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Valentinstag: "Was für ein krasser Playboy" – Kennenlerngeschichten aus der Region

Valentinstag

"Was für ein krasser Playboy" – Kennenlerngeschichten aus der Region

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    Für viele ist die große Liebe schicksalhaft. Menschen aus der Region berichten über ihr Kennenlernen.
    Für viele ist die große Liebe schicksalhaft. Menschen aus der Region berichten über ihr Kennenlernen. Foto: Francisco Seco, dpa (Symbolbild)

    "Mit ihm will ich zusammen sein!" Oder: "Sie ist die Richtige für mich!" Manchmal schlüpft der Gedanke, dass es bei dem Kontakt zum Gegenüber um mehr als Freundschaft, Bestätigung oder einen Flirt geht, sofort in den Kopf. Häufig dauert es auch erst einmal, bis Gefühle anklopfen. In den vergangenen Jahren hat sich die Art des Kennenlernens teilweise drastisch verändert. Lernten sich Paare vor 30 Jahren noch auf der Silvesterparty gemeinsamer Bekannter kennen, heißt es heute häufig: "Match me if you can". Onlinedating hat rasant an Fahrt aufgenommen. Seit elf Jahren gibt es Deutschlands meistgenutze Dating-App Tinder. Wir haben mit drei Menschen aus der Region gesprochen. Zwei von ihnen haben ihr Gegenstück online kennengelernt. Die dritte Interviewpartnerin war so mutig, auf eine Kontaktanzeige in der Zeitung zu antworten – vor 30 Jahren. 

    Andrea, 60, aus Gersthofen: "Ich habe ihm geschrieben: 'Allein gibt es mich nicht, nur zu zweit!'"

    Ich habe meinen Mann Siegfried vor 30 Jahren über eine Kontaktanzeige in der Augsburger Allgemeinen kennengelernt. Ich glaube, ich war gerade eine Woche geschieden, als ich seine Anzeige entdeckt habe (lacht). Ich habe aus Langeweile die Kontaktanzeigen gelesen. Damals füllten sie wirklich ein, zwei Seiten. Heute ist das ja ganz anders. Ich war nicht ernsthaft auf der Suche nach einer neuen Beziehung, bin dann aber über seine Anzeige gestolpert. Die habe ich dann einfach mal angekreuzt. Das war eine Anzeige in der Wochenendzeitung vom 2. Oktober 1993. Moment, ich habe sie rausgesucht: 

    "Zärtlicher Kuschelbär, 32 Jahre, 1,83, 72 Kilo, sitzt allein in seiner Höhle und wartet auf eine liebe Bärin, zwecks tierischer Zukunft. Bärenkind kein Hindernis."

    Die hat bei mir so eingeschlagen und hat mir einfach gefallen. Ich habe die Zeitung dann erst mal zur Seite gelegt und am nächsten Tag – das war mein Geburtstag – habe ich mir gedacht: "Das machst du jetzt einfach!" Ich habe ihm dann geschrieben, habe aber nur eine Telefonnummer angegeben. Keine Adresse, kein Foto, nichts. Ich war auch vorsichtig, weil ich einen kleinen Sohn aus erster Ehe hatte. Ich habe direkt geschrieben: "Allein gibt es mich nicht – nur zu zweit". Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf. 

    Wir haben drei Stunden telefoniert und uns für einen anderen Tag zum Spazierengehen verabredet. Da hatte er tatsächlich einen Teddybären für meinen Sohn, der mitgekommen war, dabei. Der Teddy sitzt heute noch hier. Mein Sohn war auch direkt begeistert. Das hat von Anfang an gut harmoniert, mein Mann ist ein sehr offener Typ. 

    Eine Woche später haben wir uns wieder getroffen und immer mehr Gemeinsamkeiten festgestellt. Zum Beispiel, dass unsere Eltern am selben Tag geheiratet haben. Diese Beziehung ist schon sehr schicksalhaft. Er hat damals in einer Firma gearbeitet, die sich direkt neben dem Haus einer meiner Freundinnen befand. Wir hätten uns also eigentlich schon viel früher mal sehen müssen. 

    Es war ein langsames Kennenlernen, auch weil ich wegen meines Sohnes nicht so viel Zeit hatte. Trotzdem hat es sehr gekribbelt. Ich denke, gerade dann, wenn man eine dauerhafte Beziehung möchte, ist ein etwas langsameres und bewussteres Kennenlernen schon wichtig. 

    Je besser wir uns kannten, desto mehr Schnittstellen haben wir entdeckt, auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Irgendwann dachte ich: "So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben!" Wir sind dann ein Paar geworden. Zwei Jahre später haben wir geheiratet und eine Tochter bekommen. Es ist schon Wahnsinn, was wir bisher alles zusammen erlebt und geschafft haben. Vor diesem Gespräch habe ich meinen Mann angerufen und habe gesagt: "Du, ich hab wieder was angestellt." Dann haben wir beide erst mal sehr gelacht.

    Tobias Hofmann, 25, aus Kühbach: "Tinder hat mir die Beziehung ermöglicht, die ich mir gewünscht habe"

    Florian und Amairani haben sich während Corona über Tinder kennengelernt. Vor vier Wochen haben sie geheiratet.
    Florian und Amairani haben sich während Corona über Tinder kennengelernt. Vor vier Wochen haben sie geheiratet. Foto: Jessica Reiner

    Meine jetzige Frau Amairani und ich haben uns im November vor drei Jahren über Tinder kennengelernt. Vor vier Wochen haben wir geheiratet. Sie ist Mexikanerin und ihre Familie ist für die Hochzeit nach Deutschland gekommen. Das war toll und der Tag war wirklich sehr schön. 

    Für mich war das Kennenlernen über Tinder gut, weil ich nie so stark darin war, Frauen anzusprechen. Im Club, auf Partys – das ist mir immer schwergefallen. Aber es wird von Männern oft einfach erwartet. Wir haben uns während Corona kennengelernt. Da war es dann völlig legitim, Tinder zu nutzen. Ich hatte den Eindruck, dass es davor eher ein bisschen komisch war. Als es so normal wurde, habe ich mir die App auch aufs Handy geladen. 

    Bevor ich Amairani kennengelernt habe, hatte ich ein Date mit einer anderen Frau. Aber unsere Meinungen zu verschiedenen Themen waren so gegensätzlich. Wir waren überhaupt nicht auf einer Wellenlänge. Mit Amairani war das anders. Da hat es vom Gefühl her direkt gepasst.

    Ich schreibe normalerweise nicht so gern so viel, deswegen fand ich es gut, dass wir uns recht schnell getroffen haben. Damals hatte das Fitnessstudio, in dem ich gearbeitet habe, geschlossen. Sie hat auch nur in Teilzeit arbeiten können. So konnten wir uns jeden Tag sehen, viel Zeit miteinander verbringen und waren nach zwei Wochen schon zusammen. Ich weiß, dass es mit Dating-Apps oft anders läuft als bei uns, dass viele oft enttäuscht werden, aber für mich ist es optimal gelaufen. Tinder hat mir die Beziehung ermöglicht, die ich mir gewünscht habe. 

    Amairani ist bei uns diejenige, die alles anschiebt, die uns voranbringt. Sie motiviert mich auch zu vielem, wozu ich von mir aus wahrscheinlich zu träge wäre. Ich habe mich durch sie in der Hinsicht auch ein wenig verändert. Und das finde ich sehr schön. Auf unserer Hochzeit habe ich ihr das auch gesagt. Ich weiß auch, dass ich mich immer auf sie verlassen kann. Würde ich morgen meine Arbeit verlieren und kein Geld mehr verdienen können, sie wäre da und würde mich unterstützen. 

    Angelina Hack, 30, aus Augsburg: "Zuerst dachte ich: 'Was ist denn das für ein krasser Playboy?'"

    Angelina und Joshua sind seit mehr als fünf Jahren ein Paar. Sie haben sich über eine Dating-App kennengelernt.
    Angelina und Joshua sind seit mehr als fünf Jahren ein Paar. Sie haben sich über eine Dating-App kennengelernt. Foto: Angelina Hack

    Joshua und ich sind jetzt seit mehr als fünf Jahren ein Paar. Seit etwa zwei Jahren wohnen wir zusammen. Wir haben uns über die Dating-App Lovoo kennengelernt. Ich war zu dem Zeitpunkt seit einem Jahr Single. Als ich sein Foto in der App gesehen habe, dachte ich zuerst: "Was ist denn das für ein krasser Playboy?" Er hatte ein oberkörperfreies Foto von sich drin. Es zeigt ihn in einer schönen Landschaft, nur ein Handtuch um seinen Unterkörper gewickelt. Als wir dann ein paar Monate später in einer Beziehung waren, habe ich ihm gesagt, wie peinlich ich das Foto damals fand (lacht). 

    Hätte er mir nicht einen supertollen Text geschrieben, dann hätten wir uns wahrscheinlich nie getroffen. Auch nicht, wenn er nur "Hey" oder sowas geschrieben hätte. Aber er hat sich richtig für mich interessiert, ist auf die Dinge eingegangen, die ich in mein Profil geschrieben hatte, er hat viel nachgefragt. Auch von sich hat er viel erzählt, war sehr offen. Das war mir total sympathisch. Wir haben bestimmt zwei Monate nur geschrieben, bevor wir uns getroffen haben. Es gab so vieles, worüber wir uns austauschen konnten. 

    Eine Dating-App nimmt einem schon viel ab. Ich bin jetzt nicht unbedingt eine Partygängerin. Und ich habe mich auch nie getraut, Männer anzusprechen, die mir gefallen. Außerdem: Als Frau wird man in Clubs ja sehr häufig angebaggert und immer wieder auch belästigt. Es ist einfach viel angenehmer, sich das zu sparen. 

    Das Lustige ist, dass wir in der gleichen Straße nur ein paar Häuser voneinander entfernt gewohnt haben. In der App wird ja immer angezeigt, wie weit sich die Person von einem entfernt befindet. Da stand dann meist "300 Meter". Und ich habe mich gefragt: "Ist das ein Stalker?"

    Ich habe vor ihm schon sehr seltsame Erfahrungen mit Männern gemacht, die ich über Dating-Apps kennengelernt hatte. Da war auch die Angst, enttäuscht zu werden. Denn in der Vergangenheit gab es da wirklich ein paar Granaten. Einer hat zum Beispiel eine andere Frau und mich gleichzeitig zu einem Date eingeladen. Um Zeit zu sparen oder was weiß ich. Das war so schräg. Ich hab gedacht, ich seh nicht recht, als da noch die andere saß (lacht). 

    Häufig habe ich meiner damaligen Mitbewohnerin bei Verabredungen übers Handy den aktuellen Standort geschickt. Einfach aus Sicherheit. Man weiß ja nie, wen man so trifft. Ich hätte mich mit einem Mann auch nie direkt bei mir oder ihm zu Hause verabredet. 

    Als ich Joshua zum ersten Mal getroffen habe, dachte ich, wir gehen nur spazieren, weil wir eine Tankstelle als Treffpunkt ausgemacht hatten. Er hat mich dann aber in ein Restaurant eingeladen. Nur hatte ich davor schon gegessen. Um keinen schlechten Eindruck zu machen, habe ich das Essen dann fast schon runtergedrückt. Nach unserem ersten Date war eigentlich schon klar: Daraus könnte mehr werden. Es hat aber bestimmt noch 15 weitere Treffen gebraucht, bis wir dann zusammengekommen sind. Aber das war gut so.

    Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist erstmals im September 2023 erschienen. Anlässlich des Valentinstags empfehlen wir die Lektüre noch einmal.

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