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Wemding: Musikfestival im Wemdinger KunstMuseum war faszinierendes Miteinander

Wemding

Musikfestival im Wemdinger KunstMuseum war faszinierendes Miteinander

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    Mehrere Live-Auftritte verbreiteten stimmungsvolle Atmosphäre im ganzen Gebäude. Unser Bild zeigt Conny Pfau (Gesang und Vortrag) mit Rainer Harteis (Klavier).
    Mehrere Live-Auftritte verbreiteten stimmungsvolle Atmosphäre im ganzen Gebäude. Unser Bild zeigt Conny Pfau (Gesang und Vortrag) mit Rainer Harteis (Klavier). Foto: Barbara Würmseher

    Gibt es bessere Ausdrucksformen, um Menschen miteinander zu verbinden, als die Sprache, die der Kunst innewohnt? Die Sprache, die sich in Tönen, Tanz und Schauspiel, Farben und Formen artikuliert? Als am Samstag im KunstMuseum Donau-Ries das erste Musikfestival in diesen Räumen startet, ist die Antwort eindeutig. Menschen aller Art, Frauen, Männer, Kinder, Publikum, Akteure – mit und ohne Beeinträchtigung finden dort zusammen und so gerät die Veranstaltung zu einem "Festival für alle Menschen", wie Initiatorin Annette Steinacker-Holst erfreut feststellt. Sie hatte sie zusammen mit Förderkreis-Mitglied Katrin Klemme und einem Team des Trägervereins organisiert.

    "Hatschi Buh" hallt es zur Eröffnung aus dem Weißen Saal, wo die sechsköpfige Boygroup "Jumping Jack" den lautstarken Startschuss in den Nachmittag gibt. Knackiger Deutschrock mit kernigen Beats fesselt das Publikum – der Gute-Laune-Faktor ist garantiert und die Zuhörerinnen und Zuhörer verlieren sich gerne in Tönen und Rhythmen. Mit "Indianer Song", dem "Ganslied" und weiteren Eigenkompositionen legt die inklusive Formation um Frontmann Markus Dlouhy nach.

    Das KunstMuseum in Wemding sucht weit und breit seinesgleichen

    Der Begegnungscharakter dieser weit und breit einzigartigen Stätte wird schon in den ersten Minuten deutlich. Es geht um Regionalität, um Migration und um Inklusion und die Idee geht auf. Bezirksrat Peter Schiele freute sich, das alles einmal mehr im KunstMuseum erleben zu dürfen. Er ist ein erklärter Fan dieser Einrichtung, die auf 4600 Quadratmetern seit 20 Jahren das Miteinander im Blick hat. Schiele stellt in seinem Grußwort fest: "Der geballte Grundsatz der Inklusion zieh sich durchs ganze Haus."

    Absolut zauberhaft und betörend musizierten Olha Lytvynenko (links) und  Evelina Atroshchenkova aus der Ukraine.
    Absolut zauberhaft und betörend musizierten Olha Lytvynenko (links) und Evelina Atroshchenkova aus der Ukraine. Foto: Barbara Würmseher

    Als die letzten Gitarrenriffs, der letzte Akkord des Keyboards von "Jumping Jack" verklingt, ist Kontrastprogramm angesagt. In einer Ecke des Foyers sitzen zwei junge Frauen in Trachtenblusen, eine trägt einen Blütenkranz auf dem Haar. Die beiden Ukrainerinnen Olha Lytvynenko und Evelina Atroshchenkova sind optisch mit Folklore-Accessoires ihres Heimatlandes ausgestattet und musikalisch mit Bandura (der ukrainischen Lautenzither) und Geige. Als sie anfangen zwischen Gemälden und Skulpturen zu spielen und zu singen, hält das Publikum den Atem an. Zart und ungeheuer berührend stimmen sie mit ihren glasklaren Sopran- und Altstimmen Volkslieder aus ihrer Heimat und Popsongs an. Wunderschöne Melancholie und zarter Schmelz betören das Publikum.

    Stolz auf das KunstMuseum zeigt sich auch Landrat Rößle, der zum Zuhören gekommen ist. "Ich habe eine solche Einrichtung in Bayern kein zweites Mal gesehen." Er freue sich über den großen Andrang an Interessierten und ehrlich Begeisterten und beteuert, dass der Landkreis hier gerne unterstütze.

    Der blinde Rainer Herteis berührt die Herzen

    Dann geht es erneut in den Weißen Saal, der inzwischen für einen besonderen Dreiklang präpariert wurde. Conny Pfau (Vortrag und Gesang) und Rainer Herteis (Klavier) bieten eine Crossovermischung, die dazu einlädt, die Seele baumeln zu lassen. Der blinde Pianist lässt seine Finger in traumwandlerischer Sicherheit über die Tasten gleiten. Es sind betörende Improvisationen zwischen Jazz und Pop, die sanft fließend Töne und Harmonieren formen, die die Herzen berühren. Mal solistisch, mal im Duett mit Conny Pfaus weich federnden Altstimme perlen die Läufe nur so dahin.

    Die Band "Jumping Jack" eröffnete mit Deutschrock das Programm. Die sechsköpfige Boygroup aus dem Landkreis lebt Inklusion aus Überzeugung.
    Die Band "Jumping Jack" eröffnete mit Deutschrock das Programm. Die sechsköpfige Boygroup aus dem Landkreis lebt Inklusion aus Überzeugung. Foto: Barbara Würmseher

    "Heraus mit den Sprachen" heißt es im Wechsel zu den musikalischen Einlagen. Conny Pfau gibt kleine literarische Kostproben zum Besten, die sie aus dem gleichnamigen Buch rezitiert. Darin sind zum einen Bilder ausgewählter Künstlerinnen und Künstler aus dem deutschsprachigen Raum festgehalten, zum anderen Texte von Autorinnen und Autoren, die sich zu diesen Bildern Gedanken gemacht haben. Anrührend, lustig, überraschend und wunderbar! "Feel good" fordern Conny Pfau und Rainer Herteis als Schlusspunkt noch einmal musikalisch auf – und wer hätte sich diesem Wunsch entziehen können?

    Dann geht es in die Afrika-Sektion des KunstMuseums, wo hölzerne Masken und thematisch passende Malerei diesen Kontinent künstlerisch vermitteln. Tina S. (Schrei) aus Huisheim und der Nördlinger Walter L. (Lehmann) zaubern meditative, fast sphärische Klänge mit Gesang, Gitarre, Trommel und Sonodrum Handpan. Tina S. verfügt über eine faszinierende, klare und kultivierte Stimme, die sie prägnant und voluminös, dann wieder zurücknehmend einsetzt.

    Die Festival-Initiatorinnen Annette Steinacker-Holst (links) und Katrin Klemme freuen sich über die Darbietung des Percussion-Duos Tina S. (Schrei) und Walter L. (Lehmann).
    Die Festival-Initiatorinnen Annette Steinacker-Holst (links) und Katrin Klemme freuen sich über die Darbietung des Percussion-Duos Tina S. (Schrei) und Walter L. (Lehmann). Foto: Barbara Würmseher

    Am Ende schließlich werden selbst die Zuhörerinnen und Zuhörer zu Akteuren. Katrin Klemm schart sie in der Klangwerkstatt um sich, wo das Miteinander an diesem Nachmittag noch einmal eine ganz neue Ausdrucksform findet. Mit Body-Percussion lassen sich Gäste, Organisatoren und Künstler gemeinsam vom Takt der Trommel bis in den frühen Abend treiben.

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