Die Meldung klingt erst einmal kurios. In Donauwörth ist in dieser Woche ein Auto mit einem Waschbär zusammengestoßen, der über die Straße lief. Ein solches Tier in unserer Region? Und dann auch noch im Ort. Bei diesem Thema müssten sich die Jäger in der Region am besten auskennen. Auf Nachfragen unserer Redaktion sind die Antworten eindeutig: Ja, der Waschbär ist im Landkreis Donau-Ries längst angekommen. Es gibt konkrete Hinweise, dass er sich zuletzt sogar rasant vermehrt hat. Eine gute Nachricht sei dies nicht, da sind sich die Vertreter der hiesigen Jagdverbände einig.
Wildunfälle mit Waschbären seien ein durchaus seltenes Ereignis, berichtet Stephan Roßmanith, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei im Donau-Ries-Kreis. Die Statistik, welche die Jagdbehörde im Landratsamt führt, zeigt: Wenn überhaupt, so wurde in den vergangenen Jahren höchstens eine solche Karambolage gemeldet. Ausnahme: Im Jagdjahr 2022/23 waren es drei. Ganz anders sieht es bei den durch Jäger erlegten Tieren aus: Bis 2020 waren es jeweils nur ein paar wenige pro Jahr. Zuletzt stiegen die Zahlen aber stark. 2022/23 waren es schon 27 getötete Waschbären sowie 2023/24 sogar 57.
Waschbären sind in Deutschland seit Jahrzehnten heimisch und breiten sich aus
Dies verwundert nicht. In Teilen von Deutschland ist der Waschbär, der eigentlich aus Nordamerika stammt, seit Jahrzehnten heimisch. Besser gesagt: Tiere, die aus Zuchtanlagen ausgebrochen oder sonst wie in die Natur gelangt sind, vermehrten sich im Osten und in Hessen rasant - und sind dort zu einer Plage geworden, da sie auch die Nähe zum Menschen nicht scheuen, sich auf Dachböden und in Hütten „einnisten“, in den Gebäuden und in Gärten erhebliche Schäden anrichten, Mülltonnen plündern und auch gerne Mal einen frisch verlegten Rollrasen auf der Suche nach Kleingetier umpflügen, wie Rupprecht Walch, stellvertretender Vorsitzender des Kreisjagdverbands Nördlingen, weiß.
Walch bestätigt: Im Landkreis Donau-Ries sei der Allesfresser, der bis zu 70 Zentimeter lang und zehn Kilogramm schwer werden kann, immer öfters anzutreffen. „Vor allem aus Richtung Aalen drückt er zu uns rein“, erläutert Walch. Die Waidmänner seien aufgerufen, die Waschbären „verstärkt zu jagen und einzudämmen“, denn die Einwanderer mit dem buschigen, schwarz-weiß geringelten Schwanz nervten nicht nur die Menschen, sondern richteten auch erheblichen Schaden in der Natur an.: „Sie bedrohen gefährdete Arten.“ Dazu zählten beispielsweise Bodenbrüter, wie der Große Brachvogel. Die Bären - zu dieser Gattung gehören die besagten Tiere - plünderten gerne deren Gelege.
Im Landkreis Donau-Ries leben Waschbären bislang vor allem nördlich der Donau
Robert Oberfrank, Vorsitzender der Jagd-Kreisgruppe Donauwörth, sieht in der zunehmenden Waschbären-Population ebenfalls ein Problem: „Wenn er einmal da ist, wird er wirklich zur Plage.“ Bislang sei diese Tierart vor allem nördlich der Donau zu beobachten. Dies sei ersichtlich, da sie auf Fotos von Wildkameras auftauche, in Lebendfallen gefangen oder in der Flur geschossen werde. Südlich des Flusses, der offenbar (noch) eine gewisse Barriere bei der Ausbreitung bildet, trete der Waschbär bislang „nur ganz vereinzelt“ auf.
Oberfrank und Roßmanith warnen zudem, sich einem Waschbär zu nähern. Wenn sich dieser in die Enge getrieben fühle oder nach einem Unfall verletzt sei, könne es durchaus vorkommen, dass er Menschen attackiert. „Waschbären haben ein territoriales Gehabe und verteidigen ihr Revier“, merkt Oberfrank an.
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