Rosetti-Festtage: Berührend, bezwingend und mit großartigen Interpreten
Den Auftakt zur diesjährigen Reihe machte das Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau in Wemding. Er geriet mit seinem Programm heroisch, lyrisch und weihevoll.
Rosettifesttage 2024 im Ries – das ist nach all den Hochwasserschrecken der vergangenen Tage eine Zeit, in der Kultur die Seele wieder aufrichten darf. Zum 24. Mal jährt sich heuer die großartige, von der Internationalen Rossetti-Gesellschaft begründete Konzertreihe. Mit Musik - natürlich - von Antonio Rosetti, der Ende des 18. Jahrhunderts Hofkapellmeister am Hof des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein war. Zu Lebzeien hoch geachtet, mit Wolfgang Amadeus Mozart gleichgestellt. Sein Requiem - für die 19-jährig im Kindbett verstorbene Fürstin Maria Theresia komponiert - wurde zur Leichenfeier Mozarts in Prag gespielt - dann vergessen.
Ein Orchesterkonzert wieder mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau unter Leitung des ausgewiesenen Kenners der Musik Rosettis, Johannes Moesus. Wie im vergangen Jahr war die schöne, akustisch perfekte Wemdinger Stadtpfarrkirche St. Emmeram sehr gut besuchter Konzertort. Moesus hatte sich diesmal Besonderes einfallen lassen: Ein Programm mit Werken im Wesentlichen in der Tonart Es-Dur, die Heroisches, Lyrisches, Naturnahes oder Weihevolles hören macht.
Rosettis Musik im ersten Teil des Konzertes war zauberhaft, lyrisch, galant, sicher nicht heroisch. Mit der melodienreichen Sinfonie Es-Dur Murray A 23 (Sätze Allegro moderato, Andante, Prestissimo) begann das Kammerorchester höchst beschwingt, mit einem Akkordschlag, munterer Durchführung. Ganz rosettimäßig mit kantablen Einwürfen der Hörner, augenzwinkernd leitmotivischer Jagdhornklang, fröhlicher Dialog mit den Streichern. Elegisch-verträumt das Andante, ein furios und begeisternd musizierter letzter Satz.
Hinreißendes Klarinettenspiel des Solisten Markus Schön
Mit der Altarie „Weine königliche Blume“ aus dem Oratorium „Der sterbende Jesus“, Murray G1, führte sich der Soloklarinettist der Bayerischen Staatsoper, Markus Schön, einfühlsam und, besonders in den tiefen Lagen unendlich schön ein: hinreißendes Klarinettenspiel, so auch in seiner stupenden Zugabe, dem Klarinettenkonzert von Carl Philip Emanuel Bach.
Abhängig von den Fähigkeiten des Spielers hat die Klarinette unter den Blasinstrumenten mit vier Oktaven den bei weitem größten Tonumfang: Schön spielt präzis, klangvoll, weich, mit unendlichem Atem. So: Atemloses Lauschen, und kollektive Verzückung!
Im unterhaltsamen und sehr melodiösen Klarinettenkonzert Es-Dur, Murray C63 (Sätze Allegro – Romance: Adagio non tanto – Rondo: Allegretto scherzante) hatte er mit brillantem Spiel zum hervorragend eingestellten Kammerorchester überzeugt, verführt.
Die Musik Rosettis in seinem zeitgenössischen Umfeld
Im zweiten Teil des Konzertes wurde die Musik Rosettis in das zeitgenössische Umfeld platziert: Mit der Sinfonie Es-Dur op-2/4 von Franz Xaver Richter, Vertreter der Mannheimer Schule, bedeutend für die Entwicklung der vorklassischen Sinfonie, erklang klassisch-ruhig, im Andante grazioso hübsch tändelnd, Musik im Stil einer italienischen Ouvertüre. Wie auch bei W. A. Mozarts Sinfonie G-Dur, KV 74 (Sätze Allegro Andante – Allegro), im Auftakt so unverkennbar mozartisch, auf einer Italienreise komponiert, spielerisch fröhlich durchgeführt.
Mit der kraftvoll- schwungvollen Sinfonie Nr. 36 Es-Dur Hob I:36 (Sätze Vivace – Adagio (mit berührendem Solodialog von Violine und Cello) – Menuetto - Allegro) von Joseph Haydn wurde klug der Kreis geschlossen. Eine bezaubernde Zugabe von Rosetti. Fazit: Ein berührendes, bezwingend schönes Konzert mit großartigen Interpreten!
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