden." Was sie damit meint? Eine Befragung von jüngeren Menschen zum reinen Selbstzweck führe zu nichts. Die Ergebnisse müssten ernst genommen und verwertet werden.

    Augsburg plant für die Stadt ein Konzept zur Beteiligung von Jugendlichen

    In Augsburg ist etwas Ähnliches geplant. "Aber wir haben uns gegen Beiräte entschieden", sagt Jugendamtsleiter Herz. Stattdessen will die Stadt fünf Gremien auf Stadtteilebene gründen, in denen Jugendliche Dinge diskutieren sollen, die ihnen an ihrem Wohnort auffallen. Sind diese Dinge für die gesamte Stadt relevant, sollen sie in einem stadtübergreifenden Forum besprochen werden. Dieses Forum hat Anschluss an den Jugendhilfe-Ausschuss des Stadtrats. So sollen Probleme und Ideen von Jugendlichen schnell thematisiert und gelöst werden. Anfang des Jahres stellte das Jugendamt dieses Konzept vor. Nun muss es noch in den Haushalt aufgenommen werden. Klappt das, soll im Laufe von vier Jahren eine Struktur in der Stadtverwaltung aufgebaut werden, die Jugendliche einbindet.

    Neben den Gremien, die sich an den Stadtteilen orientieren, soll jede Fraktion im Stadtrat ein Mitglied bestimmen, das sich um die Anliegen von Jugendlichen kümmert. Auch im Jugendamt soll eine Stelle aufgebaut werden, die für die Beteiligung von Jugendlichen zuständig ist. Gelingt die Umsetzung, solle für Kinder ein ähnliches Konzept erarbeitet werden, sagt Herz.

    Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur kinder- und jugendfreundlichen Stadt, ist ein sogenannter Spielleitplan. Auch den gibt es in Regensburg schon.
    Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur kinder- und jugendfreundlichen Stadt, ist ein sogenannter Spielleitplan. Auch den gibt es in Regensburg schon. Foto: Katja Neitemeier (Symbolbild)

    Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur kinder- und jugendfreundlichen Stadt, ist ein sogenannter Spielleitplan. Auch den gibt es in Regensburg schon. Er wird von Fachleuten immer wieder genannt, wenn sie über kinderfreundliche Städte sprechen. In dem Plan werden etwa Fragen beantwortet, ob die Flächen für Kinder und Jugendliche auch wirklich dem Bedarf entsprechen, welche Flächen sie nutzen, welche Wege sie gehen oder was nicht benötigt wird. Beantwortet werden all diese Fragen von Kindern und Jugendlichen selbst. Es wird also nicht mehr jeder Spielplatz für sich betrachtet und geplant, sondern die ganze Stadt - oder zumindest ein ganzes Stadtviertel. So entsteht ein Überblick über alle Wege, Spielflächen und anderen Arealen, die Kinder und Jugendliche nutzen. Und im besten Fall ein Konzept, wie die Stadt umgestaltet werden muss, um für Kinder und Jugendliche sicher und interessant zu sein.

    Eine kinderfreundliche Stadt nutzt allen Altersgruppen - vor allem Senioren

    Schon vor zwei Jahren wollte das für Spielplätze in Augsburg zuständige Amt für Grünordnung eine Spielleitplanung für die Stadt erstellen lassen. Doch damals wurden im Haushalt die Mittel nicht bewilligt. Bei den kommenden Beratungen steht der Plan wieder auf der Wunschliste. 100.000 Euro wären dafür nötig. Und zumindest gibt es nun Signale aus verschiedenen Fraktionen, dass die Leitplanung dieses Mal finanziert werden könnte.

    Stellt sich noch die Frage: wozu das Ganze? Die Antwort kommt sowohl bei Annerose Raith aus Regensburg als auch bei Dominik Bär und der Forscherin Stephanie Haury, ohne dass sie nachdenken müssten: Eine Stadt in der sich Kinder wohlfühlen, ist eine Stadt, in der sich alle Bevölkerungsgruppen wohlerfühlen. Am stärksten würden Senioren profitieren, sagt Bär. "Man weiß aus Studien, dass Kinder und ältere Menschen ähnliche Probleme haben", sagt er. Ein Beispiel sei der Verkehr. Wird eine Ampel zu schnell rot, ist eine Straßenkreuzung nicht einsehbar, oder macht eine Baustelle es unmöglich, den Gehweg zu benutzen, wird es für Kinder gefährlicher, sich zu Fuß in der Stadt zu bewegen - aber auch für ältere Menschen. Denkt die Stadtplanung die Bedürfnisse von Kindern mit, haben es alle leichter.

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