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Wemding: 300 Menschen demonstrieren in Wemding gegen Reichsbürger-Treffen

Wemding

300 Menschen demonstrieren in Wemding gegen Reichsbürger-Treffen

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    Rund 300 Menschen kamen zu der Demonstration für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Wemding.
    Rund 300 Menschen kamen zu der Demonstration für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Wemding. Foto: Wolfgang Widemann

    Die räumliche Distanz zwischen den beiden Veranstaltungen in Wemding an diesem Samstagnachmittag beträgt nur etwa zwei Kilometer. Inhaltlich liegen zwischen dem "Zukunftskongress" in einem Hotel in der Nähe der Stadt und der "Demonstration für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" jedoch Welten. Auf der einen Seite treffen sich mutmaßliche Reichsbürger, welche die Bundesrepublik als Staat nicht anerkennen wollen. Auf der anderen Seite appellieren Politiker aus der Region auf dem Festplatz am Johannisweiher an rund 300 Menschen, den

    Heiko Höllriegl ist einer der Demonstranten. Dem Aufruf der Kommune sei er gerne nachgekommen, sagt der Fessenheimer gegenüber unserer Redaktion. Er wolle sich in Wemding zeigen und sich für die Werte unseres Staates einsetzen. Höllriegl macht sich Sorgen: "Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist immer mehr in Gefahr." Eine Harburgerin bringt ihre Motivation, an der Kundgebung teilzunehmen, so auf den Punkt: "Ich bin hier, weil es wichtig ist." Es gelte das Motto: "Wehret den Anfängen."

    Gewerbeverband-Vorsitzender: "Wemding ist nicht Heimat der Reichsbürger"

    Ein großer Teil der Versammelten, von denen nicht wenige zum ersten Mal in ihrem Leben bei einer Demo dabei sind, kommt direkt aus Wemding. Klaus Fischer ist einer von ihnen. Der Geschäftsinhaber und Vorsitzende des Gewerbeverbands "will zeigen, dass Wemding eine nette Stadt ist und nicht Heimat der Reichsbürger". Einige Leute haben selbst gefertigte Pappschilder dabei. "Hier sollen Fuchsien blühen, keine Reichsbürger", steht auf einem. Auf gelben Transparenten ist in Großbuchstaben zu lesen: "Kein Platz für Reichsbürger in Wemding." Eines davon hält der frühere Bürgermeister Jürgen von Streit hoch. Der SPD-Ortsverein zeigt mit einem Banner Präsenz. Auf der Wiese steht auch der katholische Stadtpfarrer Wolfgang Gebert.

    Um das Rednerpult haben sich zahlreiche Politiker aus der Kommune und dem Landkreis Donau-Ries versammelt. Die Polizei und ein Sicherheitsdienst sind ebenfalls vor Ort. An mehreren Stellen in der Stadt haben sich die Gesetzeshüter mit Streifenwagen postiert. Ursprünglich sollte die Demo an der Zufahrt zu dem Hotel stattfinden. Auf Wunsch der

    Bürgermeister verweist auf das Grundgesetz und die bayerische Verfassung

    Als Versammlungsleiter fungiert Bürgermeister Martin Drexler. Er bekennt sogleich, dass ihm diese Rolle recht neu sei. Drexler verweist auf das Grundgesetz und die bayerische Verfassung. Diese seien in einem Geschichtszusammenhang zu sehen. Zur Ideologie der Reichsbürger merkt der Rathauschef an: "Wir widersprechen ausdrücklich, wenn der Weg zurück in das Deutsche Reich gesucht wird, man nach deutsch, jüdisch und christlich abgrenzt, sich nicht klar und unzweifelhaft zur Demokratie, zum Staatswesen und unserer verfassungsgemäßen Ordnung bekennt". Und Drexler wird deutlich: "Eine solche Veranstaltung wollen wir nicht in unserer Stadt haben." Und weiter: "Wir schweigen nicht. Unsere Demokratie ist wehrhaft."

    Zweiter Bürgermeister Johann Roßkopf erinnert an Gewalttaten, die Reichsbürger in der jüngeren Vergangenheit begingen. Er sendet ebenfalls eine klare Botschaft: "Wir wollen nicht zurück ins Deutsche Reich. Wir wollen in einem demokratischen Deutschland, in einem friedlichen Europa und in unserer liebenswerten schwäbisch-bayerischen Heimat leben."

    Dritter Bürgermeister Gottfried Hänsel nimmt auch den Hotel-Betreiber, der den Reichsbürgern die "Konferenz" in Wemding ermöglicht, mit in die Verantwortung: "Mit seinem Verhalten verursacht er für unsere Stadt eine katastrophale Außenwirkung und beschädigt unser öffentliches Ansehen in der Region und darüber hinaus." Die Nachricht, dass "vor unserer Haustür" Rechtsextremisten zu einer Veranstaltung einladen, "beschmutzt unsere ehrbare Stadt zutiefst". Hänsel mahnt, dass auch "unsere Demokratie zerbrechen kann".

    Roland Schuster, Vorsitzender der PWG-Fraktion im Wemdinger Stadtrat, zeigt sich ebenfalls bestürzt über den "Zukunftskongress". Schuster fordert die Reichsbürger auf, "ihre untragbaren und verletzenden Aktivitäten gegen die Gesellschaft und unser Rechtssystem einzustellen".

    Bundestagsabgeordneter bei Demo: Bin stolz auf die Wemdinger

    Der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler sagt: "Wir unterstützen die Wemdinger heute mit vollem Einsatz." Die demokratischen Prinzipien dürften nicht in Frage gestellt werden. Mit Blick auf die Reichsbürger-Szene merkt Fackler an: "Man mag es kaum glauben, wie manche Menschen in unserem Land ticken." Der Bundestagsabgeordnete Christoph Schmid zeigt sich beeindruckt von der Kundgebung und wendet sich mit Blick auf die Demonstration persönlich an Bürgermeister Drexler: "Ich bin stolz auf dich und die Bürgerinnen und Bürger deiner Stadt." Den Versammelten ruft Schmid zu: "Wir sind die wahre Zivilgesellschaft." Die sei bunt und vielfältig.

    Bürgermeister Martin Drexler hielt bei der Kundgebung eine Rede.
    Bürgermeister Martin Drexler hielt bei der Kundgebung eine Rede. Foto: Wolfgang Widemann

    Der Donauwörter Umwelt-Bürgermeister und Kreisrat Albert Riedelsheimer erklärt: "Wir sind hier, um Ja zu sagen für unsere Demokratie." Stellvertretende Landrätin Claudia Marb erläutert noch einmal, dass sich der "Kongress" in dem Hotel rechtlich nicht verbieten habe lassen. Marb fügt sogleich hinzu: "Wir verteidigen heute gemeinsam unsere freiheitliche demokratische Grundordnung." Bezirksrat Peter Schiele äußert sich nachdenklich: "Wir spüren alle in den vergangenen Monaten, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind."

    Im Bereich des Hotels in Wemding wird ein Reporter verletzt

    Während es bei der Demo auf dem Festplatz friedlich bleibt, kommt es in besagtem Hotel außerhalb der Stadt am Samstagnachmittag zu einem Zwischenfall. Nach Informationen unserer Zeitung soll ein Teilnehmer des "Kongresses" einem Reporter, der sich dort aufhielt, dessen Kamera ins Gesicht gedrückt haben. Der Medienvertreter erlitt offenbar leichte Verletzungen. Die Polizei ermittelt. Am Abend folgte dann eine Razzia in dem Hotel.

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