DZ: Werner Egk und die kürzlich aus seinem Briefverkehr ausgewerteten antisemitischen Aussagen haben zuletzt für Wirbel gesorgt. Es gab eine Studie und damit einhergehend ein Maßnahmenkatalog zum Umgang mit Egk in Donauwörth. Die Grünen haben als einzige Fraktion - gemeinsam mit Johannes Thum von der ÖDP - im Stadtrat gegen dieses Paket gestimmt. Warum?
ALBERT RIEDELSHEIMER: Wir Grünen stehen sicherlich am Klarsten gegen Antisemitismus. Wir haben ja nicht gegen die Veränderungen im Umgang mit Werner Egk gestimmt. Im Gegenteil. Für uns sind die beschlossenen Maßnahmen zu lasch. Leider wurde es ja verweigert, dass einzeln über die jeweiligen Punkte des Maßnahmenkatalogs abgestimmt wird. Wir können ja vielem zustimmen: der Umbenennung der Musikschule, der Aberkennung des Ehrengrabs, der Weiterentwicklung der Egk-Gedenkstätte zum Dokumentationszentrum, die wichtig ist, da dieser Ort dringend um das Kapitel des Nationalsozialismus erweitert werden muss. Wir sagen ja nicht, wie die ÖDP, dass der Name vollends getilgt werden muss. Aber uns war und ist es unverständlich, dass ein zentrales Element, der Egk-Platz in Auchsesheim samt Büste, unangetastet bleibt. Es ist schlicht nicht mehr zeitgemäß, einen Platz nach jemandem zu benennen, der antisemitisch war - und das übrigens bereits in den 1920er Jahren. Egk war also pro-aktiv antisemitisch, er war nicht „nur“ passiv antisemitisch. Eine nach einer Person benannter Platz, das ist eine besondere Würdigung dieses Menschen. Der Platz hat die größte Außenwirkung. Und er hatte ja früher wohl zudem ohnehin einen anderen Namen. Man muss sich vorstellen: Egk diffamierte in seinen Briefen ja auch die Apostel aus dem Evangelium. Aktuell hat das Pfarrheim in Auchsesheim die Adresse Werner-Egk-Platz. Das passt nicht - und ich als kirchlich engagierter Mensch halte das für schwer tragbar.
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