Es ist Weihnachten. Und einigen ist nicht zum Feiern zumute. Es gibt Menschen im Landkreis Donau-Ries, die wissen schlichtweg nicht, wie es weitergehen soll nach dem, was das Jahrhunderthochwasser im Juni angerichtet hat. Sie wissen nicht, ob ihr Haus je wieder bewohnbar sein wird. Zusum Anfang Juni: Sperrmüll auf den Straßen, Wasser auf den Feldern ringsum, brummende Generatoren, ein beißender Ölgeruch, der die sommerliche Luft schwer macht wie Blei. Dazwischen die Menschen, abgearbeitet, oft verzweifelt. Wie sieht jetzt ihr Weihnachten aus?
Das allererste Weihnachten ist wahrscheinlich nicht das gewesen, was wir uns romantischerweise vorstellen. Plätzleduft lag wohl kaum über Bethlehem am Tag der Geburt Christi. Es ist eine Situation gewesen, damals im Jahre null, in der Bedrückung und vielfach Unterdrückung herrschten. Gott hätte sich zweifelsohne einen prachtvolleren Ort aussuchen können für jene weltgeschichtliche Zäsur. Nein, es ist eine Szenerie der Armut und der Schwachheit, in der Christus zu den Menschen kommt. Und immer wieder zeigt uns das die Heilige Schrift: Jesus als vermeintlich schutzloses Baby, dann Jesus als kleines Kind – und am Schluss: als der Verfolgte, Gemarterte, Verspottete und Bespuckte, Jesus am Kreuz. Und doch ist dies nicht das Ende. Christus ist auferstanden, am Schluss ist er der Sieger.
In Christus zeigt Gott, wo sein Blick hingeht: zu den Leidenden
Und in Christus zeigt Gott immer wieder, wo sein Blick hingeht. Hin zu jenen, die durch das Leid herausgefordert werden in dieser Welt, zu den Schwachen, den in dieser Welt Verstoßenen, eben den Leidenden. Das soll keineswegs bedeuten, dass Ungerechtigkeiten einfach hingenommen werden sollen, nein, ganz im Gegenteil. Der ganze christliche Glaube, die ganze Theologie ist vielmehr durchdrungen von der Hoffnung auf Gerechtigkeit und von der Forderung an uns Menschen, es Christus endlich gleich zu tun - in der Hinwendung zu den Nächsten und im vollen Gottvertrauen.
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Man mag eine Weile brauchen, um diese Zusicherung aus der Bibel zu verstehen. Es lohnt sich aber immer, darüber nachzudenken und zu beten. In den vom Hochwasser betroffenen Gebieten war auch jene kraftvolle Seite zu sehen. Die Kraft in der vermeintlichen Schwachheit war von Anfang an präsent: die Solidarität der Menschen untereinander, die Hunderten an Helfern, die bis zur Erschöpfung und unentgeltlich schufteten für ihre Nachbarn, die Spenden, die bis heute anhalten. Das gibt Hoffnung und Zuversicht. Gerade auch mit Blick auf diese hellen Momente in der Krise lässt sich Weihnachten besser verstehen: Gott ist da, immer, gerade auch in den Momenten der Schwäche. In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest 2024.
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