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Wemding: In Wemding nimmt jetzt auch die Kirche Flüchtlinge auf

Wemding

In Wemding nimmt jetzt auch die Kirche Flüchtlinge auf

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    Der Pfarrsaal wird in Wemding zur Notunterkunft für Flüchtlinge. Kirchenpfleger Gottfried Hänsel sieht dies als "gutes Zeichen".
    Der Pfarrsaal wird in Wemding zur Notunterkunft für Flüchtlinge. Kirchenpfleger Gottfried Hänsel sieht dies als "gutes Zeichen". Foto: Wolfgang Widemann

    Wo sonst Seniorennachmittage, Gruppenstunden und Vorträge stattfinden, herrscht jetzt gähnende Leere. Der katholische Pfarrsaal im Haus St. Emmeram in Wemding ist ausgeräumt. Handwerker haben vor einigen Tagen ein rotes Vlies über den Parkettboden gespannt. Im Mehrzweckraum im Erdgeschoss stehen nun auch Kindertische und -stühle, in den Toiletten wurde jeweils ein Waschbecken abmontiert, damit Duschzellen platziert werden können. Schon bald wird das Gebäude für Wohnzwecke genutzt. Kirchenpfleger Gottfried Hänsel gab den Anstoß dazu: "Das ist ein Beitrag der Pfarrgemeinde, den Menschen in Not beizustehen." 

    Die Suche des Landratsamts nach Unterkünften für Flüchtlinge hat über die Sommerferien in der Stadt Wemding für einige Aktivitäten gesorgt. Die Kommune und die katholische Kirche boten mehrere Notquartiere an, von denen inzwischen das erste belegt ist. Weitere Asylsuchende sollen in der Wallfahrtsstadt in den kommenden Wochen ein Dach über dem Kopf bekommen. Es handelt sich jedoch nur um Übergangslösungen, bis in Wemding eine größere, mittelfristige Herberge geschaffen ist. Dafür gibt es bereits Überlegungen.

    Das Landratsamt fasste die Wemdinger Stadthalle als Unterkunft ins Auge

    Das Thema Asyl war dem Vernehmen nach Ende Juli in Wemding plötzlich sehr präsent. Die Kreisbehörde in Donauwörth, die händeringend nach Unterkünften für die zunehmende Zahl an Flüchtlingen sucht, hatte die Wemdinger Stadthalle im Auge. Die sollte "beplant" werden, um dort eine größere Zahl an Asylsuchenden unterzubringen. Ähnliches drohte bekanntlich in der Wörnitzhalle in Harburg. Die Wemdinger Stadthalle ist für Schulen und Vereine aber ebenfalls von großer Bedeutung. Deshalb machten sich die Verantwortlichen der Kommune umgehend auf die Suche nach Alternativen.

    In diesem Gebäude in der Wemdinger Altstadt sind seit Ende September rund 25 Flüchtlinge untergebracht.
    In diesem Gebäude in der Wemdinger Altstadt sind seit Ende September rund 25 Flüchtlinge untergebracht. Foto: Wolfgang Widemann

    Einen ganzen Tag lang seien Mitglieder des Stadtrats durch den Ort gegangen, um geeignete Gebäude und Grundstücke in Augenschein zu nehmen, berichtet Bürgermeister Martin Drexler. Ergebnis: Die Stadt, in der bisher keine größere Asylunterkunft existierte, bot dem Landkreis folgende Örtlichkeiten als Notunterkünfte an: das Obdachlosenheim in der Seelgasse, ein Haus im Sandbichelring, eine Container-Unterkunft im Sandfeldring und Räume im Erdgeschoss im Haus des Gastes (Trauungszimmer).

    Dritter Bürgermeister Gottfried Hänsel, der auch stark in der Pfarrgemeinde engagiert ist, ergriff als Kirchenpfleger die Initiative und brachte das Haus St. Emmeram als weitere Alternative ein. Stadtpfarrer Wolfgang Gebert habe sofort zugestimmt und die Kirchenverwaltung habe für diese im Donau-Ries-Kreis bislang ziemlich einmalige Maßnahme ebenfalls ihr Einverständnis gegeben, so Hänsel. Der wertet den Schritt als "gutes Zeichen, das von der Kirche gegeben wird". Für das kirchliche Leben bedeute dies freilich einige Einschnitte.

    In den Pfarrsaal sollen Stockbetten für bis zu 30 Personen kommen

    Um das Begegnungshaus bewohnbar zu machen, waren einige Umbauten nötig. Das Konzept sieht vor, dass in den rund 120 Quadratmeter großen Pfarrsaal (Stock-)Betten, Schränke und Stühle für 25 bis 30 Personen kommen. Die Flüchtlinge könnten sowohl die Küche im ersten Stock als auch den Mehrzweckraum (als Aufenthalts- und Essensbereich) und die Sanitärräume im Erdgeschoss nutzen. Die Caritas-Kreisstelle und die Wemdinger Tafel würden im Haus St. Emmeram weiter betrieben.

    In die Toiletten von Haus St. Emmeram sind Duschzellen eingebaut.
    In die Toiletten von Haus St. Emmeram sind Duschzellen eingebaut. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Kirchenverwaltung schloss mit dem Landratsamt einen Nutzungsvertrag für erst einmal 90 Tage. Der Pfarrsaal werde voraussichtlich Mitte September bezogen. Bereits seit etwa zwei Wochen belegt ist das zweistöckige Gebäude in der Seelgasse. Rund 25 Mütter und ihre Kinder aus der Ukraine leben jetzt dort. Als "bezugsfähig" meldet der Bürgermeister die Container, welche die Stadt im Sandfeldring aufgestellt hat. Dort sollen zwölf Personen für ein halbes Jahr einquartiert werden. Im Haus des Gastes könnten vorübergehend neun Plätze geschaffen werden, jedoch fehle es an Duschen. Das ehemalige Privathaus im Sandbichelring, das vor einigen Jahren schon einmal als Asylunterkunft diente, müsste erst noch hergerichtet werden: "Da ist aktuell nichts geplant."

    Auf diesem Grundstück an der Straße Neuhau am Stadtrand von Wemding könnte mittelfristig eine Unterkunft für Flüchtlinge entstehen.
    Auf diesem Grundstück an der Straße Neuhau am Stadtrand von Wemding könnte mittelfristig eine Unterkunft für Flüchtlinge entstehen. Foto: Wolfgang Widemann

    Die genannten Objekte, so betont Martin Drexler, würden vorübergehend belegt. Ziel sei, in Wemding einen größeren "zentralen Ort" für Asylsuchende als mittelfristige Lösung zu schaffen. Ein Grundstück dafür ist schon ausgesucht: eine Wiese neben dem Gelände der einstigen Kläranlage an der Straße Neuhau. Das Areal, das der Kommune gehört, ist einer Informationstafel zufolge derzeit als "Blühfläche" ausgewiesen. Im Gespräch ist eine Unterkunft mit einer Kapazität von bis zu 100 Personen.

    Nach dem Krieg nahm Wemding rund 2000 Menschen auf

    In der Stadt gebe es bezüglich der angedachten und verwirklichten Lösungen auch kritische Stimmen, ist von den Verantwortlichen zu hören. Gottfried Hänsel merkt an: "Wemding hat nach dem Zweiten Weltkrieg rund 2000 Menschen aufgenommen, und das bei weniger als der Hälfte des heutigen Gebäudebestands."

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