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Wie wirkt sich das wechselhafte Wetter auf Ernte im Donau-Ries aus?

Landkreis Donau-Ries

So blicken die Bauern auf Wetter und Ernte im Donau-Ries-Kreis

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    Ein Getreidefeld bei Zusum. Die Ortschaft sowie auch die Felder und Äcker drumherum hat es heftig erwischt beim Hochwasser im Juni.
    Ein Getreidefeld bei Zusum. Die Ortschaft sowie auch die Felder und Äcker drumherum hat es heftig erwischt beim Hochwasser im Juni. Foto: Thomas Hilgendorf

    Der Bauernchef im Kreis Donau-Ries sitzt gerade im Auto und kann sich kaum sattsehen. Karlheinz Götz ist unterwegs im nördlichen Landkreis, passiert reihenweise Getreidefelder. „Es steht alles bombig da“, fasst der Obmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) die Ernteprognose hörbar erleichtert zusammen. Doch es gibt auch Gegenden, „die wie aus einer anderen Welt wirken zur Zeit“, wie er hinzufügt.

    Es ist Anfang Juli, maue 13 Grad zeigt das Thermometer. Das hebt die Laune bei Götz. „Das ist super, wirklich toll“, sagt er. Hauptsache keine Hitze. Die derzeit kühlen Temperaturen seien gar nicht positiv genug einzuschätzen aus Sicht der Landwirtschaft: „Das Getreide reift gut ab - nicht zu schnell und nicht zu langsam.“ Jede Woche Wasser, und das im Sommer. In den vergangenen Jahren hätten sich die Bauern solche Witterungsverhältnisse gewünscht. Das kühle Wetter, gepaart mit den aktuellen Niederschlägen, welche den Boden „nicht zu nass“ werden ließen, all das sei letztlich „positiv für alle Feldfrüchte“ in der Region, erklärt der BBV-Kreisobmann. Der regelmäßige Regen mache es allerdings erforderlich, bei den Kartoffeln genauer hinzuschauen - Stichwort: Fäule. Doch die könne meist recht unkompliziert mit Fungiziden bekämpft werden. Schlimmer wäre eine anhaltende Hitze, wie sie in den vergangenen Jahren aufgetreten war. Es gelte zudem der alte Spruch „Des einen Freud, des anderen Leid“: „Wenn zu lange Freibadwetter herrscht, dann machen wir Bauern uns Sorgen.“ Heuer scheint es laut Götz auf den meisten Feldern zu passen.

    Schäden von bis zu 250.000 Euro pro Bauernhof

    Doch es gibt einen riesigen Wermutstropfen in der Region, ein großes Aber. Es bestünden bei der Betrachtung der Felder und Äcker „Welten an Unterschieden“ im Kreis Donau-Ries. Die Situation gleiche schier einer Schwarzweiß-Zeichnung: Hier, auf etwa 90 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Donau-Ries-Kreis, seien die Aussichten mit Blick auf die Ernte hervorragend - da, in den vom Hochwasser Anfang Juni überfluteten Gebieten, herrsche nach wie vor blankes Entsetzen. Es sind die Gebiete in und um Auchsesheim, Zusum, Heißesheim, Genderkingen, Hamlar und teils auch in Mertingen, wo die Ernte weitgehend verloren scheint. Gut 57.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche gibt es nach Angaben des Bauernverbands im Kreis Donau-Ries; davon sind laut BBV gut 4000 Hektar vom Hochwasser betroffen, mindestens auf der Hälfte dieser Felder gebe es, so Götz, heuer „Totalausfälle“. Kartoffeln, die tagelang im Wasser standen, seien nicht mehr zu gebrauchen, vielerorts könne sich beim Getreide das Korn nicht mehr ausbilden. Die Bauern hätten Schäden durch Ernteausfälle, die zwischen 30.000 und 250.000 Euro lägen - pro Hof.

    Man könne angesichts dieser völlig unterschiedlichen Lagen im Landkreis nurmehr mit dem Kopf schütteln. Während das Getreide bei Zusum traurig darniederliegt oder bräunlich auf sumpfigem Boden steht, ist es einige Kilometer weiter nördlich bei Harburg oder noch weiter, in Fessenheim, in voller Pracht zu bestaunen. Wiederholt hat der BBV gemeinsam mit den betroffenen Landwirten in den vergangenen Wochen gefordert, dass der Staat - also die Solidargemeinschaft - die Ausfälle zu hundert Prozent entschädigen müsse. Alles andere wäre unsolidarisch, betont Karlheinz Götz: „Die Bauern lassen ihre Felder fluten - und das ist ja auch in Ordnung, weil damit die Städte und Gemeinden geschützt werden. Aber dann verlangt es allein die Fairness, dass die Bauern auch komplett dafür entschädigt werden.“ Dies müsse selbstverständlich sein, „die Bauern wollen nicht darum betteln müssen“.

    Lokal unterschiedliche Bedingungen im Donau-Ries-Kreis

    Insgesamt sei unterdessen eine große lokale Unterschiedlichkeit bei den Niederschlägen und in diesem Zusammenhang auch bei den Ernten zu beobachten, sagt Götz, der selbst Landwirt in Birkhausen ist. Heuer stünde das Ries bestens da, ebenso so mancher Acker rund um Rain, während der Bereich um Donauwörth und Tapfheim hart zu kämpfen habe. Vorige Woche erst habe ein von der Flut betroffener Bauer bei Rettingen wieder Mais ausgesät. Erneut habe es dann dort punktuell stark geregnet: 50 bis 60 Liter pro Quadratmeter in jener Woche. Der Mais sei nun wieder dahin. „Es ist wirklich total unterschiedlich. Es kommt darauf an, wo genau das Gewitter mit welcher Kraft herunterkommt.“

    Doch bezogen auf die Gesamtbilanz im Landkreis Donau-Ries zeigt sich der BBV-Obmann optimistisch. Die bewährten, robusten Früchte hätten momentan die besten Bedingungen, etwa Winterweizen, Wintergerste, Zuckerrüben, Mais. Diese Kulturen seien auf die hiesigen Bedingungen eingestellt. Auch das Grünland gedeihe dieser Tage bestens.

    Schwierige Prognosen bei der Obsternte

    Beim Obst erscheint eine generelle erste Bilanz schwierig. Wie Paul Buß, Leiter der Kreisfachberatung Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Donau-Ries, zuletzt berichtete, könne man der Apfelernte heuer positiv gestimmt entgegenblicken. Doch auch hier gebe es regionale Differenzen. Die hohe Feuchtigkeit der vergangenen Wochen lasse mancherorts das Krankheitsrisiko der Bäume steigen, es gebe zahlreiche Pilz- und Bakterieninfektionen, die Bäume befallen könnten. Momentan geht der Fachmann im Landkreis Donau-Ries aber von einem insgesamt guten Ertrag aus - wie gesagt, mit lokalen Unterschieden, je nach Standort und den dort speziellen Witterungsverhältnissen. Götz stimmt dem zu und erklärt darüber hinaus, dass auch bei den Birnen nach jetzigem Stand von einer guten Ernte auszugehen sei.

    Ein regionaler Sonderfall scheinen indessen die Kirschen zu sein. Vielerorts in der Region tragen die Bäumen so viele Früchte, dass die Gartenbesitzer sie körbeweise zum Mitnehmen vor die Gartentüren stellen. Das widerspricht allerdings dem bayerischen Trend heuer. Nach neuesten Angaben des Landesamts für Statistik in Fürth könnten die Kirschbauern dieses Jahr etwa 1,95 Millionen Kilo der dunkelroten Früchte ernten, was ein gutes Drittel weniger ist als in der Vorsaison. Götz spricht derweil von großen Erträgen im Donau-Ries-Kreis.

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